RADIANT BOYS

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Duisburger Haterock-Allstars

Ein Konzert der RADIANT BOYS aus Duisburg im letzten Sommer hatte mich auf den Geschmack gebracht. So ein druckvolles Rock-Brett hatte ich lange nicht mehr serviert bekommen. Und beim genaueren Hinsehen erkannte ich auch noch so manch bekanntes Gesicht in den Reihen der Herren Musiker, welches mir von anderen Bands her vertraut schien. Mein Interesse war geweckt. Jetzt, rund ein halbes Jahr später, erhielt ich die erste selbstproduzierte CD der RADIANT BOYS (siehe Demo-Reviews) und auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Es bot sich also an, den Duisburger Hate-Rockern mal auf den Zahn zu fühlen.

Ihr nennt euch ja ganz bescheiden All-Star-Band. Welche Stars verbergen sich denn da hinter den RADIANT BOYS?

Stoffel:
„Das mit der Allstar-Band war eine Definition von unserem Kollegen Vasco. Ich sehe uns nicht als Stars.“
Danu: „Mosch, Stoffel, Andi und ich haben damals bei AFFRONT gespielt, Dirk hat bei den legendären COLVINS die Trommeln bearbeitet, und Mr. Jim le Bob hat bei den RICHIES und EISENPIMMEL, wo ich dann später für ihn eingesprungen bin, in die Saiten gehauen. Außerdem spielt Stoffel noch bei der EMSCHERKURVE 77 und Andi bei den großartigen BAD NEWS. Den Rest lass ich mal weg, Zeit ist Geld ...“
Mosch: „Es war halt ein streng evolutionärer Vorgang hier in den letzten zehn Jahren. Einige haben sich anderswo ihre Nische gesucht, in der sie halbwegs überleben können, andere sind halt leider auf der Strecke geblieben. Was willst du machen, hier kommen halt nur die Harten in den Garten und zu den RADIANT BOYS.“

Euren Stil nennt ihr Haterock. Bitte eine Definition.

Danu:
„TURBONEGRO und IRON MAIDEN gepaart mit einer ordentlichen Portion Ruhrpott-Depression, da kommt dann halt Hass raus, dagegen kannst du nichts machen.“
Mosch: „Das ist die Essenz dessen, was bei Reduzierung unseres musikalischen Backgrounds auf das Wesentliche übrig bleibt – fette Gitarrenwände, eine gepflegte ‚Fuck you‘-Attitude und ein gewisser Hang zum Zynismus – Musik für böse alte Männer und schöne junge Frauen.“

Wie kommt man auf den Trichter mit drei Gitarren zu spielen?

Stoffel:
„Ich hatte schon immer Bock auf drei Gitarren! Es hört sich einfach breiter an, wenn hinter einer zweistimmigen Melodie noch eine Rhythmusgitarre zusätzlich zum Bass röhrt. Außerdem passt das zu meinem und unserem Background als gebürtige Metaller.“
Danu: „IRON MAIDEN hören! Du hast super Möglichkeiten mit zwei Lead- und einer Rhythmusgitarre. Das gibt einen extrem fetten Sound, sieht aber vor allem gut aus ... Ach, scheiß auf den Sound.“

Und trotz absoluter Gitarrenwand setzt ihr auch noch eine Orgel ein. An was für einem ultimativen Breitband-Sound arbeitet ihr da eigentlich?

Danu:
„Orgel ja nur, wenn gerade keine drei Gitarren spielen, ich mach dann den Springer, wie beim Schach: Zwei zurück, einen nach rechts, schon stehe ich hinter der Orgel. Das passt halt zu manchen Stücken besser, wir sind ja auch recht vielseitig. Ein paar Stücke zum Rumkloppen, ein paar für die Hate-Rock-Girls ...“

Eure Texte sind ja alles andere als lebensbejahend. Ist das Leben in Duisburg so schwer zu ertragen?

Mosch:
„Wenn‘s nur Duisburg wäre ... Das Problem ist nicht der Ort, sondern der menschliche Dreck, mit dem man sich überall herumschlagen muss und der anscheinend keinen anderen Daseinszweck hat, als einem das Leben noch unerträglicher zu machen, als es eh schon ist. Geh hier mal nüchtern durch die Innenstädte und krieg nicht das Kotzen. Das Gefühl, sich im falschen Film zu befinden, befähigt einen zum Glück dazu, das Ganze etwas distanzierter zu sehen. Inspirationen zu Texten finden sich jedenfalls an jedem halbwegs bevölkerten Platz zuhauf.“

Was macht Duisburg denn heutzutage lebenswert? Schließlich galt es vor einigen Jahren noch als Punkrock-Hauptstadt.

Jimbob:
„Duisburg ist so sympathisch, weil es hier so viele Verlierer und Freaks gibt. Die Stadt ist kaputt. Es ist schwer, in Duisburg-Hochfeld aufzufallen. Außerdem ist hier der Vater Rhein. Die Punkrock-Inzucht ist immer noch dieselbe wie vor zehn Jahren, nur dass sich die besten Leute jetzt gebündelt bei den RADIANT BOYS befinden.“
Stoffel: „Das einzig einigermaßen Lebenswerte ist die Tatsache, dass ich hier die beste Band habe, in der ich je gespielt hab, und natürlich mein restliches Umfeld. Die anderen kochen halt ihr eigenes Süppchen, mit denen hat man nur am Rande Kontakt. Ich glaube, das beste Adjektiv für Duisburg ist ‚trostlos‘!“

Ihr lasst euch ja gerne mal von üblen Rocker-Gangs für Konzerte buchen. Wie kam denn dieser Kontakt zustande? Ist da euer angepeiltes Publikum, oder wen begrüßt ihr noch gerne bei euren Shows?

Jimbob:
„Den Kontakt zu den Rockern habe ich hergestellt, die haben halt einen kleinen Club gegenüber von unserem Proberaum. Also habe ich, nach unserem Motto ‚Everytime, Everywhere‘, den grundkorrekten Präsi angehauen. Die Jungs waren zufrieden, wir hatten eine Show ohne viel Aufwand und beim nächsten Mal gibt es die doppelte Gage. Generell haben wir nichts dagegen, wenn jemand mit uns sein Geld waschen will.“

Stoffel: „Außerdem war es mal sehr angenehm, vor einem anderen Publikum als sonst zu spielen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie die mit unserer Musik klarkommen, weil da bisher nur Alternativ-Reggae- und ONKELZ-Cover-Bands gespielt haben. Ansonsten freue ich mich über jeden Spacko, der zu unseren Shows kommt, und bisher haben wir live noch keinen enttäuscht!“
Danu: „Rocker haben Frauen und Rocker haben Stoff! Ja, die begrüßen wir gerne.“