Sie kamen gerade von ihrer England-Tour mit THURSDAY zurück, da hieß es für THE MOVIELIFE aus Baldwin, New York, auf den Deconstruction-Treck aufzuspringen. Gut so, der Fan musste schließlich schon viel zu lange auf den gutgelaunten Punk/Hardcore-Fünfer warten, waren die Jungs bisher doch noch nie in Deutschland unterwegs. Sänger Vinnie (22) und ich entfliehen dem Rummel der Philipshalle und hocken uns in den dicken Tourbus, den man sich mit den Kollegen von MIDTOWN teilt.
Du bist 22 Jahre alt und schon so tätowiert, was sagt denn deine Mama dazu?
Naja, so richtig toll findet die das nicht, aber wenn meine Eltern uns bei einer Show in unserer Heimatstadt besuchen kommen, dann merken sie, dass das irgendwie dazugehört.
Seit ihr euch im November ’97 gegründet habt, habt ihr ein paar Mitglieder verschlissen.
Das hat einen ganz einfachen Grund: Wir wollten THE MOVIELIFE als Full-Time-Job durchziehen und das konnte eben nicht jeder mitmachen.
Und wo kommt der Bandname her?
Als ich mir den ausgedacht habe, fühlte ich mich wie in einem Film, nicht, dass alles so toll lief, aber mit den Touren und den Plattenveröffentlichungen fühlte sich mein Leben eben unwirklich und neu an.
Sag mal, warum wechselt ihr eigentlich ständig das Label. Euer Debüt „It’s Go Time“ erschien noch auf Fadeaway Records, „This Time Next Year“ dann auf Revelation und eure aktuelle EP „...Has A Gambling Problem“ auf Drive-Thru.
Wir waren nie richtig bei Fadeaway unter Vertrag, das waren nur Freunde von uns, die so gut waren, die Scheibe zu veröffentlichen. Danach unterzeichneten wir aber bei Revelation, was für mich, der als Hardcore-Kid aufgewachsen ist, schon ziemlich cool war. Auf der Revelation-100-Rarities-Compilation steckt unser Beitrag zwischen SIDE BY SIDE und YOUTH OF TODAY – das ist in etwa das Ehrenhafteste, was uns passieren konnte. Doch wir wechselten trotzdem zu Drive Thru, weil wir ein Label brauchten, das vollkommen hinter uns steht und uns unterstützt, wo immer wir gerade touren. Nun, die Jungs bei Revelation sind wirklich nett, doch ihr Labelchef stand nicht 100%ig hinter dem, was wir machen. Nur nebenbei: Wir haben auch noch eine 7“ namens „Self Destruct“ auf Initial veröffentlicht und eine Split-7“ auf One-Day-Saviour mit EX NUMBER FIVE aus New Jersey.
Was hat es eigentlich mit dem merkwürdigen Titel eurer neuen EP auf sich?
Also, ich habe eine Spielervergangenheit. Mittlerweile habe ich das Problem aber in den Griff gekriegt, ich spiele schon längst nicht mehr so viel wie früher. Obwohl ich eh nie viel Geld besessen habe, also konnte ich auch nicht so viel verlieren. Falls wir mit der Band jemals viel Geld verdienen würden, könnte das aber zu einem Problem werden.
Das erste Lied, das ich je von euch hörte war „Dead To The World“ auf einer Compilation namens „Best Compilation In The World“, auf „It’s Go Time“ gibt’s aber noch eine andere, schlechtere Version.
Wir haben das Debüt auch in nur zwei Tagen wirklich billig eingespielt. Da wir den Song aber so sehr mochten, haben wir ihn in einem anderen Studio noch mal aufgenommen. Diesmal mit Brian McTernan, der auch unsere letzten beiden Platten aufgenommen hat.
Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Es war toll, schließlich ist er auch eine Art Hardcore-Urgestein. Er machte z.B. in der Band ASHES aus Washington D.C. mit und natürlich bei BATTERY. Brian war immer eine Person, zu der ich aufgeschaut habe, mittlerweile ist er einer meiner besten Freunde. Mit ihm aufzunehmen ist, als würde man bei einem Freund abhängen. Es ist sehr angenehm, ich würde ihn sogar als eine Art sechstes Bandmitglied bezeichnen, er spendet eine Menge Input.
Die Revelation-Scheibe war mit 12 Songs gerade mal 27 Minuten lang. Die neue EP mit 5 Songs hat eine Spielzeit von 17 Minuten – was ist passiert?
Wir werden eben älter und reifer, das Songwriting bekommt mehr Struktur, man denkt Ideen konsequenter durch. Nun ja, irgendwann werden die Songs dann länger. Wir haben mittlerweile sogar schon ein neues Album fertiggeschrieben, das wir voraussichtlich im September aufnehmen werden, ebenfalls für Drive-Thru. Und hier wird es dann den hoffentlich perfekten Mix aus längeren und sehr kurzen Songs geben. Meistens ist für die Länge der Songs ohnehin die Geschwindigkeit verantwortlich. Einen schnellen Song über vier Minuten zu spielen, das passt einfach nicht.
Warum habt ihr eigentlich ein Video zum Song „Single White Female“ gedreht, da man so was ja normalerweise nur macht, wenn der Song als Single ausgekoppelt wird, was bei Revelation ja eigentlich nicht üblich ist?
Ein College-Kid aus New York hat den Anstoß dazu gegeben. Er meinte, dass er eine coole Idee zu einem Video hätte, also sagten wir okay und haben es einfach gedreht – mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.
Eine blöde Frage, die ich immer gerne einbringe ist, ob es euch gefallen würde, in die Emo-Ecke gesteckt zu werden?
Das erste Mal habe ich den Begriff vor knapp sieben Jahren gehört und er würde meistens in Zusammenhang mit Bands wie PROMISE RING, SENSEFIELD oder TEXAS IS THE REASON verwendet, also eigentlich für Indie-Bands. Nun kommt der Begriff zurück – und alles, was mal Punk war, wird jetzt als Emo bezeichnet – auch wir. Nun will ich die Leute davon nicht abhalten, zumal es schön ist mit den eben genannten Bands in eine Schublade gesteckt zu werden, aber unser Mix aus Punk und Hardcore plus Melodie würde ich eigentlich nicht Emo nennen. Doch eines Tages wird der Begriff schon verschwinden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Jan Schwarzkamp
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