MARCEL BONTEMPI

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The Story behind: „old mad witCh“ 7“

Wenn ihr diese Ausgabe in der Hand haltet, werden wohl die letzten Debatten über die besten Alben des Jahres 2011 ausgefochten sein. Falls die Frage nach der besten 7“ noch nicht beantwortet wurde, soll diese Rubrik mit einem Blick auf das Schaffen Marcel Bontempis einen Anwärter für den Sieger dieser Kategorie vorstellen. Mit „Old Mad Witch“ hat der MONTESAS-Frontmann eine Single gemacht, die nicht nur die Fifties-Anhängerschaft von den Socken haut, sondern sich in einigen Jahren sicherlich zu einem gesuchten Genrekassiker mausern wird. In vier Coverversionen wildert sie auf den Spielwiesen des Rockabilly, Blues Bop und R&B, wartet mit einem detailverliebten, selbstgestalteten Artwork auf, was mich veranlasste, dem Vater dieses musikalischen Kleinods diese Rubrik zu widmen.

Marcel, solltest du nicht längst ausgelastet sein? Deine Illustrationen auf Plakaten und Plattencovern sind allgegenwärtig, du bist regelmäßig unterwegs mit den MONTESAS und hast jetzt auch noch im Zeitraum eines knappen Jahres zwei Singles als Solokünstler veröffentlicht, wie kam es dazu?

Soloaufnahmen mache ich schon, seitdem ich leidlich Gitarre spielen und ein Vierspurgerät bedienen kann. Eigentlich aus Spaß und gelegentlich auch für Studienzwecke – um genau zu erfahren, wie zum Beispiel ein Cha-Cha-Cha-Stück funktioniert. Über die Jahre sind so viele Songs entstanden, dass ich inzwischen selbst den Überblick verloren habe und mich damit begnüge, nur die Aufnahmen der letzten Jahre zu sichten und zu ordnen. Mir schwebte schon länger vor, eine Single zu veröffentlichen, und als in einer verstrohwitwerten und nikotinschwangeren Sommernacht plötzlich „Shag rag“ und „Oh my girl“ entstanden, merkte ich, dass die beiden Songs sehr singlekompatibel sind. Ich schickte Felix von Witchcraft Int. eine Kassette mit einigen Songs und er entschied sich auf Anhieb für eben diese beiden Lieder, die ich dann auf der Single bewusst sehr unbearbeitet gelassen habe. Während „Shag rag“ ein eher intuitives Vortasten war, ist „Old mad witch“ schon wesentlich durchdachter. Als der Titelsong und Bill Haleys „Train of sin“ im Kasten waren, nahm der Gedanke, eine EP mit skurrilen Coverversionen von Hexen-Teufel-Songs zu veröffentlichen, Gestalt an. Ich suchte gezielt die beiden anderen Songs aus – „Race with the devil“ und „Train to Satanville“ – und nahm sie auf. Diesmal hab ich sie bei Raul Martinez mischen und mastern lassen und einige Instrumente und Gesänge extra für die Veröffentlichung neu aufgenommen.

Du sprichst es ja schon an: bei der Songauswahl bist du einem mehr oder weniger festgelegten Konzept gefolgt ...

Exakt, ich hatte noch andere Songs in der Hinterhand, auch einige schon aufgenommen, ziemlich schnell standen aber die zwei Songs für die B-Seite fest. Ich könnte durchaus – und das überlege ich gerade auch – auch noch einen zweiten Teil mit derselben Thematik nachlegen, dann aber mit ein paar Originalen.

In den Linernotes schreibst du mit großem Enthusiasmus über die Originale von Dave Gardner und Gin Gilette. Sollte die Single ihnen Tribut zollen?

Definitiv! Ein Tribut an das Songwriting, das diese vier Lieder zu dem macht, was sie sind: Perlen. Selbstverständlich wurden sie aber auch durch den Fleischwolf gedreht und mit starker eigener Prägung versehen, wie es sich für ein ordentliches Cover gehören sollte. Wobei „Old mad witch“ vielleicht noch die konventionellste Version ist.

Wie lange hat der Prozess von den ersten Ideen zur Single bis zu ihrer letztendlichen Fertigstellung gedauert?

Von der Aufnahme des ersten Liedes bis zur Veröffentlichung der EP sind mindestens 18 Monate vergangen. Das Ganze ist ein langes Chaosprinzip – angefangen bei den Aufnahmen, die auf beunruhigende Art und Weise schon immer ein Eigenleben entwickelt haben. Ich stehe eigentlich fast unbeteiligt daneben und der Song entsteht irgendwie von selbst und sagt mir, was ich zu tun habe. Darüber vergesse ich die Zeit und ein Tag kann zu gefühlten fünf Minuten schrumpfen – geprägt von Wahn und Verwahrlosung statt Disziplin und Koordination. Ich kann im Vorfeld nur planen, ob es ein Rocker oder eine Ballade werden soll, den Rest bestimmt das Lied selber.

Wäre es bei der ganzen Eigeninitiative nicht die logische Konsequenz gewesen, die Single auch selbst zu veröffentlichen?

Klar, ich hätte das Ding auch selbst veröffentlichen können, aber warum? Bei Felix und Oli von Witchcraft International ist die EP sehr gut aufgehoben, und da Felix unter dem Namen „Lucky Shooter“ selbst DJ ist und auf allen großen Festivals tanzen lässt, sorgt er dafür, dass genügend DJ-Copys in Umlauf sind.

Wie geht es weiter mit deinen Soloaktivitäten? Wirst du auch irgendwann einmal live solo zu erleben sein – vielleicht ein paar gemeinsame Gigs mit Dark Vatter und den ALPEN BROTHERS, haha ...

Die nächste VÖ wird bestimmt nicht lange auf sich warten lassen – ich muss nur die Songs auswählen und mastern. Auftritte? Das wäre durchaus möglich – neulich hat der Rocketroom in Schweden nachgefragt, wir konnten uns aber noch auf keinen Termin einigen. Konzerte mit den beiden anderen MONTESAS-Nebenprojekten wären natürlich auch nicht schlecht.