NINJA DOLLS

Foto

NINJA DOLLS can kick your dolls butt!

Die Bandbio der schwedischen Punkrocker NINJA DOLLS liest sich anstrengender als die Besetzungshistorie einschlägig bekannter Vorabendsoaps. Rinn, raus, rinn, raus – wat denn nu? Endlich aber, nach jahrelanger Suche, haben sich vier wild schlagende Herzen gefunden: zwei Mädchen, zwei Jungs, gefühlte acht Eier. NINJA DOLLS machen Punkrock, der Spaß macht. Mal zuckrig, mal bitterböse. Und meistens ordentlich gemein. Dabei gaben sich Bassistin Emma und Gitarrist Martin im Interview sehr charmant und höflich.

Selten habe ich von einer Band gehört, bei der eine derartige Fluktuation der Bandmitglieder herrscht. Was ist der Grund dafür, dass bei euch so häufig Leute ein- und wieder aussteigen?

Emma: So viele Besetzungswechsel hatten wir eigentlich gar nicht. Obwohl wir im Laufe der Jahre mit dreizehn verschiedenen Schlagzeugern gespielt haben. In Falun, wo wir leben, scheint jeder Metal zu spielen und es war schwierig, einen Drummer zu finden, der richtig zu uns passte. Wir hatten viele „Aushilfsdrummer“, die uns immer mal wieder geholfen und uns auf Tour begleitet haben.

Dennoch gab es eine Menge Leute, die nach kurzer Zeit die Band wieder verlassen haben. Hatten diese „personellen Veränderungen“ einen Einfluss auf eure künstlerische Entwicklung als Band?

Martin: Die größte Veränderung gab es letztes Jahr, als wir und unser zweiter Gitarrist beschlossen haben, getrennte Wege zu gehen und von da an nur noch mit einem Gitarristen weiterzumachen. Nur eine Gitarre in der Band zu haben, verändert vieles. Der Sound ist jetzt cleaner, irgendwie nackt. Ich mag diesen Klang und ich mag es, dass auf der Bühne jetzt Raum für mehr Energie ist.

Gab es eine Zeit, in der die von euch, die die ganze Zeit dabei waren, über diesen ganzen „Findungsprozess“ frustriert waren?

Emma: Nein, nicht wirklich. Als wir die Band gegründet haben, lautete unser Motto ja nicht: „Schmeiß deinen Job hin, verlass deinen Typen oder lass es bleiben!“ Mit den Jahren ist es uns aber immer ernster geworden mit der Musik und wir wollten mehr touren. Und manche Leute waren nicht bereit, da mitzuziehen, vielleicht auch manche Dinge aufzugeben, und mussten deshalb gehen. Es ist eine ganz natürliche Entwicklung, die jede Band in ihren Anfangstagen durchmacht.

Gibt es Themen oder Dinge, die euch zum Songschreiben inspirieren?

Martin: Mich inspiriert es, andere Bands live spielen zu sehen, besonders Bands, mit denen wir zusammen auf Tour sind. Als wir zum Beispiel mit FOR JAPAN durch die Niederlande getourt sind, eine Woche, bevor wir mit den Aufnahmen zu „1, 2, 3 Go!“ begonnen haben. Sie jeden Abend spielen zu sehen, gab mir das Gefühl, dass wir unbedingt auch einen richtig schnellen Song brauchen, zu dem du komplett durchdrehen kannst. Daraus ist „Silicon sympathy choir“ entstanden. Für mich sind das Tempo und der Groove extrem wichtig, und dass die Songs live funktionieren.

Emma: Ich denke, unsere Schwäche könnten die Texte sein, schließlich geht es fast immer um dasselbe Thema. Es scheint, als würden wir unfassbar viele Leute hassen, aber darum geht’s nicht. Obwohl ... um ehrlich zu sein ... wir haben in all den Jahren schon einige seltsame Leute getroffen und einige von ihnen haben uns inspiriert, Songs über sie zu schreiben.

Martin: Dabei haben wir uns, was die Texte angeht, im Vergleich zu früheren Aufnahmen, ganz schön verbessert!

Wer schreibt die Songs?

Emma: Eigentlich schreibt Martin die Musik und manchmal ein paar Texte. Den Rest übernehme ich und manchmal hilft mir Victoria.

Inwieweit unterscheidet sich „1, 2, 3 Go!“ von früheren Alben?

Martin: Ein großer Unterschied ist, dass die aktuelle Platte nicht so überproduziert ist wie frühere Aufnahmen. Wir haben das Album in kürzester Zeit aufgenommen und ich glaube, das hat einen sehr guten, energiegeladenen Vibe ergeben. Als wir im Februar von unserer Hollandtour wiederkamen, brauchten wir noch vier weitere Songs, um das Album zu vervollständigen, und hatten dafür genau vier Tage Zeit, bevor wir ins Studio gingen. Es ist echt toll, dass wir in der Lage waren, so ein cooles Album in so einem extrem knappen Zeitraum zu machen.

Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Eines der Stichworte, die mir in den Kopf kamen, als ich das neue Album gehört habe, war Fun-Punk ...

Martin: Was zur Hölle ist denn bitte Fun-Punk? Ich glaube, wir betrachten unsere Musik als gar nichts. Vielleicht als Musik, die du auflegst, wenn du deine Freunde einladen und die größte Party deines Lebens schmeißen willst.

Emma: Dem stimme ich zu. Aber auf die Frage, was für eine Art von Musik wir spielen, eine Antwort zu finden, ist schwierig. Und es interessiert mich auch nicht, was die Leute darüber denken. Für mich sind wir einfach die NINJA DOLLS!

Mädchen, die in einer Punkrock-Band spielen, sind für gewöhnlich ein absoluter Eyecatcher. Wie wichtig sind euch euer Aussehen und euer Styling in Bezug auf eure Musik?

Emma: Nicht wirklich wichtig. Das Wichtigste ist, dass man etwas trägt, in dem man sich wohl fühlt. Davon abgesehen, passt ein pinkfarbenes Kleid so schlecht zu roten Converse und schwarzen Stretchjeans.

Martin: Verdammt, ich werde nie wieder dieses pinkfarbene Kleid auf der Bühne tragen!

Martin, ist es nicht manchmal hart, nicht von all dieser geballten Fräulein-Power überrollt zu werden? Oder setzt du vielleicht manchmal deinen Sex-Appeal ein, um dich durchzusetzen?

Martin: Ich glaube nicht, dass es viel bringen würde, wenn ich meinen „Sex-Appeal“ einsetzen würde, haha.

Mit welchen Bands möchtet ihr mal zusammenspielen? Habt ihr Idole?

Martin: Wir durften bereits mit einigen großartigen Bands touren. Mit VIETCONG PORNSÜRFERS zum Beispiel, vermutlich die kränkste Band, die ich je gesehen habe und die beste Band, die Schweden zurzeit zu bieten hat. Oder mit FOR JAPAN, die dynamischste Band, die ich jemals live gesehen habe. Aber es wäre natürlich geil, mal mit einer bekannteren Band zu touren, um uns einem größeren Publikum zu präsentieren. ANTI-FLAG oder DIE TOTEN HOSEN wären krass. Solltet ihr Jungs das lesen, ruft uns an und nehmt uns mit auf eure nächste Tour. Wir bringen schwedische Süßigkeiten mit, einverstanden? Und vielleicht könnten wir eure Backline mitbenutzen. Wir fahren nämlich einen Toyota Starlet und es ist immer etwas schwierig, die Amps und das Schlagzeug da reinzukriegen ...

Emma: Klar, natürlich wollen wir mal gemeinsam mit unseren „großen Idolen“ auf der Bühne stehen. Viele Punkrock-Bands haben uns inspiriert, und es wäre fantastisch, mal mit den RAMONES zu touren. Nur leider können wir nicht zaubern. Aber wir sind ziemlich zufrieden mit den Bands, mit denen wir bis jetzt unterwegs waren.

In eurer Heimat Schweden seid ihr ziemlich populär. Was für Strategien habt ihr in petto, um auch noch den Rest von Europa zu erobern ... oder vielleicht sogar die ganze Welt?

Emma: Was? Ich dachte, das hätten wir schon! Dreckskacke!

Martin: Das Beste wäre, wenn wir eine schon bekannte Band supporten und zusammen touren könnten, um auch den Rest von Europa zu unseren Freunden zu machen.

Ihr seid schon mal durch Deutschland getourt. Hat es euch bei uns gefallen?

Martin: Wenn es ums Touren geht, ziehe ich Deutschland Schweden eindeutig vor. Die Club- und Punkrock-Szene ist viel größer und cooler als die in Schweden. Davon abgesehen stehen die Schweden, warum auch immer, auf Coverbands, die die ganze Nacht lang CCR- und ABBA-Songs covern. Verstehe ich nicht. In Deutschland ist der Rock’n’Roll-Faktor größer und die Leute hier scheinen uns zu mögen.