Nach dem Release von „Cult“ 2019 wurde es recht ruhig um HIPPIE TRIM. Klar, Corona halt. Das heißt aber nicht, dass hinter den Kulissen nichts passiert ist. Gitarrist Tristan Bäumer und Bassist Lukas Andrzejewski waren natürlich dabei und wissen, was los war.
Zuletzt haben wir nach eurer Albumveröffentlichung gesprochen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Tristan: Wir haben irgendwann gecheckt, dass die ganzen Konzerte, die wir geplant hatten, ausfallen. Dann gegen Winter kam dann so dieser Zustand, dass man sich gar nicht mehr so treffen konnte. Weil wir ja auch zerstreut wohnen und uns im Proberaum treffen, dann Bahnfahren, Lockdown, haste nicht gesehen ... Als es dann ein bisschen besser wurde und wir eine Phase hatten, wo wir mal proben konnten und uns auch zusammensetzen und Demos anhören konnten, wollten wir echt wieder was machen. Wir haben uns dann ein bisschen drüber hinweg gesetzt, dass wir fünf Haushalte sind, und angefangen zu proben, so dass wir ins Studio gehen konnten. Der positive Effekt war, dass wir uns die Demos immer wieder angehört haben. Bis irgendwann der Punkt kam: Ich habe die Stelle jetzt fünfzig Mal gehört, voll scheiße. Lass die mal ändern. Dann hat jeder am Ende noch was dazu beigetragen, dass wir noch Sachen geändert haben, und ich glaube dadurch ist das Album vom Songwriting her deutlich besser geworden. Auch wenn der Prozess viel beschwerlicher war und sich über einen viel längere Zeitraum erstreckt hat.
Lukas: Aufnehmen war auch so eine Sache, wegen der fünf Haushalte. Das war auch ein reiner Nervenkitzel eigentlich. Wir kamen uns auch sehr illegal vor. Wir haben uns auch selber so ein offizielles Schreiben ausgestellt, so mit Steuernummer und so. Wir dachten uns, wenn die Vollstreckungsbeamten des deutschen Staates sehen, dass da Steuern fließen, wird das schon okay sein. Wir wurden nicht angehalten deswegen. Dann mussten wir uns die Songs schnell draufschaffen. Jeder hat schon echt sein Bestes gegeben. Wir waren alle froh, dass das am Ende so gut geklappt hat.
Tristan: Diesen langsamen Prozess am Ende noch mal beschleunigt hat, dass das Studio, wo wir aufgenommen haben, nach dem Sommer schließen musste. Das ganze Gebäude in Frankfurt wird abgebaggert. Da kommt jetzt eine schöne Parkgarage hin. Das war so ein bisschen die Situation: Ey, wir machen das jetzt oder wir machen halt gar nicht mehr. Dann haben wir uns gedacht: Jetzt müssen wir echt die Beine in die Hand nehmen.
Lukas: Jetzt, wo das Ding abgerissen wird, kann man das ja sagen, der Laden war ein ganz schöner Schabentempel. Wir hatten viel mit Ungeziefer zu tun und ich bin stark an meine Grenzen gekommen.
Tristan: Da wird die Stadt Frankfurt sich noch echt in den Arsch beißen, dass die mit dem Bauvorhaben den ganzen Schaben ihr Zuhause genommen haben und die jetzt alle durch Frankfurt irren. Die Rache des Schabentempels!
Man liebt das neueste Werk ja oft am meisten. Aber wie würdet ihr eure beiden Alben miteinander vergleichen? Was ist neu, besser, anders?
Lukas: Bei „Cult“ war es so, das kam 2019 raus, da waren aber auch Songs von 2016 drauf. Dieses Mal waren auch ältere Demos dabei, da hat sich nicht so viel getan. Aber wir wussten mehr, wo wir hin wollen. Bei „Cult“ hat das noch so ein bisschen gewirkt wie zusammengewürfelt. Wir wollen die-und-die Art von Mucke machen und dann schreiben wir in der Art einen Song. Bei „What Consumes Me“ war es jetzt eher so, dass wir alle mehr an einem Strang gezogen haben. Jeder von uns kam ins Studio und konnte seinen Scheiß richtig gut runterspielen. Hat auch eigene Ideen da rein gebracht. Das ist einfach mehr ein ganzes Album und da sind mehr gute Songs drauf als auf „Cult“. Man muss ja auch kritisch sein mit seinen alten Sachen. Also da waren schon ein paar gute Songs dabei, aber auf dem neuen Album sind ein paar mehr coole Songs. Da ist mehr Können und Finesse drin.
Tristan: Der Style ist derselbe. „Cult“ ist ja schon ein vielseitiges Album gewesen und so ist es auch bei „What Consumes Me“. Der Feinschliff ist aber echt besser geworden. Der Sound ist authentischer, weil wir viel mehr Effekte analog gemacht haben, statt die später digital auf die fertigen Aufnahme draufzulegen. Und ein krasser Schritt nach vorne ist, dass unser Schlagzeuger Luc bei dem Songwriting und den Aufnahmen dabei war. Bei „Cult“ ist er erst für die Shows dazugekommen. Jetzt hat er das Album mitgeschrieben und das hört man einfach.
Lukas: Wir hatten mit „Cult“ jetzt auch so ein Beispiel, wie wir klingen können. Mit dem wir eben nicht zu hundert Prozent zufrieden waren, aber das so als Orientierung für den eigenen Sound da war.
Tristan: Das wird es auch auf jeden Fall beim nächsten Album auch geben, es gibt jetzt schon wieder Parts, bei denen ich denke: Was haben wir denn da gemacht? Das ist ja voll scheiße. Das hat sich jetzt schon eingeschlichen, dass so ein paar Songs in der Band echt verhasst sind.
Jetzt bin ich neugierig. Welchen Song könnt ihr nicht leiden?
Tristan: Von den veröffentlichten gibt es am wenigsten Stellen, die abfucken. Mein persönlicher Abfuck ist bei „Faze“ ... die Lyrics. Warum habe ich im Studio nicht gedacht, du musst hier einschreiten? Das ist meine Nummer, da würde ich sagen, da haben wir echt noch Potenzial verschenkt. Aber hinterher hört man’s immer anders. Im Studio waren wir alle dafür und fanden es geil. Und jetzt ist es ja auch schon wieder ein Jahr her, dass wir das aufgenommen haben. Jetzt zu sagen: Das ist nicht das beste, was wir hätten machen können, das kann man einfach nicht ausschließen.
Lukas: Wir sind in der Zwischenzeit noch ein bisschen gereift einfach. Bei „Faze“ sehe ich genau so. Und ich wette, das ist wieder so wie beim letzten Album. Da fanden wir „Wicca“ alle richtig scheiße. Bei einem Radio lief der die ganze Zeit auf Rotation. Es wird immer Leute geben, die den Song am besten finden. Aber wir finden den auf jeden Fall echt kacke im Vergleich zu den anderen.
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