Die Bostoner begeben sich auf ihrem neuen Album in die dunkelsten Ecken unseres Universums und kommen mit düsteren Geschichten und einer massiven Soundwand zurück. Sänger und Gitarrist David Davidson erklärt uns, was es sonst noch über das neue Album „The Outer Ones“ zu wissen gibt.
Lange vorbei sind die Zeiten, in denen REVOCATION als Drei-Mann-Armee einen mächtig verfrickelten Sound produzierten. Anno 2018 klingt die Band verspielter, ideenreicher, durchdachter und härter denn je. Mit einer zweiten Gitarre hat man sich nun auch schon sehr lange arrangiert und neben dem offensichtlichen Prog-Einfluss wächst nun der Death-Metal-Anteil, der schon immer sehr präsent war, weiter und weiter. „Mehr Death Metal in den Sound einfließen zu lassen passierte von ganz allein beim Schreiben. Ich höre verdammt gerne Death und Black Metal und ziehe es zur Zeit dem Thrash vor, auch wenn bei mir die Thrash-Klassiker noch immer auf Dauerrotation laufen. Zudem haben wir nach unserem letzten Album einfach vorrangig mit Death-Metal-Bands getourt, darunter viele, mit deren Sound wir groß geworden sind. Das hatte mit Sicherheit auch einiges damit zu tun“, erklärt David.
REVOCATION zeigen sich perfektionistischer denn je und natürlich liegt mir direkt die Frage auf der Zunge, was sich denn alles geändert hat seit dem grandiosen „Great Is Our Sin“ im Jahre 2016. „Um ehrlich zu sein hat sich nicht viel geändert. Wir haben einiges an Bekanntheit dazugewonnen seit dem letzten Album und wir sind eine Menge getourt. Jetzt sehen wir, dass sich das alles definitiv ausgezahlt hat.“ Ein so ausgeklügeltes Gesamtwerk wie „The Outer Ones“ kommt natürlich nicht von ungefähr. „Ich hatte viel Zeit,einige Songs fertigzustellen und ich habe eine ganze Menge an diesen Songs gebastelt und geändert. Ich nahm einige Parts raus und habe andere neu arrangiert. Manche Songs habe ich komplett neu zusammengesetzt und bin mit neuer Energie an frisches Material herangegangen. Am Ende stand dann das Album mit den meisten Änderungen.“ Ausgezahlt hat es sich definitiv, denn „The Outer Ones“ ist ein musikalisches Abdriften in die dunkelsten Sphären unseres Universums. Wer könnte hierfür besser Pate stehen, als Horrorautor H.P. Lovecraft. Doch sich einfach mal wie viele andere schnell des bekannten Cthulhu-Mythos zu bedienen, wäre für eine Band wie REVOCATION zu einfach. „Lovecrafts Storys und sein Erzählstil hatten einen großen Einfluss darauf, wie ich das Schreiben der Lyrics für dieses Album angegangen bin. Die Atmosphäre der Songs war so düster, dass ich mich gegen cleane Vocals entschied, um dieser Stimmung auch voll und ganz Rechnung zu tragen. Um einigen Gesangsparts eine ominöse und spacigere Aura zu verleihen, haben wir uns für manche etwas mehr am Reverb bedient.“ Zwei Kurzgeschichten waren die Grundlage für Songs auf „The Outer Ones“: Das mittlerweile bekannte „Dreams of the Witch House“, das nun auch in Matt Ruffs Roman „Lovecraft Country“ eine Aufarbeitung fand, sowie die kosmische Horrorstory „The Colour Out of Space“. „Ich habe diese zwei Geschichten gewählt, weil sie zu den etwas unbekannteren von Lovecraft gehören“, erklärt David. „Ich wollte nicht zu offensichtlich werden mit meinen Lyrics und nur über Cthulhu schreiben, aber der Hauptgrund, warum ich diese beiden ausgesucht habe, war schlicht und einfach, dass sie mir sehr gefallen haben.“
REVOCATION bedienen sich seit Tag eins an disharmonischen Sounds und lassen auch immer wieder Jazz-Einflüsse durchklingen. „Disharmonie war das, was mich an Black und Death Metal so richtig fasziniert hat. Dissonanz ist reibend und unkonventionell, aber sobald du ein Ohr dafür entwickelt hast, kann für dich richtige Schönheit darin verborgen sein.“ Zum Thema Jazz hat David folgendes zu sagen: „Ich denke, Jazz schleicht sich immer wieder in die Phrasierung diverser Soli oder bestimmter Parts in den Songs. Jazz hat zudem einen Bezug zu der Art und Weise, wie ich Riffs schreibe. Vor allem hinsichtlich des Chord Voicings. Das Intro zu ,Fathomless catacombs‘ ist von einer Akkordfolge von Wayne Shorter inspiriert, aber ganz offensichtlich habe ich diese Folge von einem Metal-Standpunkt aus interpretiert und meinem ganz eigenen Sound unterworfen.“
Aber nicht nur die Ausarbeitung der Songs, die verfrickelten und technisch anspruchsvollen Passagen und die düsteren Verse machen REVOCATION zu dem, was sie sind. Auch das Artwork trägt seit Jahren zum künstlerischen Gesamteindruck bei. Für „The Outer Ones“ wurde wieder Tattoo-Künstler Tom Strom engagiert. „Wir haben mit Tom schon bei den letzten zwei Alben zusammengearbeitet und er liefert immer ein verdammt großartiges Endprodukt. Gerade weil ich beschloss, dass dieses Album meine Ode an Lovecraft wird, hat er den Vibe perfekt getroffen. Das Artwork ist kosmisch und weitwinklig, so wie Lovecrafts Beschreibung der Gottheiten, die dieses Universum des Horrors, das er geschaffen hat, beherrschen.“
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Marvin Kolb
© by Fuze - Ausgabe #96 Oktober/November 2022 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und Jens Kirsch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #124 Februar/März 2016 und Jens Kirsch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Jens Kirsch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Jens Kirsch
© by Fuze - Ausgabe #96 Oktober/November 2022 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #109 August/September 2013 und Jens Kirsch
© by Fuze - Ausgabe #72 Oktober/November 2018 und Marvin Kolb