Die 2008 in Trier gegründete Hardcore-Band MNMNTS (aka MONUMENTS) machte sich mit ihren Platten, unter anderem auf Adagio830, einen Namen als „saturierte Wochenendpunks“. Acht Jahre später hat sich bei den Jungs fast nichts geändert – und irgendwie doch alles. „Ist das wirklich Punk / Oder depressiv?“, fragen Sebastian (guit, voc), André (guit, voc), Ernie (bass) und Jan (drums) 2016 auf der neuen Platte „Irgendwas mit Dschungel“, die gerade auf This Charming Man erschienen ist. Ein Videodreh im Trierer Exhaus bietet die Chance, darüber zu reden.
Wie wurden eigentlich aus drei Fünfteln der MNMNTS 2014 schließlich HEY RUIN?
Sebastian: Mit MNMNTS waren wir damals einfach nicht mehr produktiv und wollten auch mal was in eine andere Richtung machen, weg vom Hardcore-Punk-Schema. Irgendwann stand fest, dass ein Neuanfang in der gleichen Besetzung her musste, aber irgendwie hat das nie gefruchtet. Jan, unser damaliger Bassist, ist nach London gezogen und damit wurde das Projekt erst mal auf Eis gelegt. Offiziell haben wir uns aber nie aufgelöst.
Jan: Nach drei Monaten haben wir dann einen Schlussstrich gezogen, und das Statement von RISE AND FALL geklaut, die ähnlich wie wir damals mit einem anderen Sound neu gestartet sind.
Ernie: Ich bin dann am Bass dazugekommen. Wir kennen uns aber alle schon länger.
Inzwischen textet ihr auf Deutsch, wie kommt’s?
Sebastian: Das steht und fällt mit dem Gesang. Sobald jemand über den Rest der Instrumente „drüber brüllt“, wird das Ganze schnell in die Hardcore-Ecke geschoben. Von den Songs her unterscheiden sich die beiden Projekte gar nicht so sehr. Wenn du nicht mehr ausschließlich schreist, erschließt sich im Gesang auch eine ganz neue Bandbreite, die viel mehr Abwechslung bringt.
Textlich sei das für euch „kein Ausdruck einer nationalen Emanzipation“, habt ihr mal gesagt – wo liegen die wirklichen Vorteile?
André: Ein großer Vorteil ist, dass wir jetzt alle an den Texten mitschreiben. Die Herangehensweise beim Songwriting bei MNMNTS war auch ganz anders, mein Englisch ist nämlich echt beschissen.
Sebastian: Kurioserweise fühlt sich das jetzt einfach nach viel mehr an, seit wir damit rechnen müssen, dass jetzt wirklich jeder unsere Texte versteht. Man macht sich eben über jedes Wort Gedanken und neigt nicht so wie im Englischen dazu, in Phrasen zu verfallen.
Jan: Eindeutige Positionierungen werden so auch leichter.
Eure neue Platte heißt „Irgendwas mit Dschungel“. Was steckt hinter dem Titel?
André: Das war eigentlich der Arbeitstitel. Benny von Druckwelle hat uns die Covervorlage gestaltet, und wir dachten direkt: „Hm, irgendwas mit Dschungel“! Wir hatten Alternativen, aber irgendwie gefiel uns das.
Sebastian: Immerhin haben wir die Arbeitstitel der einzelnen Songs abgeändert!
Jan: „Irgendwas mit Dschungel“ bedeutet, dass wir nicht wissen, worauf wir uns festlegen sollen ...
Alle Titel der LP sprechen meist sehr explizit aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme an, die unbedingt thematisiert werden sollten. Für euch gleichermaßen klares Statement wie inhaltliche Verarbeitung?
Jan: Beides, aber auch Abgrenzung!
Sebastian: Auf jeden Fall ein Statement. Viele Dinge laufen scheiße, die Leute übernehmen komische Meinungen, da musst du nur mal auf den Zulauf von PEGIDA und AfD schauen. Bei Wahlen kann und sollte jede und jeder aktiv werden: Kreuz bei der richtigen Partei setzen, Missstände benennen und Kontra geben. Ich habe das Gefühl, dass gerade etwas auf dem Spiel steht.
André: Da haben wir ja auf dem Weg hierher wieder drüber geredet. Gerade ist ja einiges in Umbruch, in Deutschland passiert total viel.
Jan: In Europa generell!
André: Es sind ja auch nicht mehr „nur“ die Nazi-Idioten, die Parolen schwingen – inzwischen ist rechtes Gedankengut salonfähig geworden. Da ist es umso wichtiger, dass man sich klar positioniert.
Jan: Es bleibt ja auch nicht bei Worten.
Sebastian: Genau deswegen ist es uns auch so wichtig, diese Missstände in unseren Texten explizit anzusprechen und klarzustellen, dass Rassismus und Sexismus Probleme sind, die aktiv angegangen werden müssen!
Ist euer Bandname also eine Vorahnung des bevorstehenden gesellschaftlichen Zerfalls?
Sebastian: Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir vor dem Ruin stehen, aber da könnten schwierige Zeiten auf uns zukommen, in der zum Beispiel Gewalt zur Tagesordnung gehört.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #125 April/Mai 2016 und David Prinz
© by Fuze - Ausgabe #67 Dezember/Januar 2017 und Marcus Buhl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #135 Dezember/Januar 2017 und David Prinz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #121 August/September 2015 und Bianca Hartmann