PUNK ART #29

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Max Löffler

In dieser Artikelreihe stellen wir Menschen aus der Punk- und Hardcore-Szene vor, die sich im weitesten Sinne grafisch betätigen und Poster, Flyer und Cover gestalten. Diesmal sprachen wir mit Max Löffler.

Bitte stell dich vor.

Mein Name ist Max, ich bin 32 Jahre alt und komme aus ’nem kleinen Kaff bei Aschaffenburg, wo sich auch mein winziges Studio befindet. Mittlerweile würde ich mich als klassischen Illustrator bezeichnen. Ich arbeite größtenteils für die Musikszene – mache also Albumartworks, Merch und Gigposter –, aber auch für Skate- und Surfbrands wie Volcom, und habe davor für Zeitungen wie The New York Times und Magazine wie The New Yorker Illustrationen gemacht. Zum Punk/Hardcore bin ich wohl etwa 2007 zu Schulzeiten über Bands wie ALEXISONFIRE, THE EFFORT oder LIFE LONG TRAGEDY gekommen. Damals gab es auch eine ziemlich aktive Hardcore-Szene in Aschaffenburg, sowohl was lokale Bands als auch Konzerte mit international bekannten Namen angeht.

Seit wann betätigst du dich künstlerisch, wie fing das an, wie ging es weiter?
Mein Vater ist eine Art kreativer Allrounder im Bereich Raumgestaltung, Grafik und Objektkunst. Dementsprechend ist das bei mir dann die klassische, langweilige Geschichte vom Kind, das schon immer viel gezeichnet hat, was sich dann auch durch die Ausbildung als Mediengestalter und mein Grafikdesign-Studium gezogen hat. Zu erwähnter Hochphase der Aschaffenburger Hardcore-Szene durfte ich dann Albencover von lokalen Bands wie zum Beispiel TOGETHER entwerfen, in meinem Praxissemester 2014 bei Rocket & Wink dann an „Karacho“ von den DONOTS arbeiten. In den letzten Studienjahren kamen immer mehr freiberufliche Anfragen rein, so dass ich mich 2019 selbstständig machen konnte.

Wie arbeitest du? Klassisch mit Papier und Farbe, oder digital am Rechner?
Angefangen hat alles analog mit Buntstiften, wie bei „Of Life And Love And Some Things In Between“ von TOGETHER, und mit Micron Finelinern, zum Beispiel bei mehreren Merch-Designs für LONG DISTANCE CALLING. Seit 2016 arbeite ich aber ausschließlich digital in Photoshop, da das ab einer gewissen Auftragslage einfach effizienter und entspannter ist. Ich vermisse ein wenig den Kontakt zu analogen Materialien. Meine Arbeiten existieren ja quasi nur digital, es gibt keine Originale, da ist es umso schöner, dass es durch Siebdrucke die Möglichkeit gibt, physische, greifbare Objekte in der realen Welt zu haben.

Bist du Autodidakt oder kannst du auf eine klassische künstlerische Ausbildung verweisen?
Wie schon erwähnt habe ich zwar eine angewandt „künstlerische“ Ausbildung, ein Diplom in Grafikdesign von der Hochschule Darmstadt, rein zeichnerisch habe ich mir aber alles selbst beigebracht, da an meinem damaligen Fachbereich der Fokus mehr auf Typografie, Drucktechnik und klassisches, aber nicht unbedingt angewandtes Grafikdesign gelegt wurde. Dass ich als Illustrator arbeiten könnte, wurde mir erst gegen Ende des Studiums bewusst.

Hast du Vorbilder, welche Stile beeinflussen dich?
Klar! Meine Arbeiten sind stark von den klassischen Surrealisten wie Magritte und Dalí, aber auch von alten SciFi-Buchcovern oder dem Jugendstil beeinflusst. Unterbewusst bestimmt aber auch von der „tollen“, bunten Bilderflut im Internet. Illustratoren und Künstler, die ich bewundere, sind zum Beispiel Aaron Horkey, Vania Zouravliov, Moebius, Eyvind Earle, Kilian Eng, Neo Rauch, Edward Kinsella oder Dard Hunter.

Gibt es deine Kunst zu kaufen? Falls ja, in welcher Form – Originale oder Drucke? Wie und wo? Und was muss man dafür ausgeben?
Seit letztem Jahr besitze ich einen Online-Shop unter maxloeffler.bigcartel.com, in dem ich hauptsächlich meine Drucke in den gängigen Gigposter-Formaten anbiete. Riso-Prints gibt es ab 15 Euro, Siebdrucke ab 25 Euro, wenn allerdings mal so’n Kaliber wie Eddie Vedder dabei ist, geht das auch schon mal bis 90 Euro.

Arbeitest du völlig frei oder auch im Auftrag? Etwa für Bands oder Konzertveranstalter?
Ich arbeite so ziemlich ausschließlich im Auftrag für Bands, Merch-Agenturen, Skate- und Surfbrands oder Design-Studios. Meine letzte freie Arbeit liegt schon Jahre zurück, was mich sau nervt, aber ich tue mich seltsamerweise sehr schwer damit, meine freie Zeit dafür zu verwenden, weitere Stunden vor dem Rechner zu sitzen.

Was ist mit Ausstellungen?
Da gibt’s leider nichts Nennenswertes in der Vergangenheit und wird es, denke ich, auch erst mal in Zukunft nicht geben, außer dass ich versuche, meine Gigposter auf den gängigen Veranstaltungen wie dem Reeperbahn Festival oder dem Primavera Sound in Barcelona anzubieten.

Was gibt dir deine Kunst emotional?
Zum einen wollte ich schon immer in einer Band spielen, weil für mich die Kombination aus Wort und Ton die direkteste, emotional wirksamste und ... „auffangendste“ Kunstform ist. Irgendwie bin ich aber nie aus’m Quark gekommen, und so stellen meine Illustrationen für Albencover oder Gigposter heute für mich quasi eine Art Hintertür dar, durch die ich dann doch noch einen kleinen, eigenen Teil zur Geschichte von Bands beitragen kann. Zum anderen ist es ganz einfach ein super Gefühl der Selbstverwirklichung, etwas aus sich heraus in die Welt bringen zu können, und manchmal auch noch von seinen Lieblingsbands genau danach gefragt zu werden. Wenn es auch noch anderen Fans gefällt, mache ich mir grinsend ein Bier auf und freue mich umso mehr.