PUNK ART #36

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Alex Mages

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprechen wir mit Alex Mages aus Nürnberg.

Bitte stell dich vor.

Meine Name ist Alex Mages, ich bin 29 und selbstständiger Illustrator, Comic-Zeichner und Grafiker aus Nürnberg. Meine Schwerpunkte sind (Underground-)Comics, Musik-Illustration und Druckgrafik. In die Hardcore- und Punk-Szene bringe ich mich vor allem durch Coverartworks, Merch und Veranstaltungsplakate ein. Zu Hardcore und Punk bin ich mit etwa 14 gekommen, als ich noch in der oberpfälzischen Provinz gelebt habe. Dort wurde ich Teil eines sehr Punk-sozialisierten Freundeskreises. Wir verbrachten viele Jahre jedes Wochenende damit, mit dem Auto auf Shows zu fahren. Hauptsächlich nach Nürnberg, Erlangen und Regensburg, aber auch deutschlandweit. Mein erstes Konzert war 2009 AMEN81 im KV Nürnberg. In dieser Zeit habe ich auch Zines für mich entdeckt und entwickelte eine Faszination für Punk- und Hardcore-Artworks.

Welche anderen Szeneaktivitäten außer Grafik gab oder gibt es?
Ich habe Schlagzeug in verschiedenen Punk/Hardcore/Powerviolence-Bands gespielt. Wir hatten eine Hardcore-Band auf dem Dorf, BEAUTY TIPPS. Das war irgendwas zwischen Eighties-Hardcore, Powerviolence und Chain-Punk. Vor und während der Corona-Pandemie war ich dann Mitglied der Powerviolence-Band MEGAxKEBAB. Die hatte ihren ersten und einzigen Gig auf dem Hardcore/Punk-Festival „Nürnberg sehen ... und sterben“. Zur Zeit spiele ich Schlagzeug in einem neuen und namenlosen (Post-)Punk-Projekt.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, und wie fing das an, wie ging es weiter?
Gezeichnet habe schon immer. Intensiver wurde es in der Schulzeit. Erst mit dem klassischen Alles-Vollkritzeln und später den ersten Versuchen, punkige Artworks zu imitieren. Mein erstes „Artzine“ habe ich 2011 gemacht, damals unter den Namen Windmill your Idols. Das war eine Kombination aus „Kill your idols“ und Windmühlen, weil die Hardcore-Band NIHIL BAXTER einen Song namens „Don Quixote“ hatte, in dem es gegen windmühlende Mosher ging. 2011 habe ich auch erste Plakate für Hardcore-Konzerte gestaltet. Zum Beispiel für ABFUKK und THE HIGH SOCIETY in Prag. Ein Freund hatte dort studiert und Shows veranstaltet. So kam es nach und nach zu immer mehr Anfragen.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Ich arbeite mit Stift auf Papier und scanne das ein. Stifte sind immer irgendwas zwischen Füller und 60-Cent-Fineliner. Die Zeichnungen scanne ich ein und bearbeite und koloriere sie gegebenenfalls in Photoshop. Zines mache ich mit dem Laserdrucker und mit meinem Risographen. Mit dem Riso erstelle ich auch meine Druckgrafiken. Ansonsten probiere ich viel aus mit Holzobjekten, Acrylfarbe, Skulpturen, Airbrush und anderen künstlerischen Techniken.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Gezeichnet habe ich erst mal einfach jahrelang für mich und dabei Stile ausprobiert, Sachen abgekupfert und mich weiterentwickelt. Die Weiterentwicklungen – und auch das Abkupfern – hören hoffentlich nie auf. Ich habe nach einer handwerklichen Ausbildung, die ich absolut schrecklich fand, aber irgendwie durchgezogen habe, das Abi nachgeholt und Illustration und Grafikdesign in Nürnberg studiert. Das hat meinen Werdegang und Stil am meisten geprägt bisher. Ich lernte dort Druckgrafik mit Linol und Risograph, Comics zu zeichnen und Illustrationen zu erstellen. Und, was am wichtigsten ist, es entstanden auch zahlreiche Freundschaften und Kontakte in der Grafik-, Comic-, Illustrations- und Kunstwelt.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Ich kann mich erinnern, dass mich früher die Artworks von „Tom is the bastard“ von der Band HENRY FONDA und vom EXTORTION-Sänger Rohan Harrison stark beeinflusst haben. Vorbilder hatte ich aber auch im Umfeld des Studiums und der lokalen Szene. Aktuell beeinflussen mich unter anderem viele aktuelle Coverartworks in der Chainpunk/Eggpunk-Richtung, die es schaffen, modernes Grafikdesign mit LoFi-Punk zu kombinieren.

Gibt es deine Kunst zu kaufen?
Hauptsächlich verkaufe ich Prints und Zines online via Etsy. Auf Anfrage verkaufe ich auch originale Zeichnungen. Zudem habe ich einige künstlerische Objekte bei einer Kunstgalerie in Essen. Hin und wieder nehme ich an Messen teil, wie zum Beispiel dem Internationalen Comic-Salon in Erlangen und vielen kleineren Events in der Underground-Comic-Szene.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Beides. Das hält sich bei mir gut die Waage. Prints und Zines mache ich meistens nur für mich, um diese zu verkaufen und zu verteilen oder zu tauschen. Ich liebe es, Artworks für Bands zu machen. Deswegen freuen mich Aufträge aus der Punk- und Hardcore-Szene immer sehr. Hauptsächlich sind das dann Gestaltungen für Cover und was so dazu gehört, Artworks für Merchandise wie Shirts und Longsleeves und Veranstaltungsplakate. Aber das geht natürlich auch außerhalb der Punk-Szene.

Was ist mit Ausstellungen?
Es gab einige Ausstellungen mit einem von mir gezeichneten Comic-Projekt. Zudem hatte ich Comic-Lesungen und Gruppenausstellungen. Eine klassische Solo-Ausstellung ist eigentlich schon immer irgendwie in Planung, aber noch nicht umgesetzt.

Was gibt dir deine Kunst emotional?
Es ist natürlich das Schönste, von anderen Leuten zu hören, dass sie etwas mit meiner Kunst anfangen können und sie auf irgendeine Weise gut finden. Ich freue mich am meisten, wenn ich versuche, etwas Witziges zu machen, und Leute es dann auch wirklich gut und lustig finden. Außerdem ist es extrem krass, dass so viele Menschen Prints von mir bestellt haben und diese dann in ihre Wohnung hängen. So etwas gibt natürlich viel Ansporn, damit immer weiterzumachen. Ich zeige auch immer gern meine Sachen und bin davon auch überzeugt. Kunst gibt mir viel Selbstbewusstsein und Alleinstellung. Und trotzdem gibt sie mir auch ein Gefühl von Szenezugehörigkeit, das mir auch wichtig ist.