Die Mitte der Achtziger in Manchester gegründeten INSPIRAL CARPETS erfreuten sich ähnlich wie THE STONE ROSES oder HAPPY MONDAYS damals im Zuge des so genannten Madchester-Booms großer Popularität in England und waren auch regelmäßig mit ihren Songs in den Charts vertreten. Während ihre Kollegen später verstärkt mit Acid House-Einflüssen in die Diskotheken drängten, blieben die INSPIRAL CARPETS weitestgehend dem Psychedelic Rock der Sechziger und Siebziger verbunden. 1994 entstand das letzte Album „Devil Hopping“, 20 Jahre später erschien ein neues selbstbetiteltes Album, auf dem die Band dank ihrer charakteristischen treibenden Orgel-Klänge wenig von ihrem ursprünglichen Charme verloren hatte. Ein netter Nebeneffekt war, dass hier mit Stephen Holt wieder der nur auf den frühen Demo-Aufnahmen zu hörende ursprüngliche Sänger am Mikro stand. Gitarrist Graham Lambert kommentierte für uns die bisherige Diskografie der Band.
„Life“ (1990)
Das erste Album entstand in einer Phase, die die Band nachhaltig geprägt hat. Wir spielten so viele Konzerte, wie wir nur konnten, und gingen dann ins Studio, um ein Album aufzunehmen, das unserem Live-Sound gerecht wurde, aber auch unsere Studioqualitäten zeigte. Wir waren vom Geist der Garage-Bands der Sechziger beeinflusst, aber ebenso von moderner Musik. Das Album wurde ein großer Erfolg in England und war das Resultat der durch viele Konzerte gesammelten Erfahrungen in diesen Jahren, in denen wir unser Handwerk gelernt haben. Wichtige Songs: „Real thing“, „Move“, „Sackville“
„The Beast Inside“ (1991)
Wir hatten unser erstes Album auf Konzerten in der ganzen Welt präsentiert, und zogen uns dann im Winter 1990 aufs Land zurück, um unsere neue Platte aufzunehmen. Wir waren durch Musik aus der ganzen Welt beeinflusst, aber unmittelbaren Einfluss hatten für uns die Band TALK TALK und die Fernsehshow „Twin Peaks“. Wir haben die Aufnahmen immer unterbrochen, um uns „Twin Peaks“ anzusehen, wir liebten einfach die surreale Szenerie der Serie. Anstatt vom Leben im Manchester handelten die Songs diesmal von allgemeingültigeren Beobachtungen. Wir hatten viel Spaß während der Aufnahmen und konnten zwischendurch Pausen einlegen, um in Fernsehsendungen wie „Top of the Pops“ oder „The South Bank Show“ aufzutreten. Die Meinung der Fans zum Album war, dass wir düsterer klingen würden, aber wir hatten wie gesagt eine Menge Spaß beim Aufnehmen, was sich anscheinend nicht in der Musik widerspiegelt. Wir haben uns bewusst bemüht, kein reines Party-Album aufzunehmen. Wir experimentierten dafür mit ungewöhnlichen Sounds und Aufnahmetechniken im Studio. Wir hatten volle künstlerische Kontrolle und ließen uns von niemand reinreden. Mittlerweile wird das Album von Kritikern und Fans sehr geschätzt, was vor 25 Jahren nicht in diesem Ausmaß der Fall war, sehr zu unserem Bedauern. Wichtige Songs: „Caravan“, „Niagara“, „Sleep well tonight“
„Revenge Of The Goldfish“ (1992)
Für dieses Album schlugen wir einen anderen Weg ein. Wir haben mit Produzent Pascal Gabriel in den Parr Street Studios in Liverpool so diszipliniert wie nie zuvor gearbeitet und versuchten einen härteren und extremeren Sound zu erzeugen. Das funktionierte auch hervorragend. Vier Songs des Albums landeten dann auch in den Top 40. Wichtige Songs: „Dragging me down“, „Generations“, „Two worlds collide“
„Devil Hopping“ (1994)
1993 war ein Jahr, in dem nicht sonderlich viel bei uns als Band passierte, als wir die Non-LP-Single „How It Should Be“ veröffentlichten. Für das darauf folgende Album „Devil Hopping“ hielten wir an Pascal Gabriel als Produzent fest, um die bewährte disziplinierte Arbeitsweise zu wahren. Das funktionierte erneut gut, allerdings waren unsere Ansprüche diesmal höher. Das Album enthielt auch zwei Hit-Singles, die Platte selbst startete aber nicht richtig durch. Wir packten alle Songs aus den Aufnahmesessions auf die Platte, die erneut in Liverpool aufgenommen wurde. Wichtige Songs: „Saturn 5“, „I want you“, „The way the light falls“
„Dung 4“ (1988, veröffentlicht 2014)
Diese Sammlung früher Demos zeigt hervorragend, wo wir 1988 standen, bevor es mit der Band richtig losging. „Dung 4“ dokumentiert sehr gut, wie sich eine neue Band zu positionieren versuchte. Die Aufnahmen fangen die Energie und Ungeschliffenheit unserer Anfangszeit ein. Aufgenommen wurde die Platte auf vier Spuren im tiefsten Winter in einer alten Baumwollspinnerei in Lancashire, klingt aber dennoch angenehm „warm“ und besitzt immer noch viel Charme. Viele der Songs schafften es dann auch in anderen Versionen auf das Debütalbum „Life“. Eigentlich ist es unser erstes echtes Album, das aber erst 2014 offiziell veröffentlicht wurde. Wichtige Songs: „Keep the circle around“, „Butterfly“, „Joe“
„The Inspiral Carpets“ (2014)
Inzwischen hat sich für uns der Kreis geschlossen. Wir haben „The Inspiral Carpets“ im Proberaum in Saddleworth geschrieben und dann in einem kleinen Studio in Manchester an zwei Tagen aufgenommen. Wir hatten großen Spaß daran, unsere Qualitäten als Band wiederzubeleben und erneut unter Beweis zu stellen. Das Album fühlt sich frisch, schnell und druckvoll an und besitzt auch viele subtile Momente. Wir hatten wie vor 20 Jahren die komplette künstlerische Kontrolle, und dass alle dabei am gleichen Strang zogen, zeigt sich deutlich und funktionierte insgesamt hervorragend. Es ist unser sechstes Album, hätte genauso gut aber auch unser erstes sein können. Wir sind das Album mit dem Gedanken angegangen, dass wir jede Menge guter Songs hatten, die wir endlich mal aufnehmen mussten. Wichtige Songs: „Let you down“, „Calling out to you“, „A to Z of my heart“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Markus Kolodziej