Irgendwo zwischen Bossa-Nova, räudigem Hardcore und vertracktem Metal haben es sich LASERSHARK ungemütlich gemacht. Sie selbst beschreiben sich als Münsteraner Abschaum, der danach trachtet, Nazi-Eingeweide zu verschlingen. Wer besonders von ihrem ersten Album „A __ Guide How To Fuck Things Up“ angepisst sein sollte und wie es sich anfühlt, eine so heftige Powerbomb mitten in einer Pandemie ohne kurzfristige Aussicht auf Konzerte zu veröffentlichen, erzählen Sänger Benny und Schlagzeuger Heiner im Interview.
Mit eurer Band lassen sich auf den ersten Blick eher so Dinge wie Spaß und Chaos verbinden, den man sich im Moment ja leider nur über Streams oder Vinyl nach Hause holen kann. Bei intensiverer Betrachtung kommen da aber ganz andere Emotionen zu Tage, oder?
Benny: Ja, das ist eigentlich ganz schön, ne. Also ich meine, hinter LASERSHARK steckt so ein bisschen ein Fuck-up-Gedanke: „Scheiß egal, lass uns einfach das Beste daraus machen.“ Das passt dann vielleicht auch gerade in die Zeit. Wir sollten versuchen, uns nicht unterkriegen zu lassen von Corona und dem ganzen Mist. Es geht darum, das Licht am Ende der Scheiße zu sehen, die gerade abgeht.
Heiner: Wobei es ja auch so ist, dass man sich gar nicht viel negativer ausdrücken kann, als das in den Texten geschehen ist. Die sind so überspitzt und negativ, dass jeder die Ironie dahinter versteht.
Benny: Das zeigt sich ja auch direkt bei unseren Songtiteln. Ohne dass man sich jetzt so detailliert mit den Texten beschäftigt und versucht, zwischen dem ganzen Gebrüll etwas herauszuhören, kann man da ja schon die Richtung erkennen.
Songtitel wie „Refused are fuckin’ snitches“, „Defined by Kleingartenverein“ und LASERSHARK als Bandname: Als ihr euch 2017 zusammengetan habt, war da schon klar, dass da der Spaß an erster Stelle stehen sollte, den ihr mit einer gehörigen Portion Wut und ernstzunehmenden Aussagen garnieren wolltet?
Heiner: So ähnlich muss es tatsächlich gewesen sein. Am Anfang haben wir noch ein ziemlich krankes Songwriting gehabt. So in der Art, dass wir auf alles scheißen. Wir haben jede Idee verfolgt. Kein Refrain, kein Part sollte sich in den Songs wiederholen. Das ist auf „A __ Guide How To Fuck Things Up“ mittlerweile schon etwas stringenter geworden. Aber immer noch mit einer gehörigen Portion Thrash. Und das sollte der Bandname auch direkt ausdrücken. Wobei am Anfang auch keiner so richtig glücklich mit dem Namen war.
Benny: Der Name passt aber auch ganz gut zur Mucke und stammt aus einem der „Austin Powers“-Filme. Unsere EP fängt auch direkt mit diesem Zitat an. Und irgendwie hat unsere Musik ja auch einen misanthropischen Anteil und verschafft uns Raum, gegen Menschen zu wettern. „Come out swimming, Bernd“ ist auf Bernd Höcke bezogen und hätte auch „Come out swimming, Donald“ heißen können. Das hat sich im Schnick-Schnack-Schnuck entschieden. Wobei der Bezug zu nationalen Politiker:innen auch ganz gut zum Albumcover passt. Mit der ganzen Symbolik wollen wir das Spießbürgertum auf die Schippe nehmen. Das tendiert ja auch sehr dazu, nach rechts abzurutschen.
Musikalisch würde ich euch mit GALLOWS oder EVERYTIME I DIE in eine Schublade stecken, in der ihr gut Randale machen könntet.
Benny: Das Hauptsongwriting hat Kai, unser Gitarrist mit dem voluminösen Haar, übernommen. Da hat sich, wie gerade ja schon gesagt, einiges seit der EP entwickelt.
Heiner: Ich würde auch sagen, dass wir schon ein bisschen die Intention hatten, Metalcore zu machen. Jetzt nicht das, was man vielleicht im Moment darunter versteht. Für uns ist es eher räudiger Hardcore mit einer gehörigen Portion Metal.
Benny: Wir passen ja irgendwie nirgendwo richtig rein. Vor ein paar Jahren haben mal CANCER BATS ein Konzert in Dortmund gespielt, wo wir unserer Meinung nach perfekt als Support hingepasst haben. Das wäre schon fast Gott-Modus gewesen, wenn das geklappt hätte.
Im Jahr 2022 wird es ja hoffentlich jeden Tag ein Konzert geben. Da lässt sich bestimmt was einrichten.
Heiner: EVERYTIME I DIE und BRONX haben da schon was angekündigt. Wir wären bereit.
Benny: Wenn wir nächstes Jahr zusammen mit IRON MAIDEN auf dem Parteitag der AfD spielen könnten und Eddie während des Konzertes durchs Publikum läuft und alle platt trampeln würde, hätte sich die Wartezeit bestimmt gelohnt.
Ihr habt vor LASERSHARK schon in einer Handvoll anderer Bands gespielt, unter anderem IDLE CLASS. Wie fühlt es sich für euch an, eine Platte zu veröffentlichen, und dazu erst mal keine Konzerte spielen zu können?
Benny: Irgendwie stumpf.
Heiner: Das ist ein ganz, ganz seltsames Vakuum. So ganz ohne Release-Show werden wir uns wohl zusammensetzen und im Proberaum bei einer Kiste Bier anstoßen.
Ich kann mir vorstellen, dass eure Musik wie ein Ventil für euch ist, um Dampf und Wut abzulassen. Das bringt mich zu meiner nächsten Frage: Mit Nazis diskutieren oder ihnen auf die Fresse hauen?
Benny: Das können wir mit Danger Dan halten, ne?! Also die Geschichte hat ja gezeigt, dass man nicht mit Nazis diskutiert. Grundsätzlich ist auch eine konservative Haltung, etwas, das im Moment auch an der Oberfläche passiert, total erschreckend. Wenn wie vor ein paar Tagen in der Türkei die Rechte von Frauen eingeschränkt werden oder in Polen nicht mehr abgetrieben werden darf, können wir ja nicht tatenlos zuschauen. Ich habe vor LASERSHARK noch nie so politische Auf-die-Fresse-Texte geschrieben. Als Band kann man ja permanent auf solche Dinge aufmerksam machen und sollte es auch tun.
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