RONNIE ROCKET

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Der einzige echte Rockstar Österreichs (Teil 2)

In Ox #153 haben wir Ronald Iraschek aka Ronnie Urini/Rocket samt seiner so verzweigten wie vielfältigen musikalischen Welt mit Bands wie THE VOGUE, DIRT SHIT, DIE LETZTEN POETEN oder THE WILD BUNCH kennen gelernt. Obwohl Ronnie im April 2021 seinem offiziellen Pensionsantritt entgegensieht, denkt der stets kreative Wiener Musiker nicht im Geringsten daran, Stimme oder Instrumente zur Ruhe kommen zu lassen.

Es ist mühsam, sich Anfang 2021 durch Wien zu Ronnies Wohnung im 10. Bezirk zu bewegen. Die Stadt gibt sich kalt und Grau in Grau, die wenigen Menschen auf der Straße und in den öffentlichen Verkehrsmitteln sind im Wortsinn wie „zugezogen“, versunken hinter ihren Masken. Fast als würde mensch sich durch ein Corona-verstärktes Update einer Wirklichkeit bewegen, die in den ersten Punk-Tagen das ikonische Foto hervorbrachte, auf dem eine mit diesem Satz bemalte Lederjacke zu sehen ist: „Wien du tote Stadt“. Etwas, das Ronnie und seine Zeitgenoss:innen nachhaltig zu verändern begannen. Aber jetzt ist selbst die Meidlinger Hauptstraße, unweit von Rockets Ideenpalast gelegen, wie ausgestorben. Dabei hätte diese verlockenderweise ein Geschäft zu bieten, dessen Schaufenster T-Shirts mit geilen Motiven ausstellt, die hervorragend mit Ronnies so psychedelischen wie konkreten, schon gelebten und zukünftigen Rock’n’Roll-Plänen und -Träumen korrespondieren. Stunden später ist es noch viel mühsamer, sich aus Ronnies geiler Welt loszureißen und wieder in die so fade andere Wirklichkeit zurückzukehren. Wobei, eine Vision rumort in meinem Kopf: Es ist Musikpreisverleihung – und der Amadeus fürs Lebenswerk geht an Ronnie Urini Rocket. Oder, besser, das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien. Oder noch viel besser: beides!

Wie immer mit Ronnie mäandert unser Gespräch aufs Wunderbarste. Vom Tragischen – wir streifen den Selbstmord seiner Schwester Judith, einen Tag vor ihrem vierzigsten Geburtstag, ihm als Bruder gut zehn Jahre vorher angekündigt: „Vierzig werde ich nicht“, dem daraus resultierenden strikten „Selbstmordverbot“ durch die Mutter, samt dieses vertiefender materieller Zuwendung, die selbstverständlich in eine Musikproduktion geflossen ist – hin zum Grundsätzlichen, Erhabenen und natürlich immer wieder zur Musik. Als ich bei Ronnie Rocket ankomme, läuft ein Rough-Mix des neuen Stücks, „Raketen-Radio“, wohl für das gerade entstehende Album „Zeit-Sturm“. Wunderbar ramonesk, so herrlich infantil und weise zugleich, wie sonst nur die Bruddas aus Queens. Mein singender Gastgeber, der als großer Science-Fiction-Freund die Zeitachse von beiden Seiten zugleich zu nutzen scheint und überschneidend an neuer Musik und der Aufbereitung alter Aufnahmen arbeitet, klingt dabei keinen Tag älter als 18.

Ronnie, wie geht es dir?
Nach dem Aufwachen bin ich immer depressiv, das Depressive muss erst einmal weg. Ich habe nach Alice Cooper „Ich bin 18“ gesungen und fühle mich immer noch so – wenn ich nicht in den Spiegel schaue. So wie Dorian Gray. Und dann bin ich zu Weihnachten bei meiner Mutter, wir haben eine Ur-Gaude gehabt, sie ist 92 und total da, ich lerne immer neue Verwandte durch ihre Erzählungen kennen. Und dann sage ich ihr, am ersten April gehe ich in Pension. Ist so, am 3. März werde ich 65 und mit April habe ich dann Anspruch auf 126 Euro und 50 Cent durch die Pensionsversicherungsanstalt, was von einer Magistratsabteilung auf 800 Euro irgendwas gedeckelt wird. Dafür habe ich 35 Jahre eingezahlt. Mein Vater, der ja beim Finanzamt Krems zweiter Chef war, hat mir schon in den Achtzigern die Buchhaltung gemacht – mit der RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO haben wir doch einiges verdient.

Aber als Rock’n’Roller gehst du doch sowieso nie in Pension.
Eh. Ich hatte ja auch einmal eine Verhandlung, nach einem Autounfall, wir haben uns viermal überschlagen oder lass es zweimal gewesen sein ... Auf jeden Fall kann ich seitdem nicht mehr Gitarre spielen und ich wollte mir die dadurch gegebene Arbeitsunfähigkeit als Musiker bestätigen lassen, wegen daraus resultierender finanzieller Ansprüche. Die Richterin meinte aber: „Herr Iraschek, ich kann nichts für Ihre Berufswahl, hätten Sie eben etwas Gescheites gelernt.“ Da war ich baff. Meine Anwältin sagte zu mir: „Bei Gericht kriegst du keine Gerechtigkeit, sondern ein Urteil.“

Was machst du gerade?
Ich habe zehn Sachen zum Mischen da, für’n Panza [Freund und verdienter Labelchef Ronnie Rockets, der sich neben Bachelor Records akribisch um das Veröffentlichen österreichischer Punk- und Post-Punk-Schätze bemüht, Anm. d. Verf.]. Die THE VOGUE-Live-Sachen mische ich auch. Da gibt es einen herrlichen Satz, man soll als Erwachsener den Ernst wiederfinden, den man als Kind beim Spielen hatte. Da habe ich lange drüber nachgedacht und dann gesagt: ja, das mache ich, das bin ich. Ich habe nie ein Lied ein zweites Mal geschrieben. „Südseeträume“ [dieses Lied der RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO schaffte es 1982 bis auf Rang 14 der Charts, in denen es sechs Wochen verblieb, Anm. d. Verf.] zum Beispiel, es gab eine Anfrage von einem Verlag, ob ich nicht noch so ein „Seemann/Südsee-Lied“ schreiben kann. Ich sagte ja, das stellt sicher kein Problem dar, wollte eine Anzahlung, zuerst 5.000, dann 2.500 Schilling, das sind etwa 180 Euro. Das habe ich später, um das vorwegzunehmen, zurückgezahlt. Ich habe mir also, wie das ein Dichter so tut, alle Reizworte aufgeschrieben, Wind, Wellen, Sonne, Seemann ... bei „Südseeträume“ hat das so funktioniert. Dann schreibe ich so einen Seemannstext, hätte vielleicht noch für die Lolita sein können, aber es war einfach falsch. Die hätten das auch genommen, aber ich habe gesagt nein. Meine „musikalische, künstlerische Ehre“ war mir wichtiger. Zu „Südseeträume“ stehe ich, da steht mein Name drunter. Unter Pseudonymen habe ich schon Dutzendware geschrieben.

Keine Dutzendware war „Niemand hilft mir“, die Adaption eines Textes von Konrad Bayer, einem Schriftsteller der Wiener Gruppe, in deiner Version 1982 ein Airplay-Hit samt späterem kolportierten „Rechtsstreit“ mit WILLI WARMA, einer Linzer Band, bei denen du die Idee aufgegriffen hast.
Also bei „Niemand hilft mir“ war das so.: Ich habe ja nicht nur ein paar mal auf dem Schlagzeughocker gesessen bei WILLI WARMA, ich bin ja auch auf drei Live-Aufnahmen von der CD „Stahlstadtkinder“ zu hören, die 2008 bei Fisch Records erschienen ist. Christian Unger, der Originalschlagzeuger, war in Boston, und ich war statt ihm ein halbes oder Dreivierteljahr Drummer und da war dieses Lied, wir haben ein Demo gemacht, ich habe den Text von meinem Studium gekannt, gute Idee, super! Dann ist die Refrain-Melodie von „The frozen seas of Io“ von THE VOGUE da eingebaut worden, und sie haben mich gefragt, ob mich das nicht stört.

Wechselbefruchtung ...
Ich habe gesagt, mein Gott, ja. Ich war dann bei „Niemand hilft mir“ als Mitkomponist genannt, Kurt Holzinger, Julius Zechner, Peter Donke und ich. So ist es auch angemeldet worden, mit dem Text von Konrad Bayer. Mir hat das Lied so gut gefallen, ich habe es jetzt gar nicht „gestohlen“, James Burke, der Manager von WILLI WARMA, hat das Demo produziert, bei dem ich am Schlagzeug gesessen habe, und ich habe ihn gefragt, ob er mit mir, mit meinen Leuten, eine andere Version produziert, das war überhaupt kein Geheimnis. Wir sind dann ins Studio von EELA CRAIG [österreichische Prog-Rock-Pioniere aus Linz, Anm. d. Verf.] gegangen, mein erstes richtiges Studioerlebnis, toll. Der Verleger von der RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO, dem war ich sehr sympathisch und der hat auch mitbekommen, dass ich noch andere Musik mache, der hat mich angeredet, ob ich etwas hätte. Also habe ich ihm diese Aufnahme vorgeschlagen, mit der B-Seite „Stadt aus Stahl und Glas“, das ich gemeinsam mit Christian Brandl von CHUZPE geschrieben habe. Der Verleger hat dann gefragt, ob wir überhaupt die Rechte für den Text haben. Ich war gerade in Linz und habe den Suhrkamp Verlag angerufen, dann habe ich per Fax formell angefragt, und ich weiß nicht mehr wirklich warum, ich habe um die exklusiven Vertonungsrechte angefragt und die wurden mir erteilt, 50% blieben bei Bayer, also seinem Verlag. Das Witzige war jetzt, die WILLI WARMA hatten die Rechte gar nicht geklärt. Einen Tag nach mir hat jemand angefragt – Fritz Ostermayer, die österreichische Musik- und Radiolegende, der hat mir das nachher erzählt. Das soll doch jeder vertonen, wie er will ... Die Tantiemen sind eindeutig geklärt, für die Musik. Dass nachher behauptet wurde, ich hätte WILLI WARMA das Lied gestohlen, das ist kompletter Blödsinn, ich habe es eben früher rausgebracht und ich habe ja auch die zweite Strophe gesungen „niemand weint so zart / wie es meine art“, was sie dann auch wiederverwendet haben ...

Aber als kleiner österreichischer Literatur- und Rock’n’Roll-Mythos ist dieser „Streit“ schon eine gute Geschichte. Du arbeitest ja von jeher auch gerne referentiell, auch collagenhaft, zitierst, verweist ...
Ich will nur meine Integrität bewahren, wenn mich wer angreift, etwas behauptet, wenn wer Granaten auf mich wirft, schieße ich mit einer V2 zurück. Was da im Netz noch immer alles kursiert ... Das war ein gemeinsam erarbeitetes Projekt und aus. Es gibt diesen berühmten Plagiatsprozess, Chuck Berry gegen Brian Wilson, um „Sweet litte sixteen“, das in „Surfin’ USA“ drinsteckt. Und lustigerweise hat Brian Wilson mit einem tollen Argument gewonnen – nein, das war kein Cover, nein, das war kein Rip-off oder Plagiat, das war ein Tribut!

Letztens waren wir bei der DIRT SHIT-Single.
Ich habe ein wenig nachgedacht, und ich war da schon bei einigen wichtigen „Weggabelungen“ entscheidend dabei. Ich bin damals zu Mojo Records, einem Plattengeschäft auf der Höhe Schönbrunner Straße 100, weil ich wo gelesen hatte, dass die einen Plattenverkäufer suchen. Da habe ich mich vorgestellt, aber es hat zuerst geheißen: Wir haben schon wen. Ein Scheidepunkt, ein Urpunkt der Wiener Punk-Geschichte, der Urknall – drei Tage später, ich war wieder in Krems, kommt ein Anruf: „Ja, wir würden Sie doch benötigen.“ Fred Zimmer, der sich später als extrem sympathisch entpuppt und der Punk-Szene, ohne es zu wissen, geholfen hat, hat erzählt, dass mein Vorgänger gleich am zweiten Tag mit der Kasse durchgegangen ist. Ich habe dann dort angefangen, in diesem Mojo Records, wir sind jetzt so im Spätsommer 1978, und da gibt es schon einen Disponenten, den Johnny Reggae aus Linz, der ist herumgehüpft und hat Reggae gehört. Einmal im Monat ist er nach London und hat dort Platten fürs Mojo gecheckt. Wir waren die Ersten die SIOUXSIE & THE BANSHEES hatten, SEX PISTOLS, CLASH – der hat das alles gekannt, alle Musikmagazine gelesen, da hat noch niemand etwas gewusst von THE ADVERTS oder WAYNE COUNTY & THE ELECTRIC CHAIRS, ich habe mir das auch alles angehört – bist du deppert! Da taucht dann plötzlich Panza auf, der fängt an, Flyer für uns zu verteilen, die Achse Panza-ich nahm ihren Anfang. Und dann betritt auf einmal jemand das Geschäftslokal, sagt, er ist der Sänger einer Rockband aus Linz, das war der Kurt Holzinger von WILLI WARMA. Wir beide Germanistikstudenten, ich hatte auch eine Band, eben noch eine Hardrock-Band, die hat geheißen DORIAN GRAY. Eine Woche später kommt Kurt dann mit so einem Zittrigen daher, das war Gary Danner. So entstand die Achse Wien-Linz, Gary wollte eine Band gründen, er Gitarre, Panza Bass, der spätere CHUZPE-Schlagzeuger, Guni Kraus Drums, ich habe gesungen – das war die WC BAND. Wir haben einmal in Linz mit WILLI WARMA gespielt, am Häusl habe ich zwei reden gehört: „Was hoitst denn du von der Wiener Punkband?“ – „I waß ned ...“ Wir waren halt a bissl voraus in Wien. THE VOGUE sind dann entstanden. Der Bernie ist im Mojo aufgetaucht, DIRT SHIT sind dort gegründet worden, ich war beim Konzert, da hat noch Robert Räudig Schlagzeug gespielt, unheimlich fad, der hat’s nicht können. Keine Achteln. Nach drei Liedern sind Saiten gerissen, ich bin hin zu Robert: „Heast, kannst du ned Schlagzeug spün?“ – „Na, owa waun du besser kannst ...“ – „I glaub scho.“ Ich habe mich hingesetzt, vierte Nummer bumm-tschak, plötzlich drehen sich die um, der Roli Rostig, Berni und Michi, das ist gefahren wie die Hölle. „Willst du bei uns Schlagzeug spielen?“ Ich bin jetzt erst draufgekommen, wie wichtig ich bin, hahaha.

Ohne dich keine DIRT SHIT-Single.
Der Herr Leistner [siehe #153] hat die ganz schlecht umgeschnitten, was im Nachhinein egal ist, ein Plattensammler aus Japan, aus Osaka, der sie für 1.500 Euro ersteigert hat, meint, die hat den definitiven Sound: Punk must have been invented in Austria! Es gilt noch was aufzuklären:. Die meisten glauben, es gibt 300 DIRT SHIT-Singles. Die sind zwar gepresst worden, aber ich bin umgezogen irgendwann – das wollte ja niemand kaufen – und ich habe die Kartons da stehen gehabt, das hat mich immer an den Misserfolg erinnert, also habe ich 200 Stück, acht Kartons in den Mistkübel gehaut. Dabei hatten wir die ja noch handbemalt, ich habe das Panza erst vor drei Wochen erzählt. Es gibt also eigentlich nur 100 DIRT SHIT-Originalsingles! Und es kommt 2021 dann eine DIRT SHIT-10“, als erste einer Serie, bei Panza, dann eine THE VOGUE-Live-10“, eine von RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO und eine mit THE WILD BUNCH-Aufnahmen aus den USA.

Erzähl doch noch bitte von Ronnie in Amerika.
Fangen wir beim Anfang an. Ich habe für den Chelsea Chronicle Sky Saxon von den SEEDS interviewt, der im U4 gespielt hat, mit Mars Bonfire, der „Born to be wild“ geschrieben hat, sein einziger Text übrigens. Ich: „Wahnsinnig tolles Lied.“ Mars: „Mir gefällt es nicht so gut.“ Wir haben Kontakte getauscht. Ich schicke ihm Texte, er schickt mir echt über den Ozean Songs auf Kassetten, zu denen ich dann mehr Texte geschrieben habe, die ihm getaugt haben. Dorit Chrysler, eine Österreicherin in New York, wollte eine Rock-Platte machen und wollte, dass ich die produziere. Ich habe die in Österreich vorproduziert, bin dann nach New York, im September 1989, bei ihr waren Hans Platzgumer und Andi Pümpel von H.P. ZINKER. Wir haben als ihre Backing Band im CBGBs gespielt. Ich hatte dann noch eine Woche New York nach der Produktion, habe ein bisschen meine Musik gepusht, auf mich gewartet haben die nicht ... Habe ich Mars Bonfire in L.A. angerufen und er hat auf jede Frage geantwortet: „Yeah, sure, no problem.“ Ich war aufgeregt, wir wohnen zusammen und machen Musik? Klingt saugut, ist aber noch viel besser geworden. Ich sage beim Ankommen „Here I am in the Golden State“ Er: „I felt like you in ’68!“ Der Wiener Humor und der kanadische klickten. Er ist alles zu Fuß gegangen, ich habe mir dann eine „kleine“ gebrauchte Harley Davidson Sprint 69 mit Kickstarter besorgt. Driving permit per multple choice. Einmal hat seine Tochter Julie angerufen: „VW hat dein Lied für eine Werbung verwendet.“ – Er: „Oh, gut, dachte schon, ich müsste mal wieder etwas arbeiten.“ Ich habe ihn dann gefragt, ob ich eine dritte Strophe für „Born to be wild“ schreiben darf. „Yeah, Ron, a third verse just didn’t come in my mind.“ Wobei „get the motor running“ auf einen alten Ford bezogen war, die Assoziation Motorrad entstand erst durch „Easy Rider“, wo er „heavy metal thunder“ herhat, wusste er nicht mehr. Unsere Version gibt es auf der LP „Metal Thunder“ zu hören, produziert mit Gary Stern.

Wie ging es weiter?
Ich war dann für einen Gig der Gitarrist der SKY SAXON BAND, Konzert war zu Ende, Sky hat weitergesungen: „Pushing too hard.“ Das eine Foto mit THE WILD BUNCH, das ist meine „L.A. Band“: Arthur Lee von LOVE hat bei uns Bass gespielt, Mitch Mitchell von THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE Drums, Ron Asheton von den STOOGES Gitarre und eben Mars. Wir haben einen Gig in der Hollywood Bowl gespielt, arrangiert von Greg Shaw von Bomp!, vor IRON BUTTERFLY und VANILLA FUDGE, die waren alle easygoing und zur Hand. Mir war das anfangs gar nicht klar, dass das Mitch Mitchell ist, wir haben fünf Songs gespielt. Das Foto haben wir in der Mojave-Wüste gemacht. Wir haben noch mehr Gigs gespielt, einmal sage ich zu Mars: „Du, der eine im Publikum schaut aus wie Tom Waits und der andere wie Dylan.“ Mars: „Wenn in L.A. wer so ausschaut wie, dann ist er es.“ Das Album ist als LP auf Sympathy For The Record Industry erschienen und auf dem tschechischen Label Globus International. Ich war insgesamt zwei Jahre in L.A., dazwischen auf meiner schönsten und größten Tour, mit Mars Bonfire, dazu ein Gitarrist und ein Bassist aus L.A., nicht das Allstar-Line-up ... Vierzig Konzerte in zwei Monaten, Deutschland , Österreich, Slowakei, Schweiz, Tschechien – vom kleinsten Tschecherl bis zum größten Venue. In den USA waren auch noch Gigs, aber mir ist langsam das Geld ausgegangen, obwohl mir Mama und Papa noch jeweils unabhängig voneinander je 10.000 Schilling überwiesen haben, ich habe die liebsten Eltern der Welt.

Und der Erfolg?
Bei mir war es immer ein bisschen so, den Journalisten und Kollegen, denen war ich allen zu steil, die hatten alle Angst, dass aus mir wirklich etwas werden könnte, die halten mich lieber unten. Habe ich unlängst im Falter gelesen, es gibt diese „umgekehrte Xenophobie“ in Österreich ... Hass auf die eigenen Leute. Aus mir wird nix, aus dem wird a nix, das geht ja nicht! Falco hat mir das damals schon gesagt: „Das sind alles Arschlöcher. Alle sind wir im Sumpf, aber wenn einer versucht rauszukommen, so wie du, dann lassen sie dich nicht raus, sie ziehen dich wieder rein.“ Das war halt immer blöd. Ich habe trotzdem meine Meriten.
[Vielleicht to be continued ...]

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Diskografie
RUCKI ZUCKI PALMENCOMBO: „Südseeträume“ (7“, Atom, 1982) Solo: „Child Of Sunrise – Creature Of The Moon / Venus Of The Twilight Zone“ (7“, Ton um Ton, 1985) • „The Decade Of Decay / Konrad Bayer Is Dead“ (7“, Echo Music, 1988) • „Bombshell From Hell“ (12“/MCD, Club Nerino, 1991/92) • „Variete“ (CD, Phoenix Fire Flight, 2013) • RON URINI & THE WILD BUNCH feat. Mars Bonfire: „Metal Thunder“ (LP, Sympathy For The Record Industry/Globus International, 1990) • RONNIE ROCKET & THE BURNING CHROME: „Cyber Trash“ (LP, Teenage Kicks, 1996)