MOLLY GENE

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One Whoaman Blues Band

Ja, sie ist ziemlich sicher eine verdammte Herzensbrecherin und ich schätze, sie weiß das auch – Molly Gene. Aber sie auf das – in den Worten einer Freundin – „sauhübsche“ Aussehen zu reduzieren, ist so ziemlich das Falscheste, was man machen kann. Wahnsinnsstimme, dreckiger „fuzz-drenched“ Sound, „Gitarre-Singen-Harp-Schlagzeug“ – alles alleine, alles auf einmal, alles bis zum Umfallen: die 25-Jährige ist auf der Bühne das, was man einfach nur als „scheißintensiv“ beschreiben kann (am besten ist, sich selbst ein Bild machen und bei YouTube nach „Molly Gene Chaland“ zu suchen). Leidenschaft und Hingabe, die man auch ganz nüchtern in Zahlen fassen kann: Alleine im Jahre 2012 hat sie 160 Konzerte gespielt und dabei über 90.000 Kilometer runtergerissen, alles in einem kleinen Bus, der gleichzeitig als Schlafplatz dient. Punkrock-Lifestyle! Im März 2013 ist sie zum zweiten Mal mit ihrem Album „Folk Blues And Booze“ auf Europatour, bevor dann im Sommer die nächste Platte kommt. Vorhang auf für Molly Gene!

Molly, du bist permanent auf Tour. Wie sieht dein typischer Tag aus?


Aufwachen und aus dem Bus aussteigen. Dann erst mal versuchen, irgendwo Frühstück herzubekommen und einen Platz zu finden, wo ich mir die Zähne putzen kann. Dann im Schnitt fünf Stunden durch die Gegend fahren. Aufbauen, Soundcheck, Merchandise klarmachen, Warten, ein Nickerchen einlegen oder ein Bier trinken. Dann „play hard“. Neue Leute treffen. So tun, als sei man nicht total müde, und versuchen, mit jedem zu sprechen, der sich mit dir unterhalten mag. Zurück in den Bus und ins Bett kriechen.

Was ist deine Motivation, dir so ein Knochenprogramm zu geben?

Mein Manager Jay hat daran großen Anteil. Er macht so vieles, was ich alleine nicht tun könnte. Er kümmert sich um den Sound, er fährt den Bus. Er produziert meine Musik und nimmt die Alben auf. Und er kümmert sich auch noch um meine Homepage. Ohne ihn würde ich zwar weiterhin Musik machen, allerdings nicht auf einem professionellen Level.

Du bist ein richtiges Landei, richtig?

Ich bin in Warrensburg, Missouri geboren und auf einer Farm zehn Meilen außerhalb der Stadt groß geworden. Ich hab sechs Geschwister und bin das Nesthäkchen. Als Kind hab ich die meiste Zeit auf der Farm gespielt – also so Sachen wie Feuer machen, Heuhaufen runterrutschen, mit unseren 22 Katzen zu spielen oder mit dem Traktor zu fahren. Ich war immer schmutzig und stank nach Kuhfladen, haha.

Wie hat dich all das geprägt?

Das Land ist eine sehr entspannte Umgebung, das hat meine Persönlichkeit sehr geprägt. Deshalb hasse ich es im Prinzip auch, in großen Städten zu sein oder im Verkehr zu stecken – alles Sachen, die ich im Moment ständig mache. In der Natur zu sein, bewegt mich und hilft mir beim Songschreiben. Außerdem hab ich die besten Eltern, die ich mir vorstellen kann. Mein Vater ist Farmer und meine Mutter war die meiste Zeit ihres Lebens Hausfrau. Sie haben mich immer unterstützt und an mich geglaubt.

Wie bist du überhaupt zum Gitarrespielen gekommen? Wann war dir klar, dass du Musik machen willst?

In meinem ersten Jahr auf der Highschool hat mein damaliger Freund Gitarre gespielt. Als ich dann jemanden gefunden hatte, mit dem ich selbst spielen konnte, bin ich erst mal nach Hause und habe mir die künstlichen Fingernägel abgerissen, was übrigens fürchterlich wehgetan hat. Das war das erste Mal, dass ich total begierig darauf war, richtig Gitarre zu lernen. Entscheidend war aber mein Bruder Josh, der in einer Metal-Band gespielt hat. Von ihm habe ich meine erste Gitarre. Er hat mir die ersten Akkorde beigebracht. Josh war ein großer Einfluss in meinem Leben. Als er gestorben ist, hab ich ihm versprochen, niemals mit dem Spielen aufzuhören.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Delta Trash!

Was kann ich mir darunter vorstellen?

Vom Delta Blues inspirierte Musik, zur der man gleichzeitig Headbangen kann. Also die Wurzeln des Blues, klassischer Rock und Metal in eins gepackt. Beispielbands sind LEFT LANE CRUISER, James Leg, Reverend Deadeye, DELTA HEAD und viele andere mehr. Manche bezeichnen das als die Zukunft des Blues.

Und was sind deine musikalischen Einflüsse?

Delta Blues und Gospel haben mich mehr berührt als sämtliche andere Musik, die ich vorher gehört hatte. Haupteinflüsse sind Mississippi Fred McDowell, Bukka White, Son House, Sister Rosetta Tharpe, Mahalia Jackson, Nina Simone, Howlin’ Wolf, T-Model Ford, L.C. Ulmer, Robert Belfour, THE STAPLE SINGERS, Reverend Louis Overstreet, Johnny Cash, AC/DC, LED ZEPPELIN, LYNYRD SKYNYRD, ZZ TOP, LEFT LANE CRUISER, Bob Log III, Mark „Porkchop“ Holder, Possessed by Paul James, Reverend Deadeye, CLUTCH ... Ich könnte ohne Ende weitermachen!

Ich finde, auf der Bühne wirkst du nicht sehr „ladylike“, sondern eher typisch männlich: wütend, aggressiv, die Beine breit ...

Du hast du Recht. Ich muss aber so breitbeinig sitzen, um die Bassdrum spielen zu können. Die Bühne gibt mir die Gelegenheit, wie ein knallharter Typ zu wirken. Sonst bin ich eher schüchtern und manchmal passiver, als es mir lieb ist. Mit der MOLLY GENE ONE WHOAMAN BAND kann ich das Biest in mir raus lassen. Es gibt etwas an der Musik, das mich echt besessen macht. Das ist ähnlich wie bei altem Gospel: Wenn diese Chöre singen und tanzen, haben die manchmal keine Kontrolle über ihre Körper. Und wenn ich spiele, sagt mein Verstand meinem Körper auch nicht, was er tun soll. Der macht das einfach selbst.

Woher kommt das „One-Woman-Ding“ – ist es so schwer, mit dir klar zu kommen ...?

Das hat sich einfach so entwickelt. Während der Highschool und im College habe ich die ganze Zeit in verschiedenen Bands gespielt. Als ich zurück nach Warrensburg auf die Farm gezogen bin, kannte ich wirklich keinen, mit dem ich eine Band hätte gründen können. Irgendwie ist mir dann der Name ONE WHOAMAN BAND im Kopf herumgespukt. Nachdem ich dann gemerkt hatte, wie viel leichter es war, an Shows zu kommen, und ich so die Gage auch nicht teilen musste, hab ich mich entschlossen, einfach weiterzumachen. Ich fange auch an zu erkennen, dass es vielleicht möglich ist, das Ganze professionell zu betreiben. Die absolute Freiheit, die Songs komplett selbst zu schreiben, hat zu einem ganz neuen Stil geführt, von dem ich vorher gar nicht gewusst habe, dass ich ihn in mir trage. Aber klar vermisse ich es auch ein bisschen, mit anderen zusammenzuspielen.

Handelt es sich bei deinen Texten um fiktive oder echte Geschichten?

Die meisten sind eher fiktiv, und die Botschaft ist immer eine andere. Aber ich denke, als verbindendes Kernthema geht es immer um eine starke Frau, „that doesn’t take any shit from anyone and always speaks her mind“. Ich wünschte, ich könnte das auch tun.

Mein Lieblingslied ist „Tumbleweed“. Es klingt wirklich sehr persönlich und emotional, musikalisch wie textlich. Du singst da: „You can’t break my heart if I break yours first.“ Hast du gelernt, dass es besser ist, anderen das Herz zu brechen?

„Tumbleweed“ ist ein Beispiel für einen nicht fiktiven Text. Als meine erste große Liebe mit mir Schluss gemacht hat, habe ich mich wie tot gefühlt. Mein Herz war gebrochen. Und ich hab mir geschworen, dass ich mich nie wieder so verlieben werde, damit ich nie wieder das Leid spüren muss, jemanden zu verlieren, den ich so geliebt habe. Als ich dabei war, mich wieder in einen anderen Mann so richtig zu verlieben, habe ich lieber Schluss gemacht. Ein paar Tage später habe ich dann den Song geschrieben.