KAMIKATZE

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Corporate Rock Knockout

In Sachen Oldschool-Hardcore-Punk brauchte man sich in den letzten Jahren ja nicht unbedingt über Unterversorgung zu beschweren. Während hierzulande Combos vom Schlage DEAN DIRG oder PRESS GANG die Kinderzimmer unsicher machten, schwappte besonders auch aus Skandinavien, speziell aus Schweden eine neue Retro-Punkwelle herüber. Genau genommen waren KAMIKATZE aus Malmö und Stockholm aber schon vor dieser Welle aktiv und stellen somit seit jeher eine feste Größe im Dreikronenland dar. Dieser Tage erschien auf Dirty Faces Records nun endlich das neue Album „Falling Down“ und zum aktuellen Stand der Dinge stand mir mit Anna Bandana (Schlagzeug), Tess Törner (Gitarre, Gesang) und dem neuen Bassisten Jackson gleich die komplette Bandbesetzung Rede und Antwort.

Die neue Platte ist gerade erschienen, seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Tess: „Falling Down“ ist auf jeden Fall erwachsener, ernster und hat mehr Melodie als unsere alten Sachen.

Anna: Weniger thrashig zwar, aber immer noch hart genug. Kurz nachdem Jackson eingestiegen war, haben wir sofort aufgenommen. KAMIKATZE brauchte einen Arschtritt, also haben wir direkt Vollgas gegeben. Bald nehmen wir auch schon wieder neue Sachen auf, es wird also noch einiges auf euch zukommen.

Du erwähnst schon euren neuen Bassisten Jackson, was gibt es über den zu erzählen?

Tess: Jackson mag Katzen und weiß, wie man mit einem Bass umspringt!

Anna: Und er mag Kartoffelbrei, Hobbys, die sonst nur alte Leute betreiben, und die Aussicht auf sein Rentendasein. Überhöhte Geschwindigkeit und Fledermäuse mag er gar nicht.

Jackson: Ich habe bei APOLOGIA gespielt und bin derzeit noch bei PYRAMIDO aktiv, einer Sludge-Kapelle, die wirklich klasse Musik abliefert, wie ich finde. Wenn ich nicht gerade arbeite, sitze ich zu Hause rum, lese Bücher, trinke Kaffee und höre mir Shoegaze-Sachen an.

Warum hat eure alte Bassistin Ellvis die Band verlassen?

Anna: Sie wollte sich weiterentwickeln und auf andere Dinge konzentrieren.

Tess: Es gibt da auch ein echtes Entfernungsproblem, denn ich lebe in Stockholm und Ella und Anna in Malmö. Da können wir natürlich nicht so oft proben, wie wir gerne möchten.

Ich könnte mir vorstellen, dass viele Leute KAMIKATZE trotzdem noch von vornherein auf ein „Girl-Band-Image“ reduzieren. Nervt euch so was?

Anna: Ein bisschen schon, auch wenn ich verstehe, dass viele Leute dieses Girl-Ding interessiert. Aber es will ja niemand nur nach seinem Geschlecht bewertet werden.

Jackson: Diese Geschlechterfrage ist doch langweilig, es sollte um die Musik gehen, nichts anderes.

Wenn man es so nennen möchte, rollt die „New Wave of European Hardcore-Punk“ ja nach wie vor und auch KAMIKATZE sind ein Teil davon. Was denkt ihr, wie lange hält das noch an?

Tess: Ich hoffe, das geht noch eine Weile so weiter, solange die Leute dabei die Do-It-Yourself-Szene lebendig halten. Das ist wirklich wichtig! Ich betreibe selbst einen Club und weiß auch, wie schwer es ist, Veranstaltungsorte für Shows zu finden. Zum Glück gibt es noch genug frisches Blut in der Szene und es tauchen auch ständig tolle neue Bands auf.

Anna: Ich würde mir in Zukunft allerdings mehr Bandmitglieder wünschen, die unter dreißig Jahre alt sind, und auch gerne mehr Mädchen auf der Bühne sehen.

Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum ihr nicht auf Schwedisch singt, wie zum Beispiel eure Landsleute SISTA SEKUNDEN, MASSHYSTERI und andere?

Tess: Wir haben das vereinzelt schon gemacht, aber ich höre mich nicht gerne auf Schwedisch singen, das klingt seltsam. Ich finde es auch schwer, Texte auf Schwedisch zu schreiben, da muss man schon wirklich gute Sachen bringen, sonst hört es sich einfach nur blöd an. Jackson hat neulich aber einen echt guten Text auf Schwedisch geschrieben, vielleicht benutzen wir den irgendwann mal.

Ihr wart auch schon mal mit den süßen deutschen Boys von DEAN DIRG auf Tour ...

Anna: Ich liebe DEAN DIRG! Ich hoffe, ich sehe sie bald mal wieder. Wir haben drei Shows in Schweden gespielt.

Tess: Ihre Outfits waren umwerfend, besonders natürlich das von Doph!

Wann kommen KAMIKATZE wieder auf Tour nach Deutschland?

Jackson: Wir sind im August 2009 in Europa und Deutschland unterwegs. Also zieht die Tanzschuhe an, euch erwartet eine intensive und schweißtreibende 25-Minuten-Workout-Session!