KICK JONESES haben im letzten Jahr mit "Who Put The Voodoo Into Punk Rock" eine wunderschöne Pop-Punk-Platte herausgebracht, die mich erst richtig auf die Band hat aufmerksam werden lassen. Gitarrist Jürgen war so nett mir ein paar Fragen zu beantworten.

Euch gibt´s schon seit 1992, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich den Namen KICK JONESES schon länger kenne.

KICK JONESES gibt es seit Sommer ´91, das Abschiedskonzert von WALTER ELF war Dezember ´91, die beiden Bands gab es also sogar ein paar Monate parallel. Vielleicht lässt du dich von Bandnamen wie DEPP JONES, JESUS JONES, FATTY JONES oder THE JONES irritieren.

Hmm, kann sein. Über euch liest man so gut wie nie etwas in den eingängigen Zines, außer ihr habt eine neue Scheibe. Wie kommt´s? Ihr habt doch ein paar "Szenegrößen" mit an Bord.

Keine Ahnung, aber so richtig interessiert sich niemand dafür, bzw. wir haben auch keine Promofirma oder so was, die da richtig Gas gibt. Wir spielen selten, also bleibt das alles im kleinen Rahmen.

Ihr wohnt ja teilweise weit entfernt, der eine in Köln, der andere in Freiburg. Wie läuft das mit dem Proben?

Wir proben einmal im Monat, dafür dann Freitag und Samstag und richtig lange. Anders ist die Band nicht machbar.

Hattet ihr je das Problem "nur" als Sideprojekt der SPERMBIRDS oder WALTER ELF eingestuft zu werden?

KICK JONESES ist ja die Nachfolgeband von WALTER ELF, kann also kein Seitenprojekt sein. Es dauerte aber lange, bis die alten Fans die neue Band mit englischen Texten akzeptiert haben. Mit SPERMBIRDS war es das vielleicht so zu der Zeit, als die Jungs noch richtig aktiv waren. Inzwischen ist KICK JONESES ganz klar die Hauptband, auch für Frank und Beppo, die ja noch bei den SPERMBIRDS spielen.

Hat der Name KICK JONESES einen tieferen Sinn?

Der Nachname Jones ist in den USA so häufig wie Maier oder Müller in D-Land. Also "tritt die Müllers" oder so ähnlich, im übertragenen Sinn etwa "Scheiß auf die Normalos/ das Normale". Übrigens ist der Name ein Vorschlag von Lee Hollis.

Eure letzte Scheibe erinnert mich irgendwie an die RUTS oder THE CLASH. Sind das, grob gesagt, eure Vorbilder?

Die beiden gehören bestimmt dazu, aber es gibt auch große Einflüsse von Bands wie GANG OF FOUR, XTC, BEATLES - besonders bei Beppo -, ALL, DESCENDENTS, STIFF LITTLE FINGERS usw.

Euer erstes Album "Streets full of idiots" ist ja schon 1997 erschienen, "...Voodoo..." kam drei Jahre später. Warum hat´s so lange gedauert und gibt´s das neue Album auch auf Vinyl?

Vor dem ersten Album gab´s schon zwei Splitsingles, mit GRAF ZAHL und SUPERGOUGE, parallel ´ne Single auf Ritchie Records, ein Jahr später die "Paintbox"- EP und letztes Jahr im Mai die aktuelle, die natürlich auch auf Vinyl erschienen ist. Zumindest ich bin Vinyljunkie. So lange gedauert hat es aus dem Grund, dass wir durch die verschiedenen Wohnorte nur zu wenig Proben im Jahr kommen, d.h. die Outputmaschine läuft einfach langsamer.

Alle Veröffentichungen auf Rookie Records sind ausschließlich auf Vinyl erschienen, wird sich das ändern? Mit CDs kann man doch mehr Kohle machen, weil die Herstellungskosten geringer als bei Vinyl sind und die Leute dennoch mehr dafür zu zahlen bereit sind.

Rookie Records, das Label von Jule und mir, wird auch in Zukunft keine CDs veröffentlichen. Wir werden uns die Sachen halt sehr sorgfältig aussuchen, bis jetzt waren das ja nur befreundete oder eigene Bands. Platten machen ist mein Hobby und deshalb auch egal, ob ich mein Geld erst nach einem halben oder einem Jahr wieder drin habe.

Spielst du noch in anderen Bands?

Ich bin noch bei ATTENTION ROOKIES am Start, das ist so Pop-Punk/Punkrock mit Frauengesang. Dabei sind Jule, Ulf, der auch bei den BOXHAMSTERS spielt, und Hank, Ex-BAD COMMUNICATION).

Was hältst du von der aktuellen "Copy kills music"-Kampagne der großen Labels? Erinnert stark an die "home taping is killing music industry"-Geschichte Ende der 80er, oder?

Kopiert wurde schon immer, damals halt auf Kassette, heute auf CD-R. Meine alte Punkrock-Clique hatte zwar alle aktuellen Scheiben, aber jeder nur ein paar. So ist es heute auch: einer kauft die CD, wenn überhaupt, der Rest brennt die Teile selbst. Aber der Verbreitungsfaktor ist genauso hoch wie damals, aber die echten Fans wollen das Original. Hauptsächlich die Majors weinen rum, weil ihre unverschämte Preispolitik umgangen wird. CDs kosten noch keine 3 DM in der Herstellung, wenn nicht sogar noch weit weniger bei den ganz hohen Stückzahlen, die Vertriebe zahlen schon über 20,- und die Kunden sollen über 35,- zahlen? No way, ich kann das gut verstehen. Der andere Punkt: die hohen Kosten rühren natürlich auch daher, dass die Industrie ihr Auswahlverfahren für "den Nachwuchs" finanzieren muss. Nur eine von zehn Bands, die unterschreiben, kommt groß raus und spielt die Kosten wieder ein. Also kein Grund, um Mitleid zu haben.