HULAPUNK

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Fröhliche Hawaiinachten in St. Paulinesien

Der Legende zufolge handelt es sich bei der Hamburger Band HULAPUNK um waschechte Hawaiianer, die durch einen Tsunami in die Hansestadt gespült und nur durch hartnäckige Geldknappheit an der Rückreise nach Polynesien gehindert wurden. In der Zwischenzeit vertreiben die vier Hula-Punks – Captain Cookonut an der Hawaii-Lap-Guitar, Johnny Ananas an der Ukulele, Bassist Ollie Banana und Perkussionist Mr. Papaya – ihr Heimweh im kalten und tristen Deutschland mit traditionellen polynesischen Klängen. Da es sich bei HULAPUNK um große Weihnachtsfreunde handelt und sich die Jungs gerade mitten in den Aufnahmen für ihr zweites Album befinden, gibt es gute Gründe, die Jungs in der Ox-Dezember-Ausgabe zu Wort kommen zu lassen. Captain Cookonut stand Rede und Antwort und erklärte, wie sich Hawaiihemd und Nietengürtel miteinander vertragen und welche skurrilen Weihnachtsbräuche in der fernen Heimat gepflegt werden.

Dann wollen wir doch mal sehen, wie ihr euch als angebliche Polynesier inzwischen in der Hansestadt eingelebt habt. Was bevorzugt ihr, Astra-Pils oder Piña Colada?

Holsten. Aber wenn es Cocktails gibt, ist Piña Colada selbstverständlich auch immer eine gute Wahl.

Paulchen Kuhn hat schon 1963 davon berichtet, dass es kein Bier auf Hawaii gibt. Alles gelogen oder doch wahr?

Das ist natürlich Nonsens. Selbstverständlich gibt es Bier auf Hawaii, vermutlich sogar Holsten. Und eigene Brauereien gibt es dort auch. Vor einigen Jahren habe ich leider mal gewettet, dass es tatsächlich kein Bier auf Hawaii gibt, und gnadenlos verloren.

Ich bin durch eure erste CD, „Dr. Lomi Lomi“, auf euch aufmerksam geworden, auf der ihr zahlreiche Punk-Klassiker wie „Anarchy in the UK“, „Love song“ oder „Ever fallen in love“ im Original-Hula-Sound mit Ukulele und Hawaiian-Lap-Guitar zum Besten gebt. Wie kommt man nur auf diese abgedrehte Idee?

Johnny Ananas und ich saßen zusammen und haben Bierkasten-Schach gespielt. Wir haben jahrelang dem Punkrock gefrönt und wollten mal was anderes ausprobieren. In dieser Bierlaune hatten wir dann plötzlich eine Ukulele und eine Hawaiian-Guitar in den Händen, haben losgelegt, hatten Spaß und sind dabei geblieben.

Und wie sehen die Reaktionen aus, gerade von Punk-Seite, wenn ihr die alten Hits im ungewohnten Sound präsentiert?

Eigentlich zumeist sehr positiv, nachdem sich die erste Verwirrung gelegt hat. Natürlich gibt es immer und überall ein paar Unbelehrbare, die Musik ohne laute verzerrte Gitarren nicht hören wollen und dies dann auch immer mal wieder im Gästebuch auf unserer Homepage kundtun.

Dabei steht es euch ja durchaus zu, auf bewährte Klassiker des Punkrocks zurückzugreifen. Es wird gemunkelt, dass sich mehrere HULAPUNK-Mitglieder in der Vergangenheit bereits umfangreiche Meriten bei einigen bekannten Hamburger Bands erworben haben.

Das kann man so sagen.

Jetzt nicht so bescheiden sein. Nenn doch mal paar Namen, bei welchen Bands wart ihr früher schon aktiv?

Bekannt sein dürften Bands wie die RUBBERMAIDS, SHEEP ON A TREE, HAKE, BÄRBEL, ABWÄRTS, DESTINATION ZERO oder DIE KNALLSCHOTEN. Und mit HULAPUNK hätten wir es sogar auch fast ins legendäre CBGB geschafft. Als unsere Homepage neu war, haben wir einen Link ins CBGB geschickt und kurze Zeit später die Antwort erhalten, wann wir dort auftreten wollten. Das hat sich ja nun leider erledigt, schade.

Und was läuft bei euch im Tourbus, die ganze Zeit traditionelle hawaiianische Weisen oder doch die RAMONES?

Da sind wir eigentlich ziemlich schmerzfrei. Da läuft fast alles, außer Techno und Marianne und Michael. Johnny Ananas hat sogar immer Lenny Kravitz mit dabei, zusammen mit seinen immer noch viel zu engen Hosen kriegt er damit alle Frauen rum. Eine unschlagbare Kombination. RAMONES ist aber auch ein gutes Stichwort. Auf unserer ersten CD haben wir „Rockaway beach“ gecovert. Den Song wollten wir zwar „Waikiki beach“ nennen, haben dafür aber leider keine Genehmigung erhalten. Live spielen wir auch noch „Blitzkrieg Bop“, immer schön mit Pearl-Harbor-Ansage vor dem Song.

In Punk-Kreisen seid ihr auch durch euren Beitrag zum SLIME-Tribute-Sampler bekannt geworden. Eure Version von „Yankees raus“ gehört für mich zu den absoluten Highlights auf dem Doppelalbum. Wenn man eure Sympathien für Hawaii kennt, dann ist diese Titelauswahl mit Sicherheit nicht zufällig erfolgt, oder?

Klar. Man muss eindeutig sagen, dass Hawaii von den USA unrechtmäßig annektiert worden ist. Das prangern wir an. Für uns konnte die Wahl nur auf diesen SLIME-Klassiker fallen. Und wenn wir ehrlich sind und den Gedanken der unrechtmäßigen Annexion weiterspinnen, dann ist es auch nicht rechtens, dass Obama Präsident der USA ist. Das wird auf Hawaii übrigens auch von vielen Einheimischen so gesehen.

Und gab es auch eine Reaktion von SLIME auf euren Beitrag?

SLIME haben ja ausdrücklich gewünscht, dass wir auf dem Tribute-Sampler mit dabei sind. Wir kennen uns schon lange und ich glaube, dass sie uns auch ganz lustig finden.

Wenn wir schon wieder beim Thema Hawaii sind: Das Weihnachtsfest rückt immer näher. Du kannst uns doch sicher ein paar Weihnachtsbräuche aus Hawaii verraten, oder?

Selbstverständlich. Die sind aber nichts für schwache Nerven. An Weihnachten bewerfen sich die Einheimischen gegenseitig mit Kokosnüssen, vergleichbar mit den Tomaten-Schlachten in Pamplona. Das geht da richtig ab. Damit es keine schweren Verletzungen gibt, tragen die Hawaiianer zum Schutz extra dicke Blumenkränze. Und nach der Schlacht wird dann mit brennenden Kokosnüssen jongliert. Und als Spezialität gibt es dann überall noch leckere Hawaii-Burger zu essen.

Ihr scheint ja auch richtige Weihnachts-Fans zu sein. Von HULAPUNK gibt es sogar ein eigenes Weihnachtslied.

Jau. Zusammen mit den TIKI TIKI BAMBOOOS haben wir schon eine Weihnachts-Split-7“ herausgebracht, darauf befindet sich unser Weihnachts-Song „Mele Kalikimaka“.

Aber damit nicht genug. Schon seit mehreren Jahren zelebriert ihr unter dem Schlagwort „Hawaiinachten“ immer um Weihnachten herum spezielle Konzerte, die dann unter einem bestimmten Motto stehen. Welche legendären Hawaiinachten-Konzerte hat es schon gegeben?

Im letzten Jahr gab es einen Karaoke-Abend. Wir haben einen bunten Reigen zum Besten gegeben, und viele Freiwillige konnten dazu ans Mikro gehen. Zur Abrundung gab es dann noch einen Hula-Hoop-Wettbewerb und das vom Kinderkanal bekannte Kinderspiel „Sich einen von der Palme wedeln“. Das ist kein Schweinkram, das heißt wirklich so. Auf jeden Fall war es sehr lustig, wir haben viel Spaß gehabt und im ganzen Saal war der Boden total verklebt. Das muss Tage gedauert haben, den Saal wieder auf Vordermann zu bringen.

Und auf was können sich die HULAPUNK-Freunde an Weihnachten 2011 freuen?

In diesem Jahr gehen wir mal wieder aufs Wasser. Voraussichtlich am Tag vor Heiligabend wird die Barkasse Hedi geentert und dann wird es einen traditionellen Shanty-Abend geben. Ich sag nur: „Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn“! Wir werden übrigens als der SÜDSEE KANNIBALEN SHANTY CHOR auftreten und das Konzert als Benefiz-Veranstaltung für abenteuerlustige, neureiche Burnout-Segler durchführen.

Für die Konzerte auf der Hedi im Hamburger Hafen seid ihr ja in der Hansestadt berühmt-berüchtigt. Die Witzniete Fips Asmussen würde jetzt wahrscheinlich sagen: „Dankbares Publikum, die können nicht fliehen.“ Oder ist schon mal einer freiwillig über Bord gegangen?

Ausgestiegen ist bis jetzt zum Glück noch keiner. Mich hätte es aber fast schon einmal über Bord gespült, das war knapp. Und so schlecht gespielt, dass wir kielgeholt wurden, haben wir bis jetzt auch nicht.

Und wie laufen die Konzerte auf der Hedi so ab?

Zumeist gehen wir zweimal im Jahr im Hamburger Hafen auf Tour. Auf die Hedi passen ungefähr 90 Personen inklusive Besatzung. Dann fahren wir knapp drei Stunden durch den Hafen, das entspricht ungefähr drei Runden. Nach jeder Runde kann man dann aus- beziehungsweise zusteigen. Einmal sind wir nicht schnell genug von Bord gekommen, dann mussten wir noch eine vierte Runde spielen.

Live sieht man euch eigentlich ausschließlich mit Baströcken, hawaiianischen Wickelröcken, Hawaiihemden und Badelatschen auf der Bühne. Pogo ist da nicht einfach möglich, oder?

Richtig harter Pogo ist natürlich nicht drin. Bei uns gibt es eher gemäßigten Hula-Pogo mit heftigen Hüftschwüngen. Wichtig ist dabei, sich immer ordentlich auf das Standbein zu konzentrieren, dann kann eigentlich nichts schiefgehen.

Momentan seid ihr ja wieder vorwiegend Landratten und nehmt gerade euer zweites Album auf. Wie weit seid ihr?]Habt ihr auch wieder reichlich Coverversionen am Start?

Wir stecken gerade mitten in den Aufnahmen und kommen ganz gut voran. Geplant ist, dass das Album Anfang 2012 rauskommt. Dieses Mal gibt es wahrscheinlich nur einen Coversong, „How bizarre“ von OMC. Insgesamt sollen es 13 Songs werden, also folglich zwölf eigene Stücke. Darunter zwei entspannte Instrumentalnummern sowie Lieder auf Deutsch, Englisch und Hawaiianisch.

Hawaiianisch? Wer von euch beherrscht die Sprache?

Wir haben in Hamburg einen Bekannten, der tatsächlich aus Polynesien ist. Er übersetzt für uns die Texte.

Und von was handeln die Songs auf dem neuen Album?

Die CD hat den Arbeitstitel „Lieder aus St. Paulinesien“ und entsprechend geht es in den Stücken um das Wohnen in St. Paulinesien, um Rockstartum, Wasserbetten, Rauchwaren und Sponge Bob.

Ich bin gespannt. Möchtest du zum Abschluss kurz vor Hawaiinachten noch etwas loswerden?

Selbstverständlich. Ich wünsche allen Punks weltweit Mele Kalikimaka, hängt schön loose und kauft unsere CD, dann klappt es bei uns vielleicht doch noch mit der Eigentumswohnung in der Hafen-City. Und drückt uns die Daumen, dass unser großer Traum, unsere Songs in der Elbphilharmonie zusammen mit dem NDR-Sinfonieorchester zu spielen, irgendwann auch noch in Erfüllung geht.