In der Ästhetik der Londoner Garage-Rock-Band um Sängerin Kitty Arabella Austen und Gitarrist Jon Tufnell sind Vampire ein wiederkehrendes Motiv. Entgegen gängigen Assoziationen zu den unsterblichen Knoblauchallergikern transportieren SAINT AGNES eine differenzierte und lebensbejahende Botschaft. Nach außen, aber am eindringlichsten an sich selbst.
Kitty, kurz vor den Aufnahmen für „Bloodsuckers“ ist völlig unerwartet deine Mutter verstorben. Du gehst damit sehr offen um.
Kitty: Das schlug wie eine Bombe in meinem Leben ein, hat alles verändert. Wenn so etwas Traumatisches passiert, sieht man, was wirklich wichtig ist. Für mich war es diese Band und das Musizieren mit meinen Freunden. Es gab mir etwas, worauf ich mich konzentrieren konnte, und half dabei, die ersten Monate zu überstehen. Die Platte ist voller Emotionen. Es strömte nur so aus mir heraus. Jon musste lediglich ein Mikrofon in die Hand nehmen und es einfangen. Ich war entweder euphorisch oder niedergeschmettert, wütend oder traurig. All das ist in der Aufzeichnung enthalten.
Ihr spielt wiederkehrend mit Bezügen zu Vampiren. Was hat es damit auf sich?
Jon: Damit lässt sich über das Leben und die Welt sprechen. Manchmal gelingt es am besten, wenn etwas ein wenig surrealer und charakteristischer ist. In den meisten Vampirstorys geht es nicht speziell um Vampire. Die Geschichte könnte sich darum drehen, was es bedeutet, verliebt zu sein. Was es bedeutet, ewig zu leben. So ist es auch für uns, wenn wir einen Song schreiben. Der Vampir ist so etwas wie ein Außenseiterelement. Er sieht menschlich aus, als wäre er Teil der Welt, aber er ist es nicht. Er ist ein Sonderling, aber er vermittelt auch etwas Romantisches und ein tiefes Gefühl. Ich glaube, wir sind zwei Menschen, die sehr intensiv fühlen, wir sprechen ständig über unsere Gefühle, die Welt und unsere Lebensphilosophie. Vampire helfen uns dabei wiederzugeben, wie wir uns in der Musikszene sehen. Wegen Kittys Situation ist die Platte aber etwas direkter, mit weniger Symbolik.
Zumindest im Titel „Bloodsuckers“ steckt eine Anspielung ...
Jon: Im gleichnamigen Song geht es parallel um Menschen, die einem Kraft stehlen. Sie saugen dich aus, sie ruinieren dein Leben, sie nehmen dir etwas weg. Er handelt davon, gegen diese Leute aufzubegehren.
Welche Nahrung saugt ihr als Gruppe auf?
Kitty: Ich glaube, dass viele Musiker Menschen sind, die nie richtig dazugehört haben – schon während der Kindheit. So ging es mir immer. In einer Band zu sein, ist ein Ausstrecken nach einer Familie, fast wie eine Suche. Mit dem Publikum versuche ich auf eine Weise in Kontakt zu treten, wie es mir im Alltag nur schwer gelingt. Und es ist ein Zwang. Ich denke nicht, dass ich eine Wahl habe. Wir bewundern Menschen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie nicht Musik machen, weil sie berühmt werden wollen oder weil es einfach Spaß macht, sondern weil sie es müssen, weil sie etwas zu sagen haben. Künstler wie Trent Reznor von NINE INCH NAILS oder PJ Harvey. Das inspiriert uns.
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