Lange haben die Franzosen LOVE SEX MACHINE an ihrem neuen Album gearbeitet. Warum es so lange gedauert hat, was eine professionelle Canabis-Plantage damit zu tun hat und wie „trve“ das neue Album wirklich ist, erklärt uns Schlagzeuger Xavier.
Es sind acht Jahre seit der letzten Platte vergangen und offensichtlich ist viel passiert. Warum hat die Produktion von „Trve“ so lange gedauert? Wie alt sind die Songs? Gibt es welche, die euch schon lange begleiten, oder sind alle Tracks auf „Trve“ neu?
2017 haben wir beschlossen, „ernsthaft“ an einem neuen Album zu arbeiten. Ich habe ein altes Interview gefunden, in dem wir sagten, dass wir das Album 2018 veröffentlichen wollten ... Nun, das war ein großer Fehlschlag! Wie so oft in unserem Leben. 2019 wurde das Gebäude, in dem wir mehr als zehn Jahre lang geprobt hatten, plötzlich von der Polizei geschlossen, weil sich dort auch eine große Cannabis-Plantage befand. Das ist kein Witz, das war im industriellen Maßstab, da waren 8.000 verdammte Pflanzen im Anbau. Also verbrachten wir acht Jahre im Gefängnis ... nur ein Scherz, aber der Rest ist wahr. Es hat eine Weile gedauert, bis wir unser Equipment zurückbekommen und einen neuen Proberaum gefunden hatten. Schließlich fanden wir einen Ort, der leider nicht so günstig für uns war. Als wir anfingen, zu unseren Gewohnheiten zurückzukehren, tauchte Corona auf – Hallo, Motherfucker! –, es gab mehrere Verhaftungen und unser Proberaum wurde jedes Mal geschlossen. Schon wieder. Wenn man dazu noch die Geburt von drei Kindern, ja, ihr habt richtig gelesen, wir pflanzen uns fort, hinzufügt, versteht man vielleicht, warum es so lange gedauert hat, bis dieses Album das Licht der Welt erblickte. Ich denke, wir konnten Ende 2020 wieder richtig mit der Arbeit beginnen und Anfang 2023 war „Trve“ fertig. Einige Riffs, die als Grundlage für die Songs von „Trve“ dienten, sind also mehr als sieben Jahre alt. Aber wir schaffen es live immer noch, sie zu vermasseln.
Acht Jahre sind eine lange Zeit – wie haben sich eurer Meinung nach der Sound und eure Herangehensweise im Vergleich zum letzten Album verändert?
Wir haben in der Tat ein paar Dinge verändert. Das Tempo unserer Songs hat sich erhöht, das ist unbestreitbar. „Trve“ enthält auch viel mehr Soundschichten, die je nach Bedarf für Melodie oder Kakophonie sorgen. Es ist auch das erste Mal, dass wir die Produktion des Albums delegiert haben. Selbst zu produzieren ist zu schwierig und zeitaufwändig, wenn man es nur alle acht Jahre macht und nicht wirklich weiß, was man tut. Das Schlagzeug wurde diesmal nicht in unserem Schlafzimmer aufgenommen, sondern in einem richtigen Studio, dem C&P in Lille. Um den Mix hat sich Sanford Parker gekümmert, der schon mit EYEHATEGOD, YOB, DARKTHRONE gearbeitet hat. Dieser Mann hat einen unglaublichen Job gemacht.
Die letzten Jahre waren also nicht arm an Ereignissen, sowohl global als auch privat. Welche Themen haben euch zu den neuen Songs inspiriert?
Die Zeit hat keinen Einfluss auf unsere Dummheit und unseren zweifelhaften Geschmack. In diesem Album sprechen wir immer Themen an, die uns am Herzen liegen, nämlich Grausamkeit und Sinnlosigkeit. Aber „Trve“ enthält auch einige Anspielungen auf Verschwörungsmythen, medizinische Experimente und Liebe.
„Trve“ fühlt sich wie ein ironischer Albumtitel an – was denkst du über die ganze „Trve Metal“-Diskussion? Und wie „trve“ ist „Trve“ in den Augen der Message-Board-Metal-Fans?
Wir sind absolut keine ironischen Leute. In der Tat halten wir uns selbst zurück, indem wir die Musik so „trve“ spielen, wie wir können, während wir eigentlich eine WEEZER-Coverband sein wollen. Außerdem ist das Spielen in einer so dummen Sludge-Metal-Band wie der unseren ab einem gewissen Alter wirklich sozial fragwürdig, was an sich schon ziemlich „trve“ ist. Aber als ein im Forum postender Metal-Fan würde ich sagen, „Trve“ ist definitiv nicht „trve“ genug. Allein die Tatsache, dass die Band LOVE SEX MACHINE heißt, schließt uns von dieser Elite aus. Außerdem muss man Kirchen niederbrennen und seine Bandkollegen töten, um wirklich „trve“ zu sein. Das ist die Art von Hingabe, die ich eigentlich bewundere.
Was ist „untrve“ an eurem neuen Album?
Wir haben noch niemanden umgebracht, soweit ich weiß. Und Reptilianer regieren nicht unsere Welt. Noch nicht. Soweit ich weiß.
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