Es ist schön, dass in der letzten Zeit wieder mehr gute Musik aus dem harten Bereich ihren Ursprung im musikalisch oft verschmähten Deutschland hat. SIX REASONS TO KILL sind auch so ein Fall einer Band, der bisher leider viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Anlässlich des neuen Albums „Reborn“, der damit verbundenen Record-Release-Party, des ersten eigenen Bandvideos und eines neuen Line-up, gab es also genug offene Fragen, die ich Sänger Christian mailte.
Wie fühlt es sich an, „Reborn“ zu sein? Meiner Meinung nach hat das neue Line-up eurem Sound mehr als gut getan. Ihr habt jetzt auf jeden Fall mehr Melodien mit drin.
„Unglaublich gut, wir sind alle heiß auf die kommenden Shows. So schade und hart der Weggang der alten Urbesetzung auch war, es hat uns eigentlich nur gut getan. Durch Loc an der Gitarre ist einfach ein Mann in unsere Reihen gekommen, der versucht Brutalität und Melodie zu verschmelzen. Die Platte klingt durch die neuen Leute in der Band natürlich wesentlich frischer, obwohl ich auch denke, dass die momentane Entwicklung bei SRTK erst beim nächsten Album so richtig ausgereift sein wird. Wir haben den Großteil der Songs in den drei Monaten geschrieben, in denen wir Loc kennen gelernt haben. ‚Reborn‘ kann also als eine Momentaufnahme gesehen werden, die zeigt, wo es mit SRTK hingeht.“
Auf der neuen Scheibe findet sich euer erstes eigenes Musikvideo zu dem Song „Retribution“. Wer hatte die Idee zu dieser doch eher „ghettolastigen“ Darstellung? Ich meine damit dieses gänzlich unmetallische Auftreten und die Grafitti-Sprüherei ...
„Als wir auf der Suche nach einer ‚geilen‘ Location waren, sind wir immer wieder auf das Gelände des Schlachthofes in Wiesbaden gekommen. Wir wollten etwas Tristes, Karges, und die Graffitis im Hintergrund geben dem Ganzen dann doch noch die nötige Farbe. Wir hatten uns schon zuvor darauf geeinigt, etwas mit Graffiti zu machen, und dann bot es sich an, das Ganze in ein kleines ‚Konzept‘ zu packen ... Es sollte aber auf keinen Fall ghettolastig erscheinen, eher oldschoolig. Deshalb auch die recht schnellen Schnitte.“
Jetzt, da die Platte draußen ist, steht natürlich eine Tour an. Im April wart ihr noch als Support für Bolt Thrower im Gespräch, auch wenn die Sache schon damals mit Problemen behaftet war. Was hat sich in dieser Hinsicht inzwischen getan?
„Das Bolt Thrower-Ding hat sich erledigt, die Tour ist meines Wissens nach eh auf unbestimmte Zeit verschoben. Wir sind gerade dabei, etwas für den Herbst an Land zu ziehen. Ist aber alles super schwer, da man nirgends ohne Buy-on drauf kommt! Du glaubst gar nicht, was bei solchen Touren für Preise herrschen – unglaublich. Wir sind eine kleine Band und können uns keine Unsummen leisten, um auf einer größeren Tour mitzufahren. Aber wir sind natürlich offen für alles, was kommen mag. An der Stelle der Aufruf an alle Booker und Veranstalter: Wenn ihr eine Show oder Tour mit uns veranstalten wollt, könnt ihr gerne mit uns in Kontakt treten.“
In den Texten der neuen Platte zerfließen mehr denn je die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Kannst du mal ein wenig die Songs umreißen?
„Ich empfinde die Texte als sehr real und versuche meine Gedanken in Metaphern wiederzugeben, einfach um ihnen eine düstere Atmosphäre zu verpassen. ‚Symbols of ignorance‘ handelt vom menschlichen Drang nach Macht, egal zu welchem Preis. Unterm Strich zählt doch nur der wirtschaftliche Erfolg. In ‚Cutting away‘ versuche ich die Gefühle jener Menschen wiederzugeben, die mit ihrem Körper nicht zurecht kommen. ‚Retribution‘ handelt einfach davon, dass, egal ob wir schweigen oder die Augen verschließen, die Wahrheit immer ans Licht kommt und unser wahres machtbesessenes Gesicht zeigt. Jeder weiß doch, was in dieser Welt schief läuft, aber keiner tut etwas dagegen, im Gegenteil, wir nehmen es einfach hin. ‚Against all enemies‘ ist natürlich eine Anspielung auf die Politik, die von unseren ‚Weltmächten‘ verfolgt und betrieben wird. ‚A cold sensation‘ ist ein sehr persönlicher Text, den ich einem meiner besten Freunde gewidmet habe. Er hat die schwerste Entscheidung, die einem Menschen widerfahren kann, fällen müssen. Er musste zwischen Leben und Tod seiner neugeborenen Tochter entscheiden! Eine Entscheidung, die ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen würde. Ich habe einfach versucht, seine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen. Auch der Glaube spielte dabei eine große Rolle. ‚Dying peace‘ ist quasi die Antwort auf ‚Symbols of ignorance‘, mit der Aufforderung, etwas gegen die Missstände zu unternehmen und die Ketten, die uns fesseln, aufzubrechen. ‚Last prayer‘ soll dazu anregen, einmal darüber nachzudenken, warum Menschen immer anfangen zu beten und um Vergebung ihrer Sünden flehen, wenn sie merken, dass es mit ihnen zu Ende geht. Diese heuchlerische Seite der Menschheit finde ich faszinierend.“
Wann tretet ihr endlich auf dem With Full Force-Festival auf ...?
„Hahaha, da fragst du leider den Falschen! Schreib denen doch mal eine Mail und frage die das ... Wir würden natürlich super gerne mal da spielen, wahrscheinlich sogar lieber bei der Knüppelnacht als auf der Hardbowl-Stage, hihihi! Mal sehen, bisher waren einfach immer zu spät dran für das Festival, ich hoffe aber wirklich, dass es nächstes Jahr klappt ...“
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