(Deutschland 2007, Regie: Olli Nauerz, Katz Seger, Michael Bentele (Co-Regie))

Punk wird alt, ist jetzt um die vierzig und zum Glück am Leben. Irgendwie. Geschichte wird gemacht und seit ein, zwei Dekaden füllen sich langsam die Archive. Das passiert viel zu spät, aber damals war eh alles wurscht und warum sollte man seine Zeit verplempern und dokumentieren, was man so erlebte, wer wo auftrat, wer was schrieb oder auf die Beine stellte? Doch irgendwann wird man älter und schaut zurück, mal lachend, mal kopfschüttelnd. Die Punks Olli und Katz gründeten in den Neunzigern das Kruzefix-Fanzine in München. Meiner damaligen Wahrnehmung nach wurden darin viele alte Hasen interviewt, die ihre Zeit in München reflektierten. Aus einem dazu geplanten Buchprojekt wurde schließlich ein Film. Knapp zehn Jahre sind nun vergangen, seit „Mia san dageng! Punk in München“ in die Kinos kam. Zum Film gab es noch drei CD-Sampler und den Titeltrack „Mia san dageng“ von EINSTÜRZENDE MUSIKANTENSTADL auf einer CD-Single.

Nun fiel mir der Film wieder ein und ich schaute ihn mir mir noch mal an (2008 erschien er auf DVD, ist aber nicht mehr erhältlich). Ein paar alt gewordene, durchaus prägende Zeitzeugen wie Mike Spike Froidl, Sigi Pop oder Mitglieder von A+P, UNITED BALLS oder THE PACK erklären, was damals so abging. Man kann auch ein Gefühl dafür bekommen, was Punk in München ausgemacht hat – wie die Schwarzen Sheriffs (eine Mischung aus U-Bahn-Wache, privatem Sicherheitsdienst, Faschos und Möchtegern-Bullen) zum Beispiel, die es ausnahmslos auf Punks und Obdachlose abgesehen hatten. Auch wird der – für mich als Münchner Mitläufer der zweiten Generation idiotische – Flexhead-Orden erklärt und die Prollband DIE AUSGEBOMBTEN darf man ebenfalls live bewundern.

Mein Eindruck ist, dass sich die wenigen Leute, die es „geschafft“ haben, mit dem Film selbst feiern wollten – was natürlich in Ordnung geht. Als Dokumentation über „Punk in München“ taugt der Film aber nicht, denn es fehlen die Schattenseiten, wie die vielen an Heroin verreckten Punks zum Beispiel. Und ich habe wieder mal festgestellt, dass es für mich außer UNITED BALLS und ZSD in München keine guten Punkbands gab.