© by Flo Helmchen

Vorwärts und nicht verwässern

Flo Helmchen gründete einst die Berliner Hardcore-Band SQUANDERED MESSAGE (Interview in Ox #1), macht das DIY-Label HeartFirst und veröffentlichte 2016 die EP „Opa war in Ordnung“. Fürs Ox rekapituliert er, was er an der Band schätzt.

Ich verstehe Leute nicht, die in HAMMERHEAD was voll Krasses reininterpretieren. Die machen doch ganz normalen Hardcore-Punk und sind normale Leute. So sollten eigentlich alle Bands sein. Flotte Beats, einfache Gitarren ohne Soli, deutsches Liedgut. 1000 Dosen Freibier auf Konzerten sollten Standard sein. Auch die Aussagen von Tobias zum Thema Mülltonnenschmeißen und im Fernsehen sind genau das, was man sich in den Medien wünscht. Endlich mal normale Menschen.
Zum ersten Mal habe ich HAMMERHEAD 1992 live in Berlin auf ihrer Tour mit BAD TRIP aus New York gesehen. Da gab es die Band schon ein paar Jahre. An die New Yorker kann ich mich nicht mehr erinnern, an HAMMERHEAD schon. Tobias beschimpfte das Publikum derb und zerriss sich auf der Bühne das T-Shirt. Völlig normal für’n Punkkonzert. Nach dem Gig schlenderte er Händchen-haltend mit seiner Freundin draußen rum und war am Knutschen.
Alles ganz normale Leute. Mit den HAMMERHEAD-Leuten kann ich mich voll gut über alle möglichen Dinge des täglichen Lebens, die Ära Kohl, Arbeiterkampf, rheinischen Kapitalismus, die Weltordnung und sogar über Hiphop diskutieren. Und: Niemand kennt so viele Altherrenwitze und verwendet Worte, die ich davor zuletzt von meiner Oma gehört habe. Das ist toll. Mit Tobias habe ich neulich eher nebenbei die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands diskutiert. Wir haben hinterher die Ergebnisse an Boris Pistorius gefaxt. Mal sehen, was draus wird.
Toll beim Rumhängen mit den Leuten von HAMMERHEAD ist, dass viele Sachen im Punk-Kosmos zwischen uns klar sind. Da konnte man sich vor langer Zeit mal darauf einigen und dann war gut. Müssen wir nicht weiter drüber reden. Wir sind zusammen aufgewachsen, wenn auch an unterschiedlichen Orten.
Bei HAMMERHEAD wird nicht gestreckt und nicht verwässert. Nun gibt’s also eine neue LP. Ungefähr ein viertel Jahrhundert Abstand zur LP davor, das „Weiße Album“ kam 1998 raus. Fans wollen immer alles, und zwar sofort. Aber gut Ding will Weile haben, eigentlich ganz normal.