LOOK MY WAY stammen aus Aachen, bestehen seit 2010, haben seitdem zwei Europatouren hinter sich und vor kurzem ihr erstes Album „Mentality“ auf BDHW (CD) und Save My Soul Records (Vinyl) veröffentlicht. Was sie spielen, das kann man schon NYHC nennen und erinnert mit seiner metallischen Kante an Bands wie MERAUDER. Nichts Neues, aber das gut gemacht und sympathisch. Obwohl ich vielleicht etwas befangen bin – ich habe Save My Soul mit Sänger Christoph zusammen gegründet –, befragte ich ihn zum Stand der Dinge in Sachen LOOK MY WAY und zu weiteren Plänen.
Wie seid ihr zusammen gekommen, und warum hat es nach CHEAP THRILLS dann doch ein bisschen gebraucht, bis du was Neues am Start hattest?
Tommy, Kevin und René wollten eine Band gründen und suchten einen Sänger. Tommy hat mich auf einer Show angesprochen und ich war interessiert. Zwischen 2009 und 2010 habe ich bei WORLD GONE MAD gesungen, aber das hat leider nicht alles so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Teil von ihnen ist jetzt bei REDEMPTION DENIED.
Nach dem Demo ging es dann ziemlich schnell, bis die 7“ kam, habt ihr da einen gewissen Zeitdruck gespürt? Was für Ziele hattet ihr anfangs mit der Band, welche heute?
Zeitdruck hatten wir nicht, aber wir wollten schnell etwas nachschieben, um mehr Shows spielen zu können. Ich finde es immer affig, wenn Bands ein bis zwei Jahre mit einem lausigen Demo durch die Pampa touren. Wir wollen Songs schreiben und Platten releasen, um auftreten zu können. Vor allem aber wollen wir Spaß haben an dem, was wir machen. Das ist das Hauptziel. Ambitionen, größer oder „populärer“ zu werden, haben wir nicht. Wir machen unser Ding, unabhängig von dem,was gerade hip und cool ist
Seid ihr zufrieden mit „Mentality“? Wie sehr hat es euch geärgert, dass NASTY fast zeitgleich auch einen Song namens „Zero tolerance“ mit der gleichen Thematik veröffentlicht haben?
Wir sind zufrieden mit dem Album, die Resonanz war größtenteils gut. Das mit NASTY war schon eine witzige Sache, aber echt Zufall. Es gibt Schlimmeres. Bis auf den Titel und die Message könnten beide Songs nicht unterschiedlicher sein, von daher geht das schon in Ordnung.
Mit „Zero tolerance“ habt ihr ja klar angesprochen, was ihr von rechtem Gedankengut haltet. Lieber der x-te Song gegen rechts als der y-te über Teenagerprobleme also?
Absolut. Das Thema „rechte Tendenzen im Hardcore“ kann nicht oft genug behandelt werden. Es ist unglaublich, wie viele Nazis sich in der sogenannten Subkultur tummeln und von innen versuchen, auf intrigante Weise ihre Scheißmessage an den Mann und die Frau zu bringen. Im Hardcore kotzt mich das besonders an. Natürlich reicht es nicht, nur Songs gegen Rechts zu machen oder sich ein „Good Night White Pride“-Shirt anzuziehen, es muss direkt was passieren. Nazis aus dem Laden schmeißen und klarstellen, dass sie hier nichts verloren haben. Nazi Punks fuck off!
Gleichzeitig gibt es immer mehr Leute, die sich lieber einfache Ziele suchen und diese dann in den eigentlich eigenen Reihen finden wollen. Was denkst du über Leute, die Bands nicht auf einem Festival sehen wollen, weil der Sänger zu dicke Arme hat?
Ich versuche mich nicht daran zu stören, aus welchen Gründen manche Leute auf Hardcore-Shows gehen. Natürlich sehe ich einen Unterschied zu den Neunzigern, als das bei mir anfing mit der ganzen Hardcore-Geschichte. Damals gingen wir auf Shows, weil es etwas Anderes und Aufregendes war. Alles hatte eher einen exklusiven Charakter, man kam nicht leicht an die Platten und an Merchandise heran, von Shows erfuhr man nur etwas über Flyer oder Fanzines, die aus zusammengetackerten Kopien gebastelt wurden. Heute liest man auf Facebook, was abgeht und welche Bands angesagt sind und – wichtig! –welche nicht. Brauche ich das? Auf keinen Fall.
Wobei ihr als Band ja auch davon profitieren könnt, solange nicht Plattenverkäufe als primäre Quelle zur Kostendeckung dienen sollen ...
Ja natürlich. Wir sind froh,wenn wir unsere Unkosten durch Merchandise-Verkäufe teilweise decken können. Allerdings handeln wir dabei nicht berechnend, nur um auf Teufel komm raus T-Shirts an den Mann zu bringen.
Es wäre ja letztens fast zu einer CHEAP THRILLS-Reunion-Show gekommen. Hängen dir nicht auch einige Reunions anderer Bands schon zum Hals raus?
Irgendwie haben alle alten Hardcore/Punkbands Reunion-Shows gespielt. Mal gut wie UNDERDOG oder INSTED, mal weniger gut wie BOLD und YOUTH OF TODAY. Das ist natürlich alles Ansichtssache, aber ich finde, dass diese Reunions dem Ruf vieler Bands langfristig eher schaden.
Und weil es bei CHEAP THRILLS noch nicht so lange her ist, wäre das wohl kein Hindernis?
Die Hardcore-Szene ist für eine CHEAP THRILLS-Reunion noch nicht bereit. Ganz einfach.
Nach all den Jahren bei Bands, Zines und der Mitarbeit beim Label, würdest du da nicht gerne vom Hardcore leben können?
Nein, ich glaube nicht. Mir fehlt der Ehrgeiz, ein Label so weit zu pushen, dass man davon leben kann. Außerdem besteht immer die Gefahr, Kompromisse einzugehen und Sachen zu releasen, auf die man weniger Lust hat, nur um die Rechnungen bezahlen zu können. Von der Band leben ist ebenfalls etwas, das ich mir nicht vorstellen kann. Mir fehlt die Risikofreudigkeit, so etwas durchzuziehen. Ich arbeite lieber in meinem normalen Job weiter, weil dieser mich auch ausfüllt.
Zurück zur Band: vom Demo über die 7“ hin zur LP ist euer Sound immer härter geworden und es kam immer mehr Metal dazu. War das eine bewusste Entscheidung? Wolltet ihr mit dem Titelsong der LP einen Gegensatz dazu erzeugen?
Das war keine bewusste Entscheidung. Unsere Songs spiegeln auch immer das wider, was wir selber hören. Bands wie 100 DEMONS, MERAUDER und DEATH THREAT spielen da eine enorme Rolle. Die Songs von „Mentality“ sind alle aus einem Guss, mal metallischer, mal punkiger, aber immer LOOK MY WAY. Für mich ist der Titelsong einer der besseren Tracks des Albums, leider konnten wir nicht das Feeling des Songs auf dem Album so rüberbringen wie im Proberaum. Das finde ich sehr schade, weil der Song an sich echt Bombe ist.
Man kann also weiterhin ziemlich viel Abwechslung von euch erwarten?
Wie gesagt, das geschieht nicht beabsichtigt, es passiert einfach.
Ihr plant ja schon die nächsten Sachen. Was steht da an?
Wir arbeiten seit der Tour mit STRENGTH FOR A REASON verstärkt an neuem Material für ein neues Demo und ein bis zwei Split-Releases.
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