MORDA sind eine noch junge Band aus Belgien, die eine bretternde Mischung aus melodischem Metal und Hardcore spielen. Viele mögen jetzt denken, dass es sich um stumpfen Metalcore (Das Unwort des Jahrtausends ...) handelt, aber wer die Band persönlich kennen lernt oder einen ihrer Liveauftritte sieht, wird merken, dass es sich nicht um langweilige Kopien handelt. Die Auftritte sind energiegeladen und emotional, aber ohne den Sinn für Humor zu verlieren. Man tritt gerne verkleidet auf oder präsentiert das süße Bauchnabelpiercing von Sänger Pieter Brauwers aka Vegan Jimmy Pietn. Die Band, die auch noch aus Doctor (Git.), Shrimp (Bass) und den beiden Brüdern Piek (Git.) und Judge Vegan (Drums) besteht, schafften es, sich zu einer meiner Lieblingsbands zu mausern und sorgten dafür, dass ihr neues Album auf Dauerrotation in meinem CD-Player läuft. Wenn man musikalisch offen ist und auch etwas metallischeren Klängen nicht abgeneigt ist, sollte man sie sich unbedingt mal anhören. Ich unterhielt mich mit Vegan Jimmy Pietn.
Wofür stehen MORDA?
MORDA sind fünf Kids, die die beste Zeit ihres Lebens haben. Es ist seit unserer Bandgründung wirklich viel passiert, und das sind keine Sachen, die man so einfach vergisst. Wir sind eine Band, die für jede Unterstützung dankbar ist, sei es durch den Besuch unserer Konzerte, kaufen unserer CDs und T-Shirts oder durch das Lesen dieses Interviews.
Ich habt ja eine ganz witzige Entstehungsgeschichte: Wie war das noch mal genau?
Es fing alles im Frühling ‘98 an. Ich hatte ein Konzert mit SEVERANCE, bei denen ich Schlagzeug spielte, und auf einmal tauchten dort Piek und Judge Vegan auf und fragten mich, ob ich ein Konzert mit deren Band spielen würde. Das alles hört sich bis jetzt noch ganz normal an, aber die Show sollte schon in einer Woche stattfinden. Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass die Show in die Hose ging, aber das ganze Feeling dabei war einfach super. Der Spaßfaktor betrug 100 %, und man teilte die Liebe zum Hardcore. Wir spielten noch einige lahmarschige Shows und veränderten unser Line-Up ein wenig. Dieses Jahr jetzt haben wir mit MORDA endlich den Punkt erreicht, an dem wir uns mit unserer Band sehr wohl fühlen.
Ihr seid ja in Belgien ziemlich beliebt und auch recht bekannt. Wieso hat man in Deutschland noch nie wirklich was von euch gehört?
Uns gibt es jetzt auch schon ein paar Jahre, und mit der Zeit können wir auf zahlreiche Shows in Belgien zurückblicken. Es kommt aber auch ab und zu vor, dass wir gefragt werden, ob wir mal eine Show im umliegenden Ausland spielen wollen, und das finden wir großartig. Wir sind froh, dass wir auch schon ein paar Mal in Deutschland waren. Der ‚Kings of Trash-Contest‘, die JANE-Releaseparty und die Shows mit ALL OUT WAR haben uns sehr viel Spaß gemacht, und wir hoffen, dass wir in der Zukunft öfter mal rüberkommen können. Wir wollen einfach nur spielen, und wenn es dann auch noch Leuten gefällt, ist es umso besser.
Wie ist denn die Szene in eurer Heimatstadt Bruges?
Bruges ist ein Teil der sehr großen, aber auch teilweise verhassten H8000-Szene. Die Szene hier ist aber etwas ganz besonderes. Wir haben hier viele gute Bands wie SEVERANCE, FLATCAT, SHREDDER oder ABANDONED. Eye Spy Records organisiert hier häufiger mal ein paar Gigs, und da hier sehr viele Jugendliche Punk, Metal und Hardcore mögen, trifft man sich immer wieder. Es ist nicht so, dass die einen zu Hardcore-Shows gehen und die anderen zu Punkkonzerten. Im Publikum sind immer dieselben Leute, und das ist cool. Alle kommen zusammen, um Spaß zu haben oder auch über wichtige oder weniger ernste Dinge zu diskutieren, und alles ohne Szenepolizei.
Bei euch gibt es ja auch den sehr umstrittenen Skinhead-Pub „De Kastelein“. Was kannst du uns darüber erzählen?
Der Laden ist total rechts. Die meisten Skinheads dort sind Mitglieder in rechten und faschistischen Parteien und Organisationen. Vor kurzem erst gab es dort eine Schießerei.
Was sollte an der „Szene“ geändert werden?
Du meinst die Hardcore-Szene, die inzwischen wie ein Kindergarten geworden ist, hehe ... Ich finde, dass seit der Entstehung des Internets eine Menge Müll gelabert wird. Bestes Beispiel sind die Messageboards. Man kann immer an allem rummeckern, aber das ist doch nicht der Grund, warum wir dabei sind. Man sollte lieber an die Freundschaften, den Respekt und den besonderen Vibe denken, statt sich permanent mit Nichtigkeiten auseinander zu setzen.
Manche Bandmitglieder von euch leben ja Straight Edge, vegetarisch oder vegan. Findet ihr, man muss seine Einstellung jedem auf die Nase drücken?
MORDA ist eine Hardcore-Band, und das soll auch ihr Inhalt sein. Ein paar Leute aus der Band haben sich entschieden, SxE oder vegan zu leben und pro-dies und anti-das zu sein, aber das ist alles auf einem persönlichem Level. Wir wollen, dass Leute mit ihrem Leben machen, was sie wollen und ethnische Fragen für sich selbst beantworten, und sich nicht von anderen Leuten etwas vorschreiben lassen. Wenn wir vor einem Publikum spielen, dass nicht mit dem Hardcore-Gedanken verbunden ist, reden wir über verschiedene Sachen wie z.B. Menschen- oder Tierrechte. Wir wollen ihnen einen Denkanstoss geben. Innerhalb unserer ‚Szene‘ wurde ja schon alles von anderen Bands gesagt, und ist das auch gut so. Man soll selber beobachten, was passiert.
Was hat es mit 86 auf sich?
‚Eighty Six‘ ist unser neues Album und kam auf Genet Records raus. Seitdem es raus kam, fragt sich jeder, welche Bedeutung hinter dieser Zahl steckt. Manche vermuten eine Art Code. Was es wirklich bedeutet, steht in einem Manifest, das auf unserer Homepage zu finden ist.
Bei eurer Split-CD mit TRUST gab es zu jedem Song eine Erklärung, warum nicht bei eurem neuen Album?
Wenn ich Texte schreibe, fange ich immer mit einer Idee an. Wenn ich dann am Ende lese, was ich da geschrieben habe, weiß ich meistens gar nicht mehr, was ich damit meinte. Kann sein, dass es daran liegt, dass ich immer das schreibe, was sich gut anhört. Ich will nicht zu persönlich werden, das ist auch einer der Gründe, warum ich teilweise sehr metaphorisch schreibe. Später lese ich mir alles noch mal durch und erinnere mich dann an bestimmte Situationen meines Lebens, die durch diese Texte beschrieben werden. Genau so mag ich‘s. Ich möchte, dass jeder, der den Text liest, das Gelesene auf sein Leben anwenden kann bzw. dass ihn die Texte an Situationen aus seinem Leben erinnern. Im Großen und Ganzen haben wir doch alle dieselben Gefühle und spielen das Spiel mit, das sich Leben nennt.
Ihr habt ja ein sehr lustiges Wikinger-Metal-Intro auf eurem Album. Wie kam es dazu?
Wir wussten, dass du nach diesem bombastischen Intro fragst, hehe. Manche von uns stehen halt auf diesen Hollywood-Epic-Metal wie z.B. von RHAPSODY, REQUIEM oder TURILLI. Alles was mit Hörnern, Flöten, Drachen und Königinnen zu tun hat. Ein Freund von mir ist DJ, und mit dem zusammen habe ich das selber gemacht. Es war aus Spaß, und nun ist der erste Teil des eigentlichen Liedes ‚The Weak‘ geworden. Wenn man beim zweiten Teil genau hinhört, merkt man, dass es dieselbe Melodie hat. Wie sagte Hannibal vom A-Team immer? ‚I love it when a plan comes together‘
Wer von euch hat denn als Metaller angefangen und hat lange Haare gehabt?
Wir alle sind begeistert vom allmächtigen Heavy Metal, aber absolut niemand von uns hatte jemals lange Haare. Shrimp, Doc und Piek sind echte Metalheads und verehren MANOWAR, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, SAXON, SENTENCED, BLACK SABBATH usw. It‘s a cool thing, dude! ‚If you‘re not into metal ...‘.
Piek hört aber noch wesentlich schlechtere Musik, stimmt‘s? Ich sage nur „Avril“, hehe.
Hey, was soll das ganze Rumgehacke auf Pieks Musikgeschmack? Er hört einfach, was er will, solange er sich dabei wohl fühlt. Es ist doch auch egal, ob man jetzt D.R.I., BLACK SABBATH und DANZIG hört oder die bekloppten BON JOVI, Robbie Williams oder LIMP BIZKIT. Ist doch egal, ob es auch bei den Musiksendern läuft. Es gibt soviel schöne Musik außerhalb der Hardcore-Szene. ‚It is about open mindness‘. Ich höre sehr gerne Goa- oder Progressive Trance. Ich liebe diesen Sound richtig. Früher bin ich richtig oft zu Goa-Parties gegangen, aber es ist jetzt auch schon lange her, dass ich das letzte Mal auf einer war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #53 Dezember 2003/Januar/Februar 2004 und Timbo Jones
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #63 Dezember 2005/Januar 2006 und Tim Tilgner
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Tim Tilgner