Wenn von SAMURAI PIZZA CATS die Rede ist, spricht man zwangsläufig auch von ELECTRIC CALLBOY, denn Daniel ist Gitarrist und mehr bei beiden Bands. Wie diese Doppelbelastung im Moment noch funktioniert, wo sie bereits jetzt an ihre Grenzen kommen und anderes klären wir mit Daniel und Sänger Sebastian. Dieses Interview gibt es demnächst auch in voller Länge im FUZEcast.
Eure Band wird ja allgemein hin als Kreativprojekt der Corona-Zeit bezeichnet. Wie hat sich jetzt Post-Corona der Status der Band verändert?
Daniel: Also Corona war eigentlich nur ausschlaggebend dafür, dass wir mal Zeit hatten, uns zusammenzusetzen. Wir kennen uns noch von früher, das ist noch vor ELECTRIC CALLBOY gewesen. Wir wollten schon länger mal was zusammen machen. Diese Zeit, die man dann hatte in der Pandemie, war ausschlaggebend dafür, dass wir gesagt haben, komm, jetzt setzen wir uns mal hin und machen. Wir haben uns Zeit gelassen beim Songwriting, haben immer gesagt, kein Stress, wir gucken mal, wie wir es schaffen. Und jetzt haben wir ein Album geschafft. Das war so cool.
Sebastian: Das war so, dass wir aus einer Produktion rauskamen und dann gesagt haben, boah, warum machen wir das nicht mal wieder, weil das so geil harmoniert und so geil funktioniert hat. Warum wollen wir da nicht mal versuchen, einen kleinen Startpunkt zu setzen? Einfach mal Mucke machen. Einfach das, was Bock macht, was man selber geil findet, und einfach durchziehen.
Du hast es gerade schon gesagt, ihr kennt euch noch von einer alten Band vor ELECTRIC CALLBOY, also ewig lange. Wie war das jetzt für dich zu sehen, wie irgendein alter Bandkollege da so eine Band am Start hat und die geht komplett durch die Decke. Guckt man da anders drauf?
Sebastian: Daniel und ich hatten eigentlich, ich glaube, bis auf eine ganz kurze Zeit, immer Kontakt. Ich habe mich immer mega gefreut, weißt du, weil es kommt ja alles so aus einem Gefilde. Man kennt sich. Ich war damals sweet sixteen oder so. Da war ich richtig jung, Alter. Und dann musste man halt auch doch mal irgendwie so ein bisschen zur Schule gehen, haha! Das hat mich immer super gefreut, das war einfach auch super crazy, weil so, ey, Castrop-Rauxel ist jetzt nicht gerade die Riesenmetropole. Ob du es glaubst oder nicht, haha! Und dass man hier so rauswächst, ist einfach unfassbar cool. Das war schön zu beobachten.
Es ist schon so, dass man, gerade wenn man in diesem ganzen Dunstkreis ist, da mit einem gewissen Stolz drauf guckt, oder?
Sebastian: Voll.
ELECTRIC CALLBOY haben ja gerade in den letzten zwei, drei Jahren noch mal so einen Riesensprung nach vorne gemacht, gerade wenn man sich das so international anguckt. Ist da überhaupt noch Platz für eine zweite Band?
Daniel: Ja, also wir sind langsam an so einem Punkt, wo es auf jeden Fall schwierig wird, kann ich sagen. Desto größer das Projekt SAMURAI PIZZA CATS wird, desto weniger kann ich mich da involvieren. Ich gucke natürlich jetzt, dass wir alles so einteilen und planen, dass ich da mitmachen kann. Gerade was Festivals angeht, wie beim Full Force. Das war ja Opener-Band: SAMURAI PIZZA CATS, Headliner: ELECTRIC CALLBOY. Solange das jetzt noch klappt, sind alle happy. Wir fahren demnächst mit ANNISOKAY auf eine kleine Tour. Aber das ist das erste Beispiel. Wir müssen die Tour nach acht Tagen abbrechen, weil ich danach mit EC weg bin. Natürlich haben wir auch alle Jobs und Kids und Co. Also noch klappt es. Vielleicht suchen wir uns mal einen zweiten Gitarristen. Es steht alles in den Sternen.
Ist euer Ziel, langfristig aus diesem Schatten rauszutreten und dann was wirklich Eigenständiges zu machen? Denn im Moment habe ich das Gefühl, wenn über SAMURAI PIZZA CATS geredet wird, schwingt immer mit, ja, das ist die Band von ELECTRIC CALLBOY-Leuten.
Daniel: Das ist eine gute Frage. Natürlich will man schon etwas Eigenes erschaffen. Ich glaube, ganz raus kommt man da auf gar keinen Fall. Erstens wegen mir und zweitens, wenn ich die ELECTRIC CALLBOY-Sachen produziere und Songwriting mache, und ich mache das auch für SAMURAI PIZZA CATS, dann hast du immer diesen roten Faden. Ich kann ja jetzt nicht aus meiner Haut oder sagen, ich mache etwas ganz anderes, das auf gar keinen Fall so ähnlich klingen darf. Und das ist es ja dann nicht am Ende. Und deswegen wird es, glaube ich, immer ein bisschen mitschwingen, genauso wie bei STONE SOUR damals und SLIPKNOT. Wobei das für mich auch komplett verschiedene Styles von Musik waren, genauso wie SAMURAI PIZZA CATS-Sachen für mich komplett was anderes sind als ELECTRIC CALLBOY. Also klar, „Pizza Homicide“ mit Nico als Feature legt jetzt natürlich diese Gesangsschippe da drauf. Ist ja auch so gewollt. Aber prinzipiell ist der Sound des Albums und der Sound der Songs schon komplett was anderes, finde ich. Also wenn jemand irgendwie „Welcome to the fightclub“ hört und sagt so, ach krass, ELECTRIC CALLBOY ... Ja, nee, eigentlich überhaupt gar nicht. Also ich meine, man muss nicht abstreiten, dass man natürlich immer so ein bisschen darauf mitschwimmt, und das war uns natürlich auch von Anfang an bewusst. Also warum auch nicht? Warum sollte ich nicht meine Kanäle nutzen, um mein Zweitprojekt an den Mann zu bringen? Aber ich glaube, prinzipiell wäre es schon schön, wenn nicht bei jedem Interview in Klammern steht, „mit dem ELECTRIC CALLBOY-Gitarristen“ oder whatever.
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #102 Oktober/November 2023 und Jenny Josefine Schulz