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Als einen der ersten Songs ihres neuen Albums „Extinction Era“ haben die Finnen „Into eternity“ veröffentlicht – mit einem sehr untypischen Video. Was es damit auf sich hat, klären wir mit Schlagzeuger Ville und Gitarrist Juho.

Ich möchte ein wenig über das Musikvideo zu „Into eternity“ sprechen. Es ist nicht wirklich das, was man von einem Metal-Video gewohnt ist. Ich habe auf eine Art Horrorfilm-Twist oder Ähnliches gewartet.

Ville: Nun, das ist im Grunde die ganze Idee dahinter. Wir wollten etwas völlig anderes machen als ein alltägliches und „normales“ Metal-Filmchen. Das Ergebnis ist etwas, das man so für gewöhnlich nicht erwarten würde. Als wir das Drehbuch zum ersten Mal lasen, hatten wir unsere Vorbehalte gegenüber der Handlung, aber schließlich dachten wir uns, warum nicht zum Teufel? Ich dachte zuerst, dass das Ergebnis wahrscheinlich zu Meinungsverschiedenheiten führen würde. Bis jetzt war das Feedback jedoch ausgezeichnet, viele Leute haben sich gefreut, mal etwas Außergewöhnliches zu sehen.
Juho: Ich glaube, es brauchte auch eine andere Art von Video, um das Thema und das „Gefühl“ des Songs wirklich zu vermitteln. Wenn wir einfach einen klassischen Musikclip gedreht hätten, wäre es dem nicht gerecht geworden. Aber so haben wir meiner Meinung nach wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen. Einige Leute haben kommentiert, dass es das finnischste Musikvideo sei, das sie je gesehen haben, und ich muss sagen, dass da wahrscheinlich etwas Wahres dran ist, mit der Sauna und allem!

Ihr habt mit den Jungs an dem Video gearbeitet, die auch den Spielfilm „Heavy Trip“ gedreht haben. Wie ist das passiert? Und wie war es, mit denen zu arbeiten?
Ville: Wir haben eine lange Geschichte mit Mutant Koala Productions, die bis ins Jahr 2011 zurückreicht. Die Firma drehte bereits unser allererstes Musikvideo „The sermon“ von unserem Debütalbum „Human Waste Compression“. Außerdem produzierte sie zwei Videos für das zweite Album „Degeneration“. Die Zusammenarbeit mit den Koalas liegt uns sehr am Herzen, außerdem sie sind absolute Profis, wenn es darum geht, erstklassiges Bildmaterial zu produzieren. Keiner von uns hat Erfahrung als Schauspieler, aber Regisseur Juuso Laatio hat es trotzdem geschafft, aus uns allen einige anständige Darstellerleistungen herauszuholen.

Ich fand interessant, dass ihr nicht wie üblich die Band als coole Typen gezeigt habt, sondern auch die Schattenseiten, wie die Schreibblockade. Habt ihr damit zu tun?
Juho: Ich denke, dass solche Blockaden für jeden, der sich in irgendeiner Art von kreativer Arbeit versucht, etwas Vertrautes sind. Alles in allem ist der ganze Prozess bei „Extinction Era“ aber recht gut verlaufen. Natürlich gab es hier und da immer wieder kleine Probleme, aber ich denke, das gehört einfach dazu. Das Endergebnis ist das, was zählt, und man kann mit Sicherheit sagen, dass es massiv klingt.
Ville: Jeder, der in einer Band spielt, weiß, dass es nicht nur ums Partymachen hinter der Bühne geht, sondern um die harte Arbeit hinter den Kulissen. Stunden um Stunden des Übens und Probens, jede Menge Frustration, Schweiß und sogar Tränen. Da wollten wir etwas Licht ins Dunkel bringen und den Vorhang ein wenig lüpfen. Es gibt immer Hindernisse zu überwinden, und bei diesem Album war in dieser Hinsicht nicht anders. Ich denke ja, dass der Aufnahmeprozess diesmal selbst das größte Hindernis war, das es zu überwinden galt, da fast alles aus der Ferne gemacht werden musste, wegen der globalen Situation mit COVID-19 und allem, was damit verbundenen ist.

Wie haben ihr euch durch diese Hindernisse gekämpft? Aus dem Video nehme ich an, dass die Sauna ein großer Teil davon war. Wie viel von der Aufzeichnung wurde in oder in unmittelbarer Nähe einer Sauna geschrieben?
Juho: Wir halten das für eine rhetorische Frage, denn fast jeder Finne hat seine eigene Sauna, also wurde das Album definitiv in unmittelbarer Nähe einer Sauna geschrieben und produziert! Wie alte Geschichten erzählen, ist die Sauna ein Ort der tiefen Erleichterung und Entspannung. Diesen Aspekt der finnischen Kultur wollten wir in dem Video porträtieren.

Normalerweise sind Musikvideos, besonders im Metal-Bereich, voller Stereotype, und es kommt nicht oft vor, dass jemand etwas anderes versucht. Warum ist das eurer Meinung nach so?
Juho: Ich denke, dass sich in dem Genre als Ganzes bestimmte Standards etabliert haben, denen viele Bands folgen. Es hat wahrscheinlich etwas mit der Vorstellung zu tun, dass es, da man Metal spielt, ein bestimmtes Muster gäbe, dem man bei Musikvideos oder Artwork folgen muss. Wir wollten ein wenig von diesen Vorgaben abweichen.
Ville: Die Frage selbst weist auf einen wichtigen Aspekt hin. Das Genre wimmelt vor Stereotypen und viele Bands reproduzieren einfach permanent die gleichen Muster, die man immer und überall hört. Es kommt nicht sehr oft vor, dass man etwas völlig Neues und Interessantes entdeckt, aber wenn man es tut, ist es ehrlich gesagt reizvoll. Ich denke, dass man wirklich über den Tellerrand hinausschauen muss, wenn man unverwechselbar sein will. Zusammenfassend würde ich sagen, dass sich das Genre wiederholt, weil es irgendwie sicherer ist, innerhalb der Richtlinien zu bleiben.