NEAT! NEAT! NEAT!

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How punk is that?!

Vor einigen Jahren noch fast undenkbar, so erfreuen sich in den letzten Jahren Duos in der Rockmusik immer größerer Beliebtheit. Nicht erst seit den WHITE STRIPES oder den DRESDEN DOLLS weiß man, dass es durchaus reichen kann, mit Gitarre und Schlagzeug den nötigen Druck in der Musik zu erzeugen.



Und so hat sich auch Frehn Hawel nach dem Ableben seiner alten Band TIGERBEAT gedacht, wenn ich mit Pit Kannapin von THE WEETH EXPERIENCE einen Drummer habe, der hinter seiner Schießbude soviel Alarm macht wie ein ganzer tibetanischer Trommlermarsch, wozu bedarf es dann noch mehr? Und schnell war eine neue Band geboren. Und einen Namen bekam das Baby auch umgehend. NEAT! NEAT NEAT! Da klingelt es beim musikhistorisch bewanderten Leser sicherlich gleich. Genau, so hieß doch die erste Single von THE DAMNED, eine der allerersten Punk-Platten überhaupt. Aber das ist Zufall. Mit Punk und THE DAMNED im Speziellen haben die beiden Hamburger nämlich eigentlich kaum etwas am Hut. "Höchstens von der Einstellung her, musikalisch eher gar nicht", erklärt Pit. Hier geht es in erster Linie um den Blues. In all seinen Verfärbungen und Auswüchsen.

Doch im Gegensatz zu den bereits erwähnten, zahlreichen anderen Duos der letzten Jahre wird dieser bei NEAT! NEAT! NEAT! nicht in eine minimalistische Retro-Garage gezwängt, sondern bekommt Raum für fetten Sound und unheimlich viel Druck. Mag es an Pits energischem Schlagzeugspiel liegen, was nicht zuletzt aufgrund der gelegentlich eingesetzten Double-Bass an so manche Heavy Metal-Band erinnert. Mag es an Frehns facettenreichem Gitarrenspiel liegen, das den Hörer immer wieder darüber staunen lässt, es hier wirklich nur mit einem einzigen Instrument zu tun zu haben. Fakt ist, NEAT! NEAT! NEAT! sind ein ganz heißes Ding. Und natürlich wird man auch an TIGERBEAT erinnert, schließlich sind Gitarre und Stimme die selben. Ansonsten sieht Frehn allerdings kaum noch Parallelen. Im Gegenteil, er schätzt nun das unkompliziertere Schreiben und Inszenieren der Lieder. "Früher musste ich mich an der Gitarre regelrecht beschneiden, um Platz für die übrigen Instrumente zu schaffen. Und jetzt haben wir aus dieser Not eine Tugend gemacht. Ich neige halt dazu, eher mehr zu spielen."

Waren es zuvor fünf einzelne Charaktere, die alle eigene Ideen und Vorstellungen mit einbrachten, so bringt Frehn heute eine Songidee mit in den Proberaum, Pit hämmert dazu aufs Schlagzeug und direkt entsteht ein neues Lied. Und das basiert dann - wie eigentlich fast alles dieser Welt - auf dem Blues. Der Seele der Musik. Doch da drängt sich die Frage auf, was den Reiz ausmacht, diesem auch im Jahr 2007 seine eigene Seele zu verkaufen. "Oh Mann, ich kann gar nicht anders. Ich bin damit aufgewachsen", gibt Frehn da zu verstehen. "Blues ist doch eh die Wurzel", ergänzt Pit, "darauf baut doch eh alles auf. Wir spielen ja auch keinen Blues, wie man ihn von Muddy Waters oder John Lee Hooker her kennt."

Es sind dann wohl auch eher Bands wie BEASTS OF BOURBON, JON SPENCER BLUES EXPLOSION oder HONEYMOON KILLERS, die ihre Spuren im Sound von NEAT! NEAT! HEAT! hinterlassen haben. Und das funktioniert doch ziemlich hype-unanbhängig. "Im Gegenteil. Um diese Musik glaubhaft zu spielen, muss man nicht gerade mal zwanzig sein. Die lebt ja eher davon, wenn man etwas älter und reifer ist. Wir haben da auch gar keinen Bock, mit Ende dreißig irgendwelchen Teenies nachzueifern", erklärt Frehn. Und daher will man sich auch nicht irgendwelchen Style-Zwängen unterordnen. "Es ist ja mittlerweile allgemein bekannt, dass Style dank Internet allen möglichen Leuten zugängliche ist. Und so ist es ziemlich einfach für eine Band, sich da einen rauszupicken und diesem voll und ganz zu verschreiben."

Und so interessieren sich die beiden auch nicht wirklich für irgendwelche Musik-Szenen. Auf Krampf irgendwo anzudocken und den Schulterschluss mit anderen Bands zu suchen, ist nicht ihr Ding. "Es gibt zwar Bands mit denen man sich gut versteht und mit den man auch gerne mal Konzerte spielt, das war es dann aber auch schon." Eine dieser Bands sind die DELLS aus Wiesbaden. Mit diesen werden NEAT! NEAT! NEAT! Ende des Jahres auf Tour gehen und eine Splitsingle bei Fanboy Records veröffentlichen. Bis dahin muss man mit dem ersten Demo der Band vorlieb nehmen, das, wenn auch ziemlich kurz ausgefallen, einen guten Eindruck vermittelt, welch Potenzial hier schlummert. Noch besser kann man das natürlich bei einem ihrer Konzerte, denn auf der Bühne entfachen NEAT! NEAT! NEAT! die volle Energie und ein unglaubliches Feuerwerk, das - wie zuletzt im Vorprogramm von BEASTS OF BOURBON - nicht wenige offene Münder hinterlässt.