Im britischen Sheffield, der Wiege der Industriellen Revolution, kennen Mann und Frau sich aus mit dem regionalen Strukturwandel. Im Zeichen von Punk und D.I.Y. etablierte sich zwischen 2013 und 2014 das Lughole als Veranstaltungsort, Rückzugs- und Proberaum, von der Szene für die Szene. Bry (Drums, Vocals), Dave (Gitarre, Vocals) und Joe (Bass) wirkten hier auch mit, und gründeten schließlich SIEVEHEAD. Irgendwo zwischen Proto-, Goth- und Post-Punk und verdammt schweren Gitarrenriffs. Es folgten ein Demo und zwei Singles und 2015 das erste Album „Into The Blue“.
Wie ging es bei euch mit der Musik los?
Bry: Die Bandgründung fiel ungefähr mit der Eröffnung des Lughole zusammen. Wir kannten uns in dieser Konstellation allerdings schon durch die Szene an sich und das Skaten, der Rest kam quasi von selbst. Dave und ich fragten damals Joe, und der war direkt dabei. Nach einem Demo 2014 haben wir ein Jahr später auf dem clubeigenen Label Kids Of The Lughole/KOTL die erste 7“ veröffentlicht, die ersten Gigs haben wir dann mit Bands wie AGENT ATTITUDE oder den REVELATORS im Lughole und rund um Sheffield gespielt. Unser Debüt „Into The Blue“ haben wir auf Evil Hoodoo/Milk Run veröffentlicht, zwei D.I.Y.-Labels, die von guten Freunden betrieben werden.
Im Titeltrack „Into the blue“ singt ihr: „That you want to see it all come crashing down / Cause it doesn’t exist“. Ziemlich persönlich, emotional und düster – was inspiriert euch und um was genau geht’s in den Texten?
Dave: Das ist so pauschal auf jeden Fall schwer zu beantworten. Meine Texte orientieren sich immer sehr stark an bestimmten Gefühlen, die ich in bestimmten Situationen hatte – sind die also düster und negativ, schlägt sich das in den Texten nieder, da denke ich dann gar nicht so viel drüber nach. Wenn andere etwas von sich und ihren Gefühlen in meinen Texten wiederfinden, finde ich das toll. Eine politische Intention oder Ähnliches habe ich beim Schreiben jedoch nicht.
Wohin geht ihr, wenn ihr „Into The Blue“ geht?
Dave: In eine Unterwasserhöhle, haha. Nee, also der Titel kommt von besagtem Song auf der LP, und in dem Song geht es um unsere Obsession für Technologie. Du könntest dir also so ungefähr vorstellen, dass du deine Fantasie aufgibst, wenn du dich auf diese Reise „ohne festgelegtes Ziel“ begibst.
In Deutschland spricht das Feuilleton von einer „Post-Punk-Renaissance“, und meint Bands wie KARIES, DIE NERVEN, HUMAN ABFALL oder PISSE. Gibt’s das bei euch auch?
Bry: Um ehrlich zu sein, habe ich bisher nur von PISSE gehört, und wir haben bisher nur mit PRETTY HURTS aus Berlin gespielt, die waren echt gut. Wenn’s um guten Post-Punk geht, würde ich unbedingt BELGRADO aus Spanien, RULE OF THIRD aus Australien, ERA DEL VACIO aus Mexiko, und aus Großbritannien unsere Freunde EAGULLS und CHAIN OF FLOWERS nennen. Aber ob wir da von Renaissance sprechen können? Zur Zeit sind wir wohl die Einzigen hier, die so betitelt werden ... Klar, ich verstehe, warum wir mit dem Genre in Verbindung gebracht werden – ganz gerecht wird das unserem Stil aber nicht.
Kritiker sagen, dass David Lynchs Film „Eraserhead“ nur schwer in ein bestimmtes Genre einzuordnen ist. War das eventuell eine Inspiration für euren Bandnamen SIEVEHEAD? „Sieve“ bedeutet ja „Sieb“ ...
Bry: Interessant, an „Eraserhead“ haben wir nie gedacht, haha. Aber ein Spitzen-Film! Der Name SIEVEHEAD steht in Nordengland für jemand, der besonders vergesslich ist. Und einen spezifischen Sound sehe ich bei uns definitiv nicht, daher tun wir uns auch mit dem Post-Punk-Label so schwer. Wir hören sehr viel verschiedenes Zeug, von DISCHARGE bis Bowie, von WIPERS bis Dylan.
Was steht in nächster Zukunft bei euch an?
Bry: Nach der Kanadatour samt Not Dead Yet Festival im Oktober geht’s im November noch zum Static Shock Festival nach London, hauptsächlich schreiben wir aber am neuen Album, das Anfang 2017 erscheinen soll. Dann soll’s endlich eine anständige UK/Europa-Tour geben!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und David Prinz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und David Prinz