Hervé Rybarczyk, ASHTONES

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Punk Crime

Zehn Jahre ist es her, dass der „Pousseur“, wie er von den französischen Medien genannt wurde, in Lille für Angst sorgte. Insgesamt werden fünf Männer tot im Fluss Deûle aufgefunden. Das letzte vermutliche Opfer ist Hervé Rybarczyk, Gitarrist der Punkband ASHTONES. Aber bis heute sind die Ermittler in seinem Fall noch nicht weitergekommen.

23. November 2011: Der 42-jährige Hervé Rybarczyk wird tot in der Deûle aufgefunden, er war in der Nacht vom 11. auf den 12. November auf dem Heimweg nach einem ASHTONES-Konzert verschwunden. Es ist nicht der erste Todesfall, der mit der Deûle zusammenhängt: Zwischen Oktober 2010 und November 2011 werden insgesamt vier männliche Leichen in dem Fluss gefunden – die Bevölkerung spekuliert über einen homophoben Serienkiller, die Ermittler können keine Verbindung zwischen den Toten herstellen.

Die Polizei ordnet den Fall schnell als Selbstmord ein und legt das Ganze zu den Akten, was bei den Angehörigen für Empörung sorgt. Sie glauben nicht an einen Suizid. Erst sechs Jahr später tut sich etwas in dem Fall: 2017 werden vier Personen aus dem rechtsextremen Milieu festgenommen, nachdem Jérémy Mourain, ein Mitglied der Identitären Bewegung und Anführer der Neonazi-Gruppe White Wolf Klan, inhaftiert wurde. In einem abgehörten Telefonat gesteht Mourain, einen Mann getötet zu haben.

Von den vier inhaftierten Männern kann die Polizei drei anklagen, darunter auch den Hauptverdächtigen Yohan Mutte. Die Festnahmen lassen Hoffnung auf Gerechtigkeit aufflammen, aber auch hier folgt schnell die Ernüchterung: Nach einem Jahr in U-Haft wird Mutte 2018 auf Grund eines Mangels an konkreten Beweisen für die direkte Verantwortung am Tod von Rybarczyk unter Auflagen freigelassen. Und auch die anderen beiden Verdächtigen wurden bereits im Sommer 2017 auf Bewährung entlassen. Zwar hatten alle drei bestritten, Rybarczyk getötet und in den Fluss gestoßen zu haben, sie gaben aber zu, ihn in der Tatnacht auf der Straße angetroffen und einen Streit mit ihm gehabt zu haben.

Zehn Jahre später konnte trotz medialer Aufmerksamkeit in Frankreich immer noch nicht geklärt werden, wer für den Tod von Hervé Rybarczyk und der anderen vier Ertrunkenen verantwortlich ist. 2018 veröffentlichte Mediacités, eine französische Zeitung, die sich der lokalen Recherche widmet, einen ausführlichen Artikel über den Fall, nachdem sie ein Jahr lang Kontakt zu den Familien der Opfer, den Anwälten und der Polizei hatten. Im selben Jahr veröffentlichte Rybarczyks Band ASHTONES ihr neues Album „Who Are The Leper Messiahs?“.

Auch 2021 besteht immer noch Interesse an dem Fall: Anfang des Jahres veröffentlichte der Journalist Tomas Statius das Buch „Les morts de la Deûle: Une enquête dans le Nord“, in dem er sich insbesondere mit Hervé Rybarczyk und der Identitären Bewegung auseinandersetzt.