Auftritte bei großen Festivals wie Reading oder Glastonbury, zwei Top-10-Hits in Großbritannien und zwei Top-40-Hits in den USA, dazu mehrere Kerrang! Awards – LOSTPROPHETS hatten sich in der Szene längst etabliert. Bis die Band sich 2013 auflöste, nachdem ihr Sänger Ian Watkins wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt wurde.
LOSTPROPHETS waren ganz oben. 1997 von Sänger Ian Watkins gegründet, veröffentlichte die Band bis zu ihrer Auflösung 2013 insgesamt fünf Alben. Das letzte, „Weapons“, erscheint 2012. Es soll noch höher hinaus gehen, als Nächstes ist eine große Tour geplant – doch daraus wird nichts mehr. Im Dezember 2012 wird der LOSTPROPHETS-Frontmann Ian Watkins des sexuellen Missbrauchs von Kindern und des Besitzes und Vertriebs von Kinder- und Tierpornografie beschuldigt und inhaftiert. Neben ihm auf der Anklagebank: zwei Frauen, die dem Sänger ihre Kinder angeboten haben sollen.
Abgesehen von einem Statement der verbleibenden Mitglieder, in dem sie ihren Schock über die Vorwürfe ausdrücken, wird es still um die Band. Erst ein Jahr später gibt es neue Entwicklungen, als die Verhandlung beginnt. Ian Watkins bekennt sich selbst in 13 Fällen von sexuellem Missbrauch an Kindern für schuldig. Er wird zu 29 Jahren Haft verurteilt. Bereits vor der Verhandlung hatten die restlichen LOSTPROPHETS-Mitglieder die Auflösung der Band verkündet.
Trotz der Auflösung der Band und der Inhaftierung Watkins, können LOSTPROPHETS auf Spotify immer noch über 100.000 monatliche Hörer:innen verzeichnen. Ob dahinter Unwissen, Nostalgie oder Gleichgültigkeit steckt, bleibt hier offen. Dass Fans Schwierigkeiten damit haben, ihr Idol als das zu sehen, was er ist – ein Pädophiler –, ist aber kein Geheimnis. So widmet Bethan Jones in seinem Buch „Everybody Hurts. Transitions, Endings, and Resurrections in Fan Cultures“ den LOSTPROPHETS-Fans ein ganzes Kapitel. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Anhänger schlichtweg nicht angemessen um den Verlust ihrer Lieblingsband trauern konnten, da ihr Fansein durch unmoralisches und illegales Verhalten beendet wurde und nicht durch eine einfache Auflösung der Band.
Umso mehr dürfte die Fans freuen, dass die verbliebenen Mitglieder zusammen mit THURSDAY-Frontmann Geoff Rickly unter dem Namen Band NO DEVOTION nach der Auflösung von LOSTPROPHETS weiter aktiv sind. 2015 veröffentlichen sie das erste und bislang letzte Album „Permanence“. Nachdem es längere Zeit ruhig war um NO DEVOTION, gaben sie im Februar 2021 bekannt, dass sie in Kooperation mit dem Label Velocity Records nun wieder zurück sind. An einem neuen Album soll auch schon gearbeitet werden. Wann es erscheinen wird, steht bisher noch nicht fest.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Isabel Ferreira de Castro