Es macht richtig Spaß, sich mit Daniel Erb zu unterhalten. Der singende Gitarrist der Collegerocker SIX GALLERY aus Ohio ist nämlich vielfältig interessiert und hört neben Bands wie WEEZER und den GET UP KIDS gerne Metal und frühe Punkbands. Mit manchen von ihnen verbinden ihn auch aberwitzige Geschichten, wie in unserem Interview deutlich wurde. In diesem bat ich Daniel, Stellung zu seinen Lieblings-Album-Artworks zu nehmen und kurz zu begründen, warum sie ihm wichtig sind – ein Thema, das sich nach dem Titel des aktuellen SIX GALLERY-Albums „Breakthroughs In Modern Art“ nahezu aufdrängte.
THE CLASH London Calling (Epic, 1979)
Artwork: Pennie Smith[/b]
Punk lebte einst von Wut und Rebellion – und dieses Cover bildet beides perfekt ab. Es zeigt Paul Simonon, der seinen Bass auf die Bühne schmettert und damit klar macht, dass Musik mehr als nur Spaß ist. Wir alle machen Musik, weil sie uns eine Menge bedeutet. Deswegen stecken wir unser Herzblut in unsere Songs und dieses Cover bildet genau das ab.
WEEZER The Blue Album (DGC, 1994)
Artwork: Todd Sullivan[/b]
Ich habe hin und her überlegt, ob ich dieses Artwort überhaupt nennen sollte. Schließlich ist es nicht besonders außergewöhnlich: Die Band steht vor einem blauen Hintergrund und guckt geradeaus den Hörer an, weswegen manche dieses Cover nicht einmal als ansatzweise künstlerisch ansehen. Allerdings hätte ich auch große Probleme, WEEZER hier gar nicht zu erwähnen, denn das Album begleitet uns seit unseren Teenagertagen. Zudem kenne ich niemanden, der WEEZER nicht mag: Alle Punks, Metalheads und Grindcore-Kids, die ich kenne, können sich auf diese Band einigen.
MISFTS Horror Business (Plan 9, 1979)
Artwork: Der Künstler ist mir leider nicht bekannt[/b]
Diese 7“ ist mir extrem wichtig. Der unverkennbare Crimson Ghost ist auf dem Cover, das Markenzeichen der MISFITS, die ich liebe, seit ich 17 bin. Diese Liebe entstand daraus, dass meine Eltern mich eines Winters für einen Kurs angemeldet haben, bei dem man schnelles Lesen lernen sollte. Er fand jeden Samstagmorgen statt und ich erinnere mich noch genau daran, wie ich jedes Mal dorthin fuhr, diese Single hörte und nach und nach immer mehr den MISFITS verfiel.
SKELETONWITCH Breathing The Fire (Prosthetic, 2009)
Artwork: Andrei Bouzikov[/b]
SKELETONWITCH sind sehr gute Freunde von uns, die mit uns in Athens, Ohio aufgewachsen sind. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass dieses Artwork gar nicht von ihrem Drummer Derrick Nau stammt. Normalerweise macht er alle Designs für die Band und bringt dabei tolle Kreationen von Horror- und Zombiebildern zustande. Aber Andrei Bouzikov hat auch schon Erfahrungen mit Coverdesings für MUNICIPAL WASTE und andere Thrash-Bands gemacht und hat hier auch sehr gute Arbeit geleistet: Im Zentrum eines beängstigenden Szenarios aus Feuer, Lava und Tötenköpfen steht ein gehörntes Skelett, das zwei Schädel zusammen schlägt und Flammen atmet, die den Bandnamen bilden.
THE CARS Candy-O (Elektra, 1979)
Artwork: Alberto Vargas[/b]
Das ist ein Albumcover, das auf jedermanns Liste der zehn besten Cover steht. Aber das macht nichts, denn mich und dieses Artwork verbindet eine ganz nette Geschichte: Als ich noch auf der Highschool war, sind einige Freunde und ich regelmäßig Platten kaufen gegangen. Das Bescheuerte daran war, dass ich zu dem Zeitpunkt gar keinen Plattenspieler hatte, sondern die Platten nur kaufte, um cool auszusehen. Ich habe bestimmt 50 bis 60 Platten gekauft, ehe ich überhaupt einen Plattenspieler hatte. Die Platten mit den coolsten Artworks habe ich mir damals an die Wand gehängt, und diese Platte war eine davon.
THE GET UP KIDS Something To Write Home About (Vagrant, 1999)
Artwork: Travis Millard[/b]
Travis Millard ist ein unglaublicher Künstler! Hier sitzen zwei Roboter an einem Tisch und der eine lehnt sich an die Schulter des anderen an und hat so einen affektiert-traurigen Blick. Ich mag dieses Cover so gerne, weil es das Album in meinen Augen perfekt beschreibt: Es war das letzte Emo-Album, das wirklich gut und relevant war, und das Cover drückt genau das aus! Ich muss aber auch zugeben, dass ich es hasse, das Wort „Emo“ zu benutzen, wenn ich die GET UP KIDS beschreibe.
NIRVANA In Utero (DGC, 1993)
Artwork: Robert Fisher/Kurt Cobain[/b]
Seitdem ich zehn bin, bin ich sehr großer NIRVANA-Fan. Eine Zeit lang habe ich alles von ihnen gekauft, was ich in die Finger bekam: Alben, Singles, Bücher und so weiter. Meine Wände waren voll mit Postern von ihnen und ich konnte von dieser Band einfach nicht genug bekommen. Das Cover dieses Albums zeigt ein transparentes Männchen mit Engelsflügeln und das Backcover zeigt eine Kollage aus Föten und Körperteilen, die auf einem Bett aus Orchideen und Lilien liegen. Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, war ich sehr jung und hatte sofort das Gefühl, dass ich es nicht sehen sollte. Schließlich nahm ich das Cover sogar aus der CD und habe es vor meinen Eltern versteckt, die es nicht finden sollten. Dabei war das Artwork nicht mal pornografisch, sondern einfach komisch und ich war mir sicher, dass meine Eltern etwas unternehmen würden, sollten sie das Cover bei mir finden. Das taten sie jedoch nicht und dass ich es versteckt hielt, gab mir ein Gefühl von Rebellion – zum ersten Mal in meinem Leben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Lauri Wessel
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Sebastian Wahle