NEW FOUND GLORY

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Punkrock-Romantik

Sie kratzen dieser Tage an ihrem 25-jährigen Bestehen. Bands wie STATE CHAMPS oder NECK DEEP gäbe es ohne den Einfluss von NEW FOUND GLORY wohl heute nicht in dieser Form. Mit „Forever + Ever x Infinity“ erscheint im Juni das zehnte Studioalbum. Wir haben uns mit Drummer Cyrus Bolooki zusammengesetzt, um über das neue Album, NEW FOUND GLORY im Jahr 2020, die Rückkehr zu den Wurzeln, ihre mangelnde Tourpräsenz in Deutschland und die allgegenwärtige Corona-Krise zu sprechen.

23 Jahre NEW FOUND GLORY und zehn Studioalben. Kein Stillstand in Sicht. Wie schafft man das nach all den Jahren?

Ich glaube, der wichtigste Faktor ist, dass jeder von uns von Anfang an dabei war. Wir können alle zusammen zurückblicken und analysieren, wie sich die Dinge entwickelt haben. Wir kennen uns nun alle schon so lange, dass es kein Problem damit gibt, Dinge, die falsch laufen, direkt anzusprechen und diese aus der Welt zu schaffen. Es klingt immer nach Punkrock-Romantik, aber wir sind tatsächlich wie eine Familie.

Bald erscheint euer neues Album „Forever + Ever x Infinity“ und ihr klingt wie zu „Selftitled“- oder „Sticks And Stones“-Zeiten. War dies eine bewusste Entscheidung oder eher ein zufälliges Ergebnis?
Es freut mich riesig, dass du das genauso siehst wie wir. Es gibt da definitiv diesen nostalgischen Vibe, der beim neuen Album mitschwingt. Das hat sehr viel damit zu tun, dass wir beim Schreiben von „Forever + Ever x Infinity“ einfach die gleiche Herangehensweise hatten wie bei den von dir genannten Alben. Einfach ein paar härtere Gitarrenriffs schreiben und eine gute Portion eingängige Melodien dazu und fertig. Ich bin absolut froh, dass wir 15 Songs auf dem Album haben. Einige davon sind auch verdammt schnell geworden.

Was bedeutet „Forever + Ever x Infinity? Gibt es eine tiefere Bedeutung hinter dem Titel und wieso habt ihr das Album so genannt?
Ich hoffe darauf, dass „Forever + Ever x Infinity“ die gleichen Gefühle in einem auslöst als wäre man in einer Beziehung und kommt zu dem Punkt, an dem man möchte, dass es einfach niemals endet. Als würdest du gerade die beste Zeit deines Lebens haben, egal ob es nur für den Moment ist oder über einen längeren Zeitraum. Und falls der Moment dann endet, dass man zurückblickt und versucht die schöne Zeit zurückzuholen.

„Greatest of all time“, „Nothing to say“ und „Shook by your shaved head“ waren die ersten Singles von „Forever + Ever x Infinity“. Warum habt ihr ausgerechnet diese drei Songs gewählt. Haben sie eine besondere Bedeutung für euch?
„Greatest of all time“ hat sich sofort als erste Single herauskristallisiert. Die Leute haben mit Sicherheit einen radiotauglichen Song erwartet. Wir wollten aber diesmal einfach nicht auf Nummer sicher gehen, sondern einen der schnellsten Songs auf dem Album raushauen. Kurz und nicht gerade der Standard bei uns. Ein echter Teaser, der die Leute im besten Fall neugierig macht. „Nothing to say“ und „Shook by your shaved head“ sind dann der perfekte Querschnitt durch das gesamte Album. „Nothing to say“ hat diese tollen Singalongparts und eine wichtige Message, nämlich dass es im Endeffekt völlig egal ist, was die Leute von dir denken, solange du dich gut fühlst. Der Song ist auch stark von einer Band beeinflusst, die wir damals völlig abgefeiert haben, als wir angefangen haben, Musik zu machen, nämlich CIV und im Speziellen deren Album „Set Your Goals“. Bei „Shook by your shaved head“ wussten wir im selben Moment, als wir den Song zum ersten Mal zusammen gespielt haben, dass dies der Opener des neuen Albums werden wird.

Positivität ist immer ein extrem wichtiger Faktor in eurer Musik. Selbst der traurigste NEW FOUND GLORY- Song lässt einen mit dem Gefühl zurück, man könne alles schaffen.
Ich glaube, diese Positivität ist ein direktes Ergebnis des Zusammenspiels der vier Charaktere in der Band. Wir haben schon immer Songs geschrieben, die mitten aus unseren eigenen Leben stammen, ohne dabei erfundene Geschichten erzählen zu müssen. Der Zusammenhalt in der Band und die Unterstützung, die wir einander geben, sowie das Feedback unserer Fans hat uns schon durch manche schwere Zeit getragen. Wir haben nie unsere positive Einstellung verloren und sind unendlich dankbar für alles, was wir dank der Musik und der zahlreichen Menschen, die uns unterstützen, erreicht haben.

Deutschland wartet schon viel zu lange auf eine NEW FOUND GLORY-Tour. Ist da etwas für später im Jahr oder für 2021 geplant?
Momentan verändert sich aufgrund der Gesamtsituation unser Zeitplan nahezu täglich, daher ist das leider noch schwer zu sagen. Wir wollen aber unbedingt demnächst wieder nach Europa kommen. Sei es nun für eine Tour oder für einige Festivals. Wir hoffen, dass wir im Zuge dessen dann auch wieder in Deutschland vorbeischauen können. Es ist viel zu lange her, seit wir zuletzt Shows bei euch gespielt haben.

Wir leben gerade in sehr schwierigen Zeiten. Das Corona-Virus hat großen Einfluss auf unsere Lebensgewohnheiten. Wie geht ihr als Band, aber auch als Privatpersonen mit dem Thema um?
Das Schlimme an der Pandemie ist ja, dass jeder davon betroffen ist und wir jetzt einfach noch mehr aufeinander aufpassen sollten. Natürlich ist es für uns als Band schwierig, da Touren ausgeschlossen sind und man auch nicht weiß, wann genau das Ganze wieder möglich sein wird. Gott sei Dank wird es immer eine große Nachfrage für Live-Musik geben, da dieses Erlebnis einfach auch nicht zu ersetzen ist. Man kann das Gefühl auf einem Live-Konzert nicht am Rechner duplizieren. Privat machen wir momentan wohl einfach das Gleiche durch wie alle anderen auch. Zeit zu Hause mit der Familie verbringen, Menschenansammlungen vermeiden und sich um neue oder alte Hobbys kümmern. Ich verbringe momentan aber zum Beispiel auch viel mehr Zeit in der Natur als vorher. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass wir diese Sache möglichst schnell und unbeschadet hinter uns bringen. Dazu müssen wir allerdings zusammenhalten, uns gegenseitig schützen und stetig daran arbeiten, die Effekte des Corona-Virus einzudämmen und so viele Menschenleben zu retten, wie es nur irgendwie geht.