Das Primavera Sound Festival in Barcelona ist einzigartig. Da ist zum einen der Ort, noch in der Stadt gelegen, auf einem futuristischen Messegelände mit verschiedenen Ebenen und mit Meerblick. Hier gibt es keine Schlammwiesen und Camping-Atmosphäre, dafür eher ein urbanes Ambiente, das ein entspanntes Flanieren zwischen den Bühnen erlaubt, trotz der unglaublichen Masse an Menschen – dieses Jahr waren es vom 29. bis 31. Mai insgesamt etwa 190.000 Besucher. Dazu kommt ein ungewöhnliches Line-up mit neuen und alten Bands, Indie, Punk, Experimentelles, Legendäreres bis hin zum Free Jazz und einige spezielle Projekte: wie Blixa Bargeld & Teho Teardo, Mick Harvey mit Gainsbourg-Interpretationen oder TELEVISION performing „Marquee Moon“. Auf allen Bühnen gibt es einen genialen und perfekten Sound, den man auf vielen Festivals oft vermisst. Es ist unmöglich, alles wahrzunehmen, daher folgt eine kleine, subjektive Auswahl an Highlights, Überraschungen und Enttäuschungen. Dazu gibt’s kurze Interviews mit der legendären D.I.Y. Punk-Noise Band THE EX aus Amsterdam, mit den Industrial-Rock-Urvätern CHROME um Mastermind Helios Creed aus San Francisco und schließlich mit BELAKO, einer jungen, coolen Band aus dem Baskenland, die eine echte Überraschung war. Und weil das Ganze nun mal mitten in Barcelona stattfindet und dort während des Festivals auch einiges abgeht, gibt es ein kurzes Sightseeing-Extra, damit ja bloß keiner in die zahlreichen Touristenfallen tappt.
Am Donnerstag trat der ehemalige TEARDROP EXPLODES-Frontmann Julian Cope bei schönstem Wetter ausgerechnet indoor auf im Auditori Rockdeluxe, einer bestuhlten Arena. Cope, im Hells Angels-Look mit ergrauter lange Mähne, spielte bestens aufgelegt humorvoll-dreckige Songs, als hätte GG Allin bei Syd Barrett gelernt, nach Ankündigungen wie „I like cunts. I like the word fuck. The next song is called ,Cunts fucking‘ ...“ hart in die Saiten geschlagen. Dazwischen immer mal wieder poetisch-kaputte Sauflieder und alte TEARDROP EXPLODES-Songs, wundervoll schräg, abgefahren und polarisierend. Ein Teil des Publikums haute früh ab, andere jubelten und das geplante Programm mit 23 weiteren Songs mussten leider aus Zeitgründen gekürzt werden. Julian Cope: extrem gut, extrem überraschend.
THE EX aus Amsterdam sind seit weit über dreißig Jahren dabei. Sie sind eine stilistisch sehr offene Band, die aber immer dem Punk und vor allem der D.I.Y.-Linie treu geblieben ist, auch mit ihrem eigenen Label Ex Records. Hut ab! Der Abgang von Mitbegründer und Sänger Jos Kley aka G.W. Sok nach 29 Jahren, der sich nicht mehr inspiriert genug fühlte, hat der Band nicht geschadet. Vor allem Drummerin Kat, unglaublich tight und rhythmisch versiert, setzt bei TH EX spielerische Facetten. Dazu kommt der Humor der Band, die auf ihrer Website sogar eine „Pukebox“ hat mit den von ihnen meist gehassten Songs aller Zeiten (wie etwa „Do they know it’s Christmas?“). Die neue Single „How Thick You Think / That’s Not A Virus“, aufgenommen im Proberaum in nur drei Stunden und in deren zwei abgemischt, knüpft am Noiserock und Post-Punk früher Tage an. Nach einem rockigen Anfang wurde ihre Show bald extrem tanzbar, dann folgte ein wütendes Noise/Dance-Gewitter. Auch Kats Stimme kam wiederholt zum Einsatz und brachte so die nötige Abwechslung zum heftigen Shout-Gesang von Arnold de Boer. Mit ihrer neuen Single im Gepäck und voller Energie und Spielfreude war es bezeichnend, dass diese Band auch viele neue Hörerinnen und Hörer in ihren Bann zog und sogar zum Tanzen bewegte. Sich neu erfinden, offen sein, und dabei immer noch alles selber kontrollieren – das ist extrem sympathisch und selten. Wir trafen sie anschließend gut gelaunt im Backstage Bereich an, wo auch ihre Freunde SHELLAC und alte Bekannte wie Fermin Muguruza von der Baskenpunk-Legende KORTATU abhingen.
Danach ging’s schnell wieder ins Dunkle des bestuhlten Auditori. Dort war mit dem Afro-Free-Jazz-Sound von SUN RA ARKESTRA ein spirituelles Ufo gelandet, das in seiner Magie etwa so wirkte wie drei Portionen Magic Mushrooms auf dem Raumschiff Enterprise. Sun Ra, der geschätzte 200 Lichtjahre alt ist, geisterte sogar durch die Reihen des Publikums. Facettenreich, frei, spacig, schwerelos, eine Show, bei der man weggebeamt wurde – groß, ganz groß!
Der Donnerstag hatte aber noch mehr Abgefahrenes zu bieten, denn mit CHROME, einer sehr einflussreichen, aber stets unterbewerteten Band aus San Francisco, die es bereits in den späten Siebzigern schaffte, harten Industrial-Noise-Rock mit irren psychedelischen Effekten und surrealen Sounds zu verbinden, wurde es vor der recht kleinen Vice-Bühne trotz der gleichzeitig spielenden Konkurrenz QUEENS OF THE STONE AGE ziemlich voll. Ein Irrer, der die Krankamera schwenkte, hatte wohl auch gut getankt und ließ diese nur zentimeterbreit über den Köpfen der sich duckenden Besucher hinwegrasen. Glück gehabt. Helios Creed, ein Riese mit Hut wie von H. R. Giger gezeichnet und Pitch-Effekt-Stimme, ließ sich nicht lange bitten. CHROME-Klassiker von „Half Machine Lip Moves“ krachten ordentlich und laut, die Synthie-Sounds waren abgefahren und der Bassist bombte Basslines aus Adrenalin ins Publikum. Neue Songs hatten Titel wie „Fukushima“ und klangen auch genauso! Space Aliens aller Art rockten wie Hölle – CHROME are back! Der eigentliche CHROME-Gründer Damon Edge, der schon lange tot ist, dürfte sich ob des authentisch-zeitlosen Sounds gefragt haben: „Should I come back to play with them?“ Geniales Konzert!
Am Freitag habe ich es dann wegen eines heftigen Gewitters nicht zu Mick Harvey plays Serge Gainsbourg geschafft, Amigos berichteten aber von einem wunderschönen Konzert mit sehr dunklen Cave-mäßigen Versionen. Sei’s drum, ich kam bei blauem Himmel in den Genuss der Voodoo-Bluesrock-Legende Dr. John, der nicht nur Schlangenhäute und ähnliches neben seinem Piano als Talisman installiert hatte, sondern auch bewies, dass New Orleans, die Sümpfe und good old Blues nichts an Magie verloren haben. „Who the fuck is Joe Cocker?“, dachte ich mir dabei. Schönes Konzert zum Einstieg. Dann kam Lee Ranaldo. Nach der Trennung von SONIC YOUTH ist er nun mit neuer Band unterwegs. Alle waren gespannt. Doch der Gig war eine Mega-Enttäuschung: Lee spielte Songs, die eher nach R.E.M.-Indie aus den Neunziger klangen und nicht griffen. Das klang nach veraltetem Pop, so ganz ohne Kraft und mit seinen ergrauten Haaren wirkte das Ganze extrem müde. Schnell weg hier.
Der große Ansturm auf das diesjährige Festival hatte einen Grund: die Reunion der PIXIES und ihr neues Album. Mit großen Erwartungen standen die Massen vor der Hauptbühne. Es folgte eine emotionslose, wenn auch perfekt gespielte Ansammlung ihrer Hits wie „Caribou“, und man wurde den Verdacht nicht los, dass es hier doch mehr ums große Geld als um die Neuerfindung der Indie-Legende der Neunziger ging. Der Meinung schienen nicht wenige, immerhin verließ während des extrem langweiligen Gigs ein Teil der Zuschauer den Ort des Geschehens, so auch wir. Das Festival hatte Spannenderes zu bieten, wie die Noise-Helden WOLF EYES, die herrlich bösartig klangen.
Am Samstag kam dann der großartige Tom Verlaine mit seiner Band TELEVISION in nahezu Originalbesetzung und „Marquee Moon“ – ein Meilenstein der New Yorker Art-Punk-Helden aus den späten Siebzigern – stand auf dem Programm. Die Atmosphäre zwischen den Hochhäusern und dem Meer am frühen Abend bot eine passende Kulisse für den zeitlosen poetisch-filigranen Sound des Ausnahmegitarristen und zog alle in ihren Bann. Konzentriert und versiert, dabei unspektakulär und reduziert zelebrierten TELEVISION ihr legendäres Album, Verlaines Klasse einmal mehr unter Beweis stellend. Himmlisch.
Danach bekam ich die brasilianische Musikerlegende Caetano Veloso zu sehen, die bisweilen in einem Atemzug mit Gilberto Gil genannt wird. Sie sorgte mit einem Mix aus Samba, Afro, Rock, Noise und Jazz-Punk für Furore – tropische Hitze inklusive. Überraschend.
Noch überraschender waren dann BELAKO aus dem Baskenland. Zwei Jungs und zwei hübsche Mädels, die Stile zusammenfügen, die so eigentlich nicht passen. Die extrem junge Band fügt Neunziger-Dance-Rave mit dem Punk/Grunge-Sound von L7 oder SONIC YOUTH zusammen, bedient sich bei Achtziger-Wave von THE CURE oder SIOUXSIE & THE BANSHEES und singt meist auf Englisch, teils aber auch auf Baskisch („Eurie“). Die Kombo knackt locker die gängigen Indie-Klischees und die beiden Mädels, vor allem die Bassistin, lassen es ordentlich krachen. Jede Menge ungezügelte Energie, viel Spaß, ein lockerer wie auch selbstbewusster Umgang mit den Styles – das kommt beim Publikum gut an und sie waren eine der besten neuen Bands des Festivals.
Trotz Masse viel Klasse und gerne wieder nächstes Jahr, das Primavera Sound Festival bleibt einzigartig.
THE EX
Im Frühjahr tourten THE EX mit dem ehemaligen SONIC YOUTH-Mitglied Thurston Moore, mit Peter Brötzmann und weiteren illustren Musikern durch Holland. Im Juni und Juli 2014 stand erneut eine Tour mit Fendika und dem Kinderzirkus Debre Berhan aus Äthiopien an. THE EX: Aktiver als je zuvor! Ein Kurzinterview mit Katherina und Arnold.
Ihr habt gerade eine Holland-Tour gemacht mit einigen jungen, unbekannten Bands und Künstlern, aber auch mit Leuten wie Thurston Moore. Wie war’s?
Katherina: Das war superspannend und jetzt sind wir wieder mit dem äthiopischen Kinderzirkus unterwegs. Wir waren ja früher mal auf Tour in Äthiopien und dadurch kamen einige Kontakte zustande. Wir arbeiten gerne mit solchen Projekten zusammen. Mit diesem ist es jetzt bereits das zweite Mal.
Bekommt ihr dafür Zuschüsse vom Staat oder anderen Organisationen oder macht ihr das auch unabhängig?
Katherina: Die Reise selbst nicht, aber wir müssen uns um die Versorgung der Kinder kümmern, das ist ja auch schon einiges. Die Kinder sind sehr aufgeregt, für sie ist so eine Reise ja auch etwas völlig Neues, eine andere Welt.
Ist es als unabhängige Gruppe nicht schwierig, heute noch von einer Band wie THE EX zu leben, in Zeiten von Downloads und Internet? Zumal ihr ja auch Kinder habt.
Katherina: Es war ein ganz natürlicher Prozess im Leben und es geht gut. Ja, wir haben Kinder, aber wir sind immer dabei geblieben. Musik zu machen ist das Schönste, was es für uns gibt.
Bei dem Konzert heute fand ich euch am Anfang sehr rockig, aber den zweiten Teil fand ich, ehrlich gesagt, spannender, passender für THE EX.
Arnold: Na ja, das Stück ganz früh war allerdings ein äthiopisches Lied, das Katherina gesungen hat. Allerdings stimmt es schon, in Afrika sagen sie auch immer: „Ihr seid eine Rockband.“ Aber wir improvisieren sehr viel, für andere ist das dann wieder nicht so sehr Rock.
Wie steht es um weitere Projekte beziehungsweise Platten?
Arnold: Wir haben ja gerade erst eine Single rausgebracht, die echt gut ankommt. Wir machen bald noch eine Split-Single mit einer äthiopischen Band.
Nehmt ihr die in Äthiopien auf oder in Amsterdam? Die Stadt hat bekanntlich eine recht große äthiopische Gemeinde.
Katherina: Na ja, aber die besteht mehr aus Restaurants. Da könnten wir mal mit einem Koch zusammenspielen.
Wie seht ihr generell die Lage in Äthiopien?
Arnold: Da musst du Bob Geldof fragen, haha.
www.theex.nl
CHROME
CHROME wurden 1976 in San Francisco gegründet und waren Wegbereiter des späteren Industrial Rock. Ihre legendäre Platte „Half Machine Lip Moves“ (1979) wurde gar in die Liste „100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)“ des Musikmagazins The Wire aufgenommen. Helios Creed und Damon Edge, der 1995 verstarb, waren die Hauptfiguren der legendären Band. Creed hat nun nach einigen Soloplatten CHROME wiederbelebt und eine echt gute Band am Start, die alles andere als nach fadem Aufguss klingt. Allein die Version des Klassikers „TV as eyes“ war live der Hammer und auch das neue Material von „Feel It Like A Scientist“ kommt extrem gut. The Aliens are back! Das Interview wurde mit Helios Creed (Gitarre/Gesang) und Tommy Grenas (Keyboard) geführt.
Helios, wie hast du CHROME wiederbelebt?
Helios: Oh, wir haben uns einfach getroffen. Ein Teil der Band war sowieso CHROME-Fans, das hat sich dann ergeben und ich hab ja eh immer solo weitergemacht, aber jetzt sind es wirklich wieder CHROME!
Tommy, seit wann kennst du CHROME eigentlich schon?
Tommy: Ich habe Damon Edge noch kennen gelernt, der ist ja seit Ewigkeiten tot. Er war ein großer Fan von Krautrock-Bands aus Deutschland, dann kam das Punk-Ding und CHROME. Nun ja, die hatten damals genug von dem ganzen Rock’n’Roll-Zeug und den üblichen Sounds, da musste was Neues passieren und das passierte dann ja auch. Ich bin froh, dass ich jetzt bei CHROME spiele. Ich war vorher mal bei Nick Turner und HAWKWIND dabei, aber das ist jetzt noch viel besser! Warum gab’s eigentlich in Deutschland so viele anders klingende Bands wie KRAFTWERK und CAN, während in den USA und England alles so normaler Rock war?
Ich denke, dass es mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt. Es gab nur eine ausgelöschte Musikkultur und seichte Schlager. Das war vermutlich ein Nährboden, um etwas Neues zu starten ... Was hat es eigentlich mit dem Song „Fukushima“ vom neuen Album auf sich?
Helios: Weißt du, die Welt ist böse, Fukushima und so. Man, da kommt noch was, ich spüre das. Ich glaube nicht an Erdbeben in Kalifornien, das ist Quatsch, die gibt es einfach nicht, das sind Vibes! Fucking Earthquakes, denkt alle mehr an Fukushima! Deswegen der Song!
Du hast ja immens viele Effekte, die du benutzt ...
Helios: Ja, ich mag so Zeug. Heute benutzt das ja jeder, und dann auch noch digital, wir sind aber eine echte Band. Wenn da mal was schräg klingt, was soll’s!
Tommy: Vor uns spielte so eine junge Band, die hatten nur Pro-Tools, das ist doch nicht mehr live ... das macht doch keinen Spaß!
Helios: Die Welt ist ein Monster und CHROME sind der Sound dazu. Ich kann meine Stimme auf drei Meter Länge ausdehnen ...
Tommy: Helios ist schon eine Type ...
www.helioscreed.com
BELAKO
Sie mussten im Gegensatz zu vielen anderen Bands noch selbst ihre Verstärker in den Bandbus schleppen: Josu (Gitarre/Gesang), Cris (Keyboards/Gesang), Lore (Bass/Gesang) und Lander (Drums/Gesang). Toughe Mädels und Jungs, cooler Sound – BELAKO und ihr Album „Eurie“.
Seit wann gibt’s euch, und wo seht ihr eure Einflüsse?
Lore: BELAKO gibt es seit Mai 2011. Wir hatten den gleichen Musikgeschmack und auch sonst hatten wir einiges gemein. Wir spielten damals noch mit einem anderen Drummer aus Bilbao im Baskenland, wo wir herkommen. Uns schwebte vor, eine Band zu gründen, die eine Brücke aus dem Sound der Achtziger, Neunziger und dem unserer heutigen Generation kombiniert. Wir tauschten wegen einiger Differenzen dann den Drummer aus und spielten einige Gigs in Galerien und AZs in der Gegend von Bilbao und entwickelten uns schnell weiter. Nachdem wir dann auch noch den Wettbewerb von Radio 3 Nacional, einem guten staatlichen Sender, gewonnen hatten, spielten wir auf mehreren Festivals und machten eine Tour durch Spanien. Im Moment sieht es sehr gut für uns aus, die vielen Auftritte in den drei Jahren zahlen sich aus.
Ich fand eure Anleihen bei alten Achtziger-Wave-Bands und dem Grunge-Noise-Sound von L7 oder auch SONIC YOUTH erfrischend mutig. Es ist heute nicht einfach, neue Sounds zu kreieren ...
Lore: Wir sind keine Gruppe, die Songs lange durchdiskutiert oder über mögliche Einflüsse nachdenkt. Die Songs entstehen vielmehr kreativ beim Spielen, das ist uns wichtig.
Genau das merkt man live bei euch. Ich war gestern von den PIXIES enttäuscht, die zwar perfekt aber ohne Spielfreude und Energie aufgetreten sind. Bei euch war das ganz anders.
Cris: Für uns war es allerdings ein Traum, mit Indie-Legenden wie den PIXIES auf einem Festival zu spielen. Wir konnten sie ja, wie viele in unserem Alter, damals nicht sehen und haben da auch keinen Vergleich.
Das Baskenland war jahrelang bekannt für harten Punk. Da gab es Bands wie NEGU GORRIAK und LA POLLA RECORDS. Wie sieht es mit einer jungen, neuen Szene aus, tut sich da was?
Cris: Wir sind eine Band, die sich ein wenig schwertut mit dem Image des typischen Baskenrock. Wir sehen uns nicht in dem Zusammenhang, auch wenn wir einige Songs auf baskisch singen. Die Stereotypen mögen wir weder in Sachen baskischer Rock noch in Sachen britischem Indierock. Das macht es natürlich nicht einfacher. Englisch als Sprache wird anders verstanden beziehungsweise einfacher als Baskisch. Aber ein paar Songs baskisch zu singen ist uns auch wichtig.
Auch schwierig ist es sicher, als recht junge Band das alles zu finanzieren.
Lore: Wir spielen halt viel, Alben verkauft man ja kaum noch. Wir machen, trotz Management, vieles selbst. Uns würde es super freuen, wenn wir bald mal in Deutschland unterwegs sein könnten.
www.belakomusic.bandcamp.com
Barcelona auf die Schnelle
Barcelona ist vor allem wegen seiner Lage am Meer eine extrem gutbesuchte Touristenstadt. Dementsprechend viel Nepp gibt es hier. Am besten wohnt man etwas außerhalb des Zentrums, beispielsweise im El Born-Viertel am Bahnhof Estació de França oder auch im Arbeiter- und Ausgehviertel El Raval. Das Viertel Gràcia mit seinem intellektuellen Anstrich liegt etwas weit weg vom Zentrum. Haltet euch nicht zu sehr mit dem Gaudí-Rummel auf, es gibt auch noch andere Architektur zu bewundern.
Achtung, die lokale Polizei heißt hier Mossos und versteht keinen Spaß. Während des Primavera Sound Festivals wurde beim Bahnhof Sants ein besetztes Haus und soziales Zentrum nach 17 Jahren brutal geräumt. Der leider weit verbreitete katalanische Nationalismus ist kritisch zu betrachten und scheint mir, anders als im Baskenland, eher mit Finanzinteressen begründet zu sein als wahrem Streben nach Unabhängigkeit.
Nachfolgend eine kleine Auswahl an Clubs, Bars und mehr.
Clubs
A Wamba Buluba Club, Carrer dels Escudellers 49: Donnerstags Rock’n’Roll-Live-Bands im Stil der FUZZTONES und Resident DJ Turista Bang Bang mit Killer-Garage/Rock’n’Roll!
Barbara Ann Bar, Taquígraf Garriga 163, 08029 Barcelona: Außerhalb, Richtung Stadion, aber auch dort geile Bands und Sounds. Stammlokal von SUZY Y LOS QUATTRO!
Sidecar Club, Plaça Reial 7: Täglich gute Gigs in einem Keller, Indie-Partys, Punk.
Lupita del Raval, Calle Carretes 48: Geheimbar mit winzigem Club dahinter, genial und kultig. Am Weekend oft Punk-Gigs.
Sala Apolo, Carrer Nou de la Rambla 111: Stash R’n’R-Club von DJ Oscar Guindilla, oft auch Konzerte.
El Xibiu, Calle Blai 48: Hammer-Tapas in der „Straße der Tapas“ im Raval-Viertel, dazu Samstag Mittags oft Szene-DJs.
Bar Bahía, Plaça George Orwell: extrem coole Garage/Rock’n’Roll/Soul-Musik und die beste Bar im Zentrum.
Kè? Bar, Carrer del Baluard 54: Nettes Café in Strandnähe in Barceloneta. Faire Preise für die Gegend.
Weitere gute Live-Clubs sind Sala Monasterio, Sala Bikini, Barts und Razzmatazz.
Essen
Stage Bar, Carrer Vilà i Vilà 60-62: Ein preiswertes Vier-Gänge-Tagesmenü inklusive einer Flasche Wein kostet 7 Euro, gute Tapas, cooles 70s-Ambiente und direkt neben dem legendären Club Sala Apolo gelegen.
Vegan/Vegetarisch: Gleich zwei kleine Restaurants/Snackbars befinden sich am Plaça George Orwell in der Nähe der Promenade im Zentrum von Barcelona – preiswert und gut.
Plattenläden
Nähe Rambla/Plaça Catalunya findet man so ziemlich alle Plattenläden in der Carrer dels Tallers (auf jeden Fall bis zum Ende durchgehen, kurz vor dem Ende gibt’s einen Laden mit hammergünstigen DVDs aus dem Trash/Art-Genre!).
Coole Bands aus Barcelona
SUZY Y LOS QUATTRO: Powerpop-Punk mit BLONDIE-Power.
THE CAPACES: Hardcore-Oldschool-Punk mit unglaublicher Power-Frontfrau.
LOS MARTINI SURFERS: Coole und witzige Surf-Garage- Band aus Barna.
LA KINKY BEAT: Underground Ragga, Drum’n’Bass mit einem Hauch Punk und Dub.
DR CALYPSO: Eine der ältesten und besten Ska-Bands!
FUCKIN’ BOLLOCKS: Momentan angesagte Garagepunk-Band, wenn auch etwas überbewertet.
AKRON: Instrumental-Band mit psychedelischem Surf und Sixties-Lounge-Elementen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Frank Castro