Vor vier Jahren kam der Kracher: QUICKSAND veröffentlichten ihr erstes Album nach 22 Jahren. Auf den Nachfolger mussten wir nicht so lange warten und können uns über ihre neue Platte „Distant Populations“ freuen. In dreißig Jahren Bandgeschichte verändern sich Herangehensweisen und Geschmäcker. Wir haben mit Bassist Sergio Vega gesprochen um mehr über die New Yorker Band und die Entstehung des neuen Albums zu erfahren.
Eigentlich ist es lustig, dass der Titel „Distant Populations“ auf falsch verstanden Lyrics basiert. Sänger, Gitarrist und Hardcore-Legende Walter Schreifels hörte den Song „Fallout (Of our being)“ von NAUSEA, wo es um „destitute populations“ (destitute = verarmt) geht. Er verstand jedoch „distant populations“ und malte sich im Kopf das Konzept aus, wie Menschen miteinander verbunden sein können, sich aber gleichzeitig voneinander entfernen. Über den Fluch und Segen von Social Media muss man wohl niemandem mehr etwas erzählen. So wurde der Albumtitel zu dem, was er ist, und ergibt auch definitiv einen Sinn. Auf die Frage, was sie bei diesem Album im Vergleich zum Vorgänger anders gemacht haben, hat Vega eine klare Antwort: „Die Herausforderung bei ‚Interiors‘ bestand darin, eine Sammlung von Songs zusammenzustellen, die gut zur Band passen. Dabei haben wir viel mehr darauf geachtet, was wir dachten, was QUICKSAND wären, als auf das, was wir zu der Zeit wirklich waren. Bei ‚Distant Populations‘ war das anders, weil wir nicht nur die Frage beantwortet haben, wer wir jetzt sind, sondern auch was wir noch werden können. Wir wollten unsere eigenen Grenzen selbst verschieben.“
Während andere Bands aus den Neunzigern sich immer noch auf den Alben der Vergangenheit ausruhen, erfinden QUICKSAND sich also nach dreißig Jahren neu. Dass das funktioniert, kann man jetzt deutlich hören. Besonders auffällig ist, dass der Opener „Inversion“ auch die erste Single-Auskopplung war. Die Songs wirken alle perfekt aufeinander abgestimmt, weshalb ich Sergio frage, ob sie die Reihenfolge lange und strategisch geplant haben oder ob sie sich eher organisch entwickelt hat. „Um die Reihenfolge haben wir uns ganz am Ende gekümmert. Das war bei mir auch schon immer so. Wir haben dabei auch sehr stark auf die Meinung von unserem Producer Will Yip gehört. Er betrachtet es einfach aus einem anderen Blickwinkel, deshalb kann er das gut einschätzen. Nachdem wir die Reihenfolge mit ihm erstellt hatten, haben wir nur ein bis zwei Dinge geändert, bis wir uns endgültig festgelegt haben. Das Hauptziel ist, dass jeder Song die beste Chance hat, genossen zu werden.“
Die Bandbreite der Songs auf „Distant Populations“ reicht von heavy bis hin zu sanft und melodisch. Bei so starken Kontrasten fragt man sich, ob manche Songs zu sehr aus dem Raster gefallen sind, um es auf die Platte zu schaffen. „Auf jeden Fall, das kommt öfter vor. Manchmal lieben wir einen Song, aber aus welchen Gründen auch immer finden wir keinen guten Platz für ihn auf der Platte. Das ist ein großartiges Problem, denn so haben wir zusätzliches Material, das wir später für eine EP verwenden können, wenn wir das möchten.“ Dann gibt es da noch diesen einen Song, für den es andere Pläne gab: „Missile command“. Ein Track, der sich auf Basis vom Bassriff und Schlagzeugrhythmus nach und nach aufbaut. Ich spreche Sergio darauf an, dass mir das Endergebnis sehr gut gefällt und frage nach Details zur Jam Session. „Das Besondere an ‚Missile command‘ ist, dass es eine Idee war, die wir schon sehr früh hatten und aus der wir ein Interlude machen wollten. Nachdem die Musik für diese Platte größtenteils aufgenommen war, haben wir damit gejammt. Als Will es hörte, fand er, dass es einen richtigen Song verdienen würde. Seine Begeisterung gab uns den Anstoß, ihn in wenigen Minuten fertigzustellen!“
QUICKSAND haben ihren Signature-Sound, das lässt sich nicht abstreiten. Das war schon beim Debüt „Slip“ so und ist es auch bei „Distant Populations“. Besonders nostalgisch bezüglich ihres Equipments aus den Neunzigern sind sie aber nicht. „Ich habe kein Equipment mehr, das ich damals verwendet habe. Keine Bässe, Verstärker oder Pedale. Ich muss sagen, dass meine Ausrüstung jetzt viel besser ist. Ich vermisse nichts von dem, was ich damals besessen habe.“ Denn grundsätzlich ist ihm sein Equipment heilig und sehr genau ausgewählt: „Für mich ist die Ausrüstung super wichtig. Ich habe viel Zeit mit meinem Sound verbracht und bei mir ist alles sehr spezifisch rausgesucht. Bevor ich mit dem Schreiben anfange, beschäftige ich mich intensiv mit Effekten, um neue Sounds zu finden, die einen dann beim Schreiben inspirieren. Normalerweise lege ich mich dann auch recht früh auf einen Ton fest. Aber ich mag es, am Anfang alle möglichen Optionen auszuprobieren.“ QUICKSAND kommen aus einer Zeit, in der Plattenverkäufe der einzige messbare Faktor war, um den Erfolg eines Albums festzustellen. Ob eine gekaufte Platte auch gehört wurde, ließ sich nicht mehr nachverfolgen. Mit den Streamingdiensten hat sich das geändert. Bands können genaue Zahlen abrufen und erfahren, welche Songs gehört und welche nicht gehört wurden. Guckt die Band sich solche Statistiken an? „Gelegentlich! Manchmal kann es sehr interessant sein zu sehen, was die Fans am liebsten mögen. Und oft genug kann es anders kommen, als wir das erwarten.“ Jetzt liegt es an euch, der Band zu zeigen, ob ihr den Erwartungen entsprecht!
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