In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Jan Meininghaus.
Bitte stell dich vor. Name, Alter, Beruf, Szeneaktivitäten, wie und wann zu Punk/Hardcore/Metal gekommen? Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Ich bin Jan Meininghaus und unter dem Namen seit Ende der Achtziger künstlerisch tätig. Angefangen hat damals alles in der Metal-Szene, erst als Fan und dann später auch als Zeichner und Musiker. Natürlich ineinander fließend, wie es bei allen D.I.Y.-verwurzelten Szenen so ist ... oder war? Schon als Kind bin ich mit „Star Wars“ und Fantasy aufgewachsen und dann über die Cover zu IRON MAIDEN, MEGADETH und MOTÖRHEAD gekommen. Irgendwann krumpelt man sich dann auch ein paar Akkorde auf der ersten Gitarre von Roadstar zusammen und gründet eine Band. Bandlogos, fotokopierte Plakate und Flyer folgen, die ersten Democover und bemalte Kutten. Irgendwann fragten dann befreundete Bands nach Schriftzügen und über gemeinsame Konzerte, Studioaufnahmen und Festivals bildete sich ein Netzwerk. Nach Jahren kamen dann andere Musikgenres dazu – Hardcore, Rock, Rap – und auch Kunden, die mit Musik gar nichts mehr zu tun hatten. Das war dann eigentlich der Start für die Laufbahn als freiberuflicher Illustrator.
Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Angefangen habe ich damals natürlich komplett analog, das war ja noch die Prä-Computer-Ära. Stifte, Pinsel, Spritzpistole, Abreibebuchstaben und so. Diese Jahre würde ich auch nicht missen wollen, da es noch nötig war, das Handwerk zu erlernen – wenn auch zuweilen recht mühselig. Mitte der Neunziger kam dann der erste Mac und ein Zeichentablett, natürlich war das für Grafiker da schon unabdingbar und besonders bei der Gestaltung von Booklets und Zeitschriften auch sehr hilfreich. Heutzutage nutze ich das gerade Passendste aus beiden Welten, entweder pur oder in Kombination. Nach wie vor gefällt mir eine handgemachte, unperfekte Ästhetik sehr gut und ich greife gerne zu Stiften, Pinseln und Papier. Erfreulicherweise wird dieser Stil auch wieder salonfähig, Kunden und Betrachter sind oft gelangweilt von geleckter und häufig austauschbarer Photoshop-Perfektion.
Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Autodidakt. Ich habe es zwar mal mit einem Studium versucht, allerdings nur ein Semester durchgehalten und dann wieder als Einzelkämpfer weitergemacht.
Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Da bin ich immer noch Fanboy und fasziniert wie am ersten Tag, wenn ich tolle Arbeiten entdecke. „Will ich auch können“ oder „Was für ’ne coole Idee!“ sind dann Gedanken, die mich in meiner eigenen Arbeit motivieren. Die Begeisterung für Comics, Illustration und Kunst hat mich damals zum Selbermachen bewegt und treibt mich heute noch immer genauso an und weiter. Es gibt nun mal auch so viel tolles Zeug: Lowbrow Art, Gigposter, Concept Art von Filmen und Games, Graphic Novels, Alternative Movie Posters und vieles mehr. Der Illustrations-Boom der letzten Jahre hat zudem so viel neues Talent und weiterentwickelte Stile hervorgebracht, dass es immer wieder was noch nicht Dagewesenes zu entdecken gibt. Und der Zugang ist natürlich online auch viel angenehmer als früher, als man sich Bücher und Comics noch teuer aus den USA kommen lassen musste.
Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form – Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?
Gibt es sowohl als auch. In meinem Webshop Originalgemälde, Zeichnungen und Poster. Und bei etsy.com die Artikel, die ich in der „Alte Schule Siebdruck Manufaktur“ herstelle. Wie der Name schon sagt, sind das stark limitierte Drucke und auch Shirts oder Experimente. Darüber hinaus bin ich fünf, sechs Mal im Jahr auf Veranstaltungen, Ausstellungen, Messen ... Da gibt es die Kunst dann live zu sehen und zu kaufen. Die Preise sind eigentlich moderat, da sollte vom Studenten bis zum reichen Rockstar jeder etwas in seiner Preisklasse finden. Daher gibt es ja auch Poster und Drucke, 10 bis 40 Euro kann man schon mal nebenher ausgeben für Independent-Kunst, finde ich.
Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Ich arbeite auch im Auftrag. Allerdings wähle ich da sehr gezielt aus, da ich glücklicherweise nicht gezwungen bin, jede Anfrage anzunehmen. Und es fehlt mir auch die Zeit, so dass ich oft absagen muss, obwohl das Projekt bestimmt Spaß machen würde und eine Herausforderung wäre.
Was ist mit Ausstellungen? Gab es welche, wird es welche geben? Wann und wo?
Es gibt „Painted in blood“ als fortgeführte Ausstellungsreihe mit meinen beiden Kollegen und Buddys Thomas Ewerhard und Björn Gooßes. Wir stellen unsere Heavy-Metal-Artworks auf Festivals und in Galerien aus, die Termine für 2018 sind im Februar in der Bochumer SoldOut Galerie und im Mai in der JesusChris Galerie in Essen. Dort wird es von mir ein KREATOR-Special mit den Arbeiten für die Essener Thrasher geben. Später im Jahr ist dann noch eine Einzelausstellung geplant, „Rock’n’Roll Art for Rumble59“, so der Arbeitstitel, bei der meine Illustrationen, Skizzen und Zeichnungen für das Denim-Label einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der kreativen Arbeit bei der Gestaltung von T-Shirts, Accessoires und dem ganzen Drumherum geben werden.
Was gibt dir deine Kunst emotional?
Also erst mal ist das „Machen“ selbst schon mal eine wichtige Tätigkeit. Bei Aufträgen ist wichtig, sich mit vorhandenen Ideen auseinanderzusetzen und Lösungen für gestalterische Aufgaben zu finden. Bei den freieren Arbeiten bricht oft der Fanboy durch und ich mache einfach, was ich selbst cool finde oder gerne mal sehen würde. Da finden sich dann auch Bezüge zu meinen Lieblingsfilmen, Hot Rods und Muscle Cars oder bestimmten Bands. Gigposter gestalte ich dann für meine Lieblingsbands ohne kommerziellen Hintergedanken. Oder „alternative Movieposter“, da ich großer Filmfreak bin.
... und welchen Künstlerkollegen würdest du gerne auch mal in dieser Artikelserie im Ox sehen?
Ich würde gerne mal wieder was über Pushead lesen, eines meiner Vorbilder aus den Achtzigern. Aber das ist natürlich kein echter „Kollege“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #136 Februar/März 2018 und Joachim Hiller