GRUBBY THINGS

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Nicht kirchenchortauglich

GRUBBY THINGS gründeten sich als Quartett am 27. Februar 2000 auf einer Party. Bald darauf wurde die erste 5-Track-Mini-CD „Grubby Things“ eingespielt. An der Gitarre befand sich bis vor kurzem stets Bruno, der Lebensgefährte von Sängerin Elvan „Elfi“ Decay, der schon als Bassist bei STAATSFEINDLICHE HETZE gespielt hatte. Neben einigen Samplerbeiträgen, unter anderem auf der Berlin-Punk-LP „Laid On The Gate“, machte sich die Band, die ihre Musik selbst als „High Energy Punk’n’Roll“ bezeichnet, vor allem live einen Namen, und teilte die Bühne mit so bekannten Musikern wie EDDIE & THE HOT RODS, AVENGERS, NASHVILLE PUSSY, Sonny Vincent oder den GENERATORS. Elfi und Bruno betreiben in Berlin ein Café namens Do The Pop, benannt nach einem Song von RADIO BIRDMAN. Mitte August spielten die Berliner GRUBBY THINGS zusammen mit der US-Legende THE STITCHES in Berlin ihren vorerst letzten Gig. Der Grund: Sängerin Elfi erwartet Nachwuchs. Vor der Babypause bat ich aber noch mal Elfi, Bassist Tom Rock und Neu-Gitarrist Stefan zum Plausch. Der andere Neuzugang Hermann (Drums, u.a. ex-MAD SIN) war leider nicht zugegen.

Elfi, euch gibt es ja schon seit 2000. Hat sich dein Gefühl bei Auftritten verändert? Bist du immer noch aufgeregt oder kommt es nur auf die Größe der Location an oder mit wem ihr zusammenspielt?

Elfi:
Eine gewisse Aufregung bleibt immer, das kriegst du nicht raus. Wenn du auf die Bühne gehst, hast du immer bei den ersten zwei, drei Tracks flatterige Hände. Man freut sich einfach darauf, eine Routine schleicht sich nie ein, sonst wäre es ja auch langweilig.

Mich interessiert immer die Herangehensweise an Musik, wie jemand konkret zu welcher Musik kommt. Tom, von dir weiß ich, dass du vor kurzem die Studios von Sun Records besucht hast. Wie hast du das alles erlebt in diesen heiligen Hallen, wo Elvis und Johnny Cash ihren Ritt durch die Musikgeschichte begannen. War das so ein bisschen wie eine Art Kirchenbesuch?

Tom:
Es war eine Reise in die Historie unserer heutigen Rockmusik. Johnny Cash haben wir auch besucht und „Guten Tag“ gesagt, aber er uns nicht ... Carl Perkins suchten wir auf, Graceland, New Orleans. Ich selbst habe Rockmusik schon von klein auf gehört, die gängigen Sachen wie SLADE und so weiter. 1978 gab es dann den legendären TV-Auftritt von den RAMONES im „Musikladen“ und damit fing meine eigene Punkrock Geschichte an. Zwischendurch, Ende der Achtziger, bin ich dann er wieder mehr in den Rock-Bereich gewandert, Punk ebbte eben doch damals etwas ab. Aber der klassische Rock’n’Roll hat mich schon immer fasziniert, er ist ja die Basis von alledem, was wir heute machen. Damals gab es einfach gute Musiker, die mit wesentlich einfacheren Mitteln Musik gemacht haben. Da gab es so was nicht wie heute à la „Schneide mal hier was rein und packe dort einen Overdub drauf“. Die Sun-Studios sind ja sogar noch in Betrieb, da wird nachts aufgenommen und tagsüber dürfen die Touristen rein.

Elfi, du bist die Sängerin mit der rauhen Stimme. War das von vornherein klar bei dir, dass dein Gesang eher deftig ausfallen würde?

Elfi:
Mit meiner Stimme bleibt mir ja nichts anderes übrig als schroff zu singen, oder meinst du, ich kann damit einen Blumentopf im Kirchenchor gewinnen, haha. Ich glaube, die würden mich rausschmeißen und ihre Kirche neu weihen.

Fühlt ihr euch generell einer Szene verbunden, also konkret der Punk-Szene, oder sagt ihr euch, egal, wer da im Publikum steht, wir wollen einfach viel rumreisen und nette Leute treffen?

Tom:
Für mich ist es nicht völlig Wurst, da ich ja seit 1980 in der alten West-Berliner Punk-Szene unterwegs gewesen bin. Ich sah auch THE CLASH noch live und so weiter.

Gab es ein einschneidendes Live-Erlebnis, das auch total von den Beinen gerissen hat, einen Schlüsselgig sozusagen?

Stefan:
Im Leipziger Anker spielten damals DIE SKEPTIKER aus Berlin. Da war ich mit 16 Jahren dort, völlig glückselig, und werde auch immer wieder zu deren Konzerten gehen.

Elfi: Das führt ja wieder zu deiner Frage von vorhin, wie wir zur Punk-Musik kamen. Also bei mir war es nicht ganz so einfach, meine Eltern sind beide türkischer Abstammung. Die hätten es natürlich lieber gehabt, wenn ich Michael Jackson gehört hätte, aber ich stieß auf DIE TOTEN HOSEN und DIE ÄRZTE. So hörte mein Vater dann natürlich „Schrei nach Liebe“ mit und dieses „Arschloch, Arschloch!“. Er verlangte, ich solle diese „Scheiße ausmachen“, und mein Einwand, dass dies doch schließlich Punk sei und gegen Nazis, fruchtete da anfangs wenig. Heute singt er es selber schon mal.

Da Elfi jetzt schwanger ist, wie überbrückt ihr als Band diese Zeit?

Tom:
Elfi wird in der nächsten Zeit noch anwesend sein bei den Proben. So hoffen wir, dass wir während ihrer Abwesenheit die neuen Sachen schon aufnehmen können, und wenn sie dann wieder dabei ist, die neue Platte schon am Start haben.