Die Finnen nehmen sich selbst nicht allzu ernst und sind große Fans der Ästhetik der Achtziger Jahre. Doch hinter all dem Neon steckt auch ein ernster Hintergrund, wie Keyboarder Touko verrät.
Ihr habt eine Menge Achtziger-Jahre-Sounds und -Visuals in eure Musik eingebaut: Bist du selbst ein großer Fan der Achtziger? Und was, denkst du, hat diese Ära so besonders gemacht?
Wir haben uns bei der Arbeit an „Hyperactive“ in der Tat von populären Achtziger-Jahre-Filmen, -Serien und -Videospielen beeinflussen lassen, genau wie von den legendären Musik-Acts aus diesem Jahrzehnt. Allerdings ist unser aktuelles Album auch von einer Vielzahl anderer Künstler aus den verschiedensten Genres und Stilen inspiriert – wir wollten zugleich unseren Wurzeln treu bleiben, die ja eher heavy waren. Meiner Meinung nach ist die Ästhetik der Achtziger genauso bemerkenswert wie jedes andere Jahrzehnt mit seiner jeweils eigenen ausgeprägten Bandbreite an Stilen. Unser Sänger und Gitarrist Leevi ist da vielleicht anderer Meinung, denn die Musik und Mode der Achtziger haben einen speziellen Platz in seinem Herzen.
Metal und Metalcore sind eine ernsthafte Angelegenheit ... jedenfalls für die meisten Bands. Alles an ONE MORNING LEFT scheint mir mit einem gewissen „Augenzwinkern“ versehen: Merch-Design, Videos, sogar die Musik. Habt ihr das Gefühl, dass die Metal-Szene sich selbst zu ernst nimmt?
Wir mögen es, immer eine Spur in unsere Musik und unsere visuellen Darbietungen einzubauen, denn das ist einfach Teil unserer DNA. Allerdings haben wir ihn ein bisschen abgeschwächt, da wir als Musiker und Menschen gereift sind. Die „augenzwinkernde“ Attitüde ist auf „Hyperactive“ definitiv vorhanden, aber sie ist nuancierter im Vergleich zu unseren früheren Veröffentlichungen. Ich denke nicht unbedingt, dass sich die Metal-Szene als Ganzes zu ernst nimmt. Aber es gibt definitiv Künstler und Bands, die davon profitieren könnten, wenn sie lernen würden, ein wenig über sich selbst zu lachen, andererseits gab es bei einigen großen Metal-Acts wie IRON MAIDEN und DRAGONFORCE immer mehr als nur einen Hauch von Comedy in der Musik oder bei den Auftritten.
Es gibt aber auch ernste Inhalte, die in den Texten versteckt sind. Kannst du uns einige nennen, die ihr auf der Platte verarbeitet habt?
Es geht es um Depression, Manie, Suchtüberwindung, Liebe, Hass und Stress. „Downfall“ zum Beispiel ist aus der Sicht einer Person geschrieben, die ständig mit Ängsten zu kämpfen hat, einer Unfähigkeit, sich an die moderne Gesellschaft anzupassen. Wir haben versucht, davon mit den Mitteln des SciFi- oder Fantasy-Genres zu erzählen, um mal eine andere Perspektive auf solch schwierige Themen zu bieten.
Inwiefern repräsentiert der Titel „Hyperactive“ die Musik und die Texte des Albums?
Der stand eigentlich schon fest, bevor die meisten Songs überhaupt geschrieben waren, und er hatte sicherlich einen Einfluss auf den Songwriting-Prozess. „Hyperactive“ kann als Kritik am modernen Leben verstanden werden, besonders an den sozialen Medien und dem ständigen Informationsfluss. Die Musik folgt den Texten bis zu einem gewissen Punkt, wobei aggressive und schnelle Songs gegenüber längeren und langsameren bevorzugt wurden. Wir wollten definitiv, dass die Musik den Inhalt auf diese Weise widerspiegelt.
© by Fuze - Ausgabe #88 Juni/Juli 2021 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #88 Juni/Juli 2021 und Jenny Josefine Schulz
© by Fuze - Ausgabe #108 Oktober/November 2024 und Olivia Zöllner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #85 August/September 2009 und Nadine Maas
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #98 Oktober/November 2011 und David Schumann