OJO ROJO

In Berlin gibt es eine (noch) recht unbekannte Band, die sich OJO ROJO nennt – das ist spanisch und heißt so viel wie "Rotes Auge". Der aufmerksame FU MANCHU-Hörer wird den Namen bereits als Songtitel von deren Debüt-EP "No one rides for free" kennen. Aber was soll´s, gut abgekupfert ist ja immerhin besser, als schlecht selbst ausgedacht.

Das Quartett hat sich 1999 gegründet und rekrutiert sich vollständig aus Mitgliedern gar nicht mal so unbekannter Bands. Deshalb etwas Namedropping an dieser Stelle: der amerikanische Sänger Matt Roosta war mal bei RAT SALAD. Der Bassist Henning Menke ist ein ganz und gar nicht unbeschriebenes Blatt, schließlich bereicherte er bereits die SKEPTIKER, JINGO DE LUNCH, HANDFULLAFLOWERS und CHURCH OF CONFIDENCE. Gitarrero Olli Wong kommt von SHE-MALE TROUBLE und RETORTO. Und als wenn das an Vorerfahrung nicht reichen würde, gesellt sich obendrein auch noch Schlagzeuger Thomas Götz dazu, der ebenfalls mal bei CHURCH OF CONFIDENCE mitmischte, hauptberuflich aber im Dienste der BEATSTEAKS steht.

Doch stellt sich hierbei die Frage, wie Herr Götz diesen Doppel-Job bewältigen will. Gitarrist Olli Wong dazu:


"Das ist schon ein bisschen zu viel für ihn, zumal die BEATSTEAKS ja auch gerade ihr neues Album veröffentlicht haben. Wir haben bereits einen neuen Drummer namens Fuckin´ Junior und der ist fuckin´ good. Thomas bleibt aber in der Band, hilft Songs für unser Debüt-Album zu schreiben, kocht Kaffee, kauft Bier und rollt Lunten."

Alles klar, wenigstens scheint die Zukunft der Band gerettet zu sein. Die Jungs, und das möchte ich hier unmissverständlich klarstellen, machen trotz FU MANCHU-Zitat keinen Stoner-Rock. Dafür ist ihr Sound einfach zu schnell, zu arschtretend. Man bedient sich lieber des Begriffs "Amphetamine Rock" – so auch der Titel ihrer Debüt-EP. Aufgenommen im Januar 2001 gibt es hier vier Songs mit verheißungsvollen Titeln: "White Knuckle Ride", "Run In Circles", "Murder" und "Stingray". Das allererste Demo wurde bereits im Februar 2000 aufgenommen und der Song "Drowned" schaffte es sogar auf eine Visions-Compilation. Doch da das Stoner-Genre – von dem man sich ja auf gewisse Weise distanziert, nichtsdestotrotz aber in diese Ecke gesteckt werden wird – eine der festgefahrensten Musikrichtungen überhaupt ist, fragt man sich doch, ob OJO ROJO mit Weiterentwicklung liebäugeln? "Wir bemühen uns auf jeden Fall um Weiterentwicklung", meint Olli. "Viele Bands in dem Genre Stoner-Rock versuchen einfach nur so zu klingen wie beispielsweise KYUSS. In unserer Band kommen die Musiker alle aus verschiedenen Richtungen, jeder trägt somit unterschiedliche Ideen zu den Songs bei und was letztendlich dabei herauskommt sind zu 100% wir – schließlich haben wir ja alle andere Einflüsse."

Und was sind das für Einflüsse, schließlich hat man sich doch nach einem FU MANCHU-Song benannt – oder etwa nicht? "Alle Bandmitglieder sind ganz unterschiedlich beeinflusst", stellt Olli fest. "Unser Sänger Matt ist zum Beispiel riesiger BLUE ÖYSTER CULT-Fan. Wir mögen aber auch SLAYER und CORROSION OF CONFORMITY, über PUBLIC ENEMY bis hin zu Adriano Celentano. Den Bandnamen gäbe es übrigens auch ohne FU MANCHU-Song. Wir waren nämlich mal in Mexico und man nannte uns da mal "Ojo Rojo", warum auch immer..."

Dass sich mit Matt Roosta ein Sänger aus Alabama, New Jersey in den Reihen der Band befindet, ist ja nicht gerade so normal – wie ist es also dazu gekommen?"Er hat damals bei einer Band namens RAT SALAD gesungen", erzählt Olli, " und eines schönen Abends, als die Jungs im Zosch in Berlin auftraten, habe ich dann mit ihnen zusammen SLAYERs "Dead Skin Mask" gecovert. Als ich und alle anderen einige Wochen später wieder nüchtern waren, haben wir Matt gefragt, ob er Bock hätte, bei uns zu singen... and there he is!"

Die "Amphetamine-Rock"-EP ist ja nun nicht mehr wirklich brandneu, und dass Ex-Schlagzeuger Thomas Songs für die erste Langspielplatte schreibt, wissen wir auch, doch wann soll das "richtige" Debüt denn endlich erscheinen? "Wir verhandeln im Moment noch und es ist auch noch nichts spruchreif", erklärt Olli, "aber Ende Januar wollten wir eigentlich ins Studio gehen. Was dabei herauskommen wird – we will see and hear!" Dann lassen wir uns mal überraschen...