GIBBY HAYNES & BUTTHOLE SURFERS

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The Butthole Surfer Continues

Es gab mal eine Zeit, als in der Spex noch Artikel und Interviews zu lesen waren, die mich interessiert haben. Irgendwann Mitte der 80er Jahre fand sich in eben diesem Magazin ein Interview mit HÜSKER DÜ, in welchem Bob Mould nach seinen Lieblingsbands und größten Einflüssen gefragt wurde. Zwar mag man meinen, der Mann hätte viele Bands zu benennen, doch er erwähnte nur MINUTEMEN und die BUTTHOLE SURFERS. Von erstgenannter Band hatte ich zu der Zeit bereits alle Veröffentlichungen im Schrank stehen, die BUTTHOLE SURFERS sagten mir noch gar nichts. Ich glaube, ich bin noch am gleichen Tag in den Plattenladen gefahren, um danach zu suchen, und fand auf Anhieb, es war nämlich gerade „Rembrandt Pussyhorse“ erschienen, worauf ich vielleicht schon immer gewartet hatte. Probehören war nicht, also musste ich mich, was mir relativ leicht fiel, auf Bobs Urteil verlassen, und durfte keine zwei Stunden später meine erste Berührung mit einer der genialsten Bands dieses Planeten machen.

Doch heute knallt mich diese Platte weg wie kaum eine andere und das liegt nicht nur an dem unglaublichen Opener „Creep in the Cellar“. Seitdem sind viele Jahre vergangen, und in den meisten davon hätte ich auf die Frage nach meiner Lieblingsband wohl spontan immer wieder die BUTTHOLE SURFERS genannt. Es gab einfach keinen vergleichbaren Sound und schon gar keine vergleichbare Band. Alte Liebe rostet nicht, tatsächlich hatte sie nie dergleichen zu befürchten, und auch heute, im Jahr 2004, schickt sich das neue Soloprojekt von Gibby Haynes, HIS PROBLEM, an, meine persönliche Liste weiterhin anzuführen. New York - Cologne, a 45 minutes phone call, let‘s go.


„Du bist in Köln? Hey, ich hab neulich in so einer deutschen Bar Kölner Bier getrunken. Fuckin‘ German beer rocks, your 5% beer really rocks. Wie heißt dieses Kölner Bier noch mal?“

Kölsch.

„Yeah, that’s it. Mann, ihr habt so viele verschiedene Biere bei euch. In dieser verdammten Stadt hier gibt es gerade mal drei oder vier Sorten.“

Hahaha. Es gibt Leute, die mögen Kölsch nicht.

„Es ist etwas süßer als andere deutsche Biere, aber ich mag es.“

Gibby, ich habe mal eine Anekdote gelesen, dass du einer Interviewpartnerin vorgeschlagen hast, ihr könntet euch beide ausziehen, um das Interview nackt zu führen. Wie sieht es aus, bist du im Augenblick nackt?

„Hahaha, nein, jetzt gerade nicht.“

Okay, dann ziehe ich mich auch wieder an.

„Hahaha!“

Sprechen wir über HIS PROBLEM. Ist das nur ein weiteres Nebenprojekt wie seinerzeit P oder THE JACKOFFICERS, oder ist es tatsächlich deine neue Band?

„Es ist das, was ich im Augenblick mache. Aus verschiedenen Gründen ist es mittlerweile schwieriger geworden, mit den BUTTHOLE SURFERS auf Tour zu gehen, das fängt schon mit organisatorischen Dingen an, von daher gestaltet sich das etwas kompliziert. Aber die BS gibt es auch weiterhin.“

Du hast auf deiner neuen Platte zusammen mit Augie Meyers gearbeitet, der Keyboard-Parts übernommen hat. Augie kommt ja aus einer ganz anderen Richtung. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

„Ja, das ist klasse mit Augie. Er hatte in den 60ern in der Band von Doug Sahm mitgespielt, SIR DOUGLAS QUINTETT. Der Sohn von Doug Sahm, Shandon, ist unser Schlagzeuger. Daher kam der Kontakt. Dieser Keyboard-Part in ‚Dream Machine‘ – das ist genau sein Sound, also fragten wir ihn, ob er das machen würde. Es war verdammt cool, mit ihm zu arbeiten. He‘s the real deal.“

HIS PROBLEM ist eine ziemlich melodische Platte geworden, die stärker an die Sachen von „Electric Larryland“ erinnert, als an die letzten BS-Veröffentlichungen. Ist es ein Schritt zurück oder eher das, was mit den BS als nächstes kommen wird?

„Nun, mit den BS wollen wir als nächstes unsere Version von Lou Reeds Platte ‚Metal Machine Music‘ aufnehmen, also ein Noise-Album.“

Oh je, das wird bestimmt fürchterlich.

„Hahaha, ja, ich weiß, hahaha. Ansonsten kann ich nicht wirklich sagen, warum HIS PROBLEM melodischer und gereifter wurde. Das war so gar nicht geplant. Aber die Platte ist irgendwie ‚more traditional‘. Ich glaube, es ist einfacher, diese Art von Songs zu schreiben, und vor allem umzusetzen. Die ersten 30 Sekunden hörst du diesen höllischen Sound und im richtigen Augenblick setzt dann der rhythmische Part ein, da kommen sich zwei Stile auf einmal näher. That‘s traditional music with non-traditional elements. Das ist wohl unsere Version von Pop-Rock ...”

Mit psychedelischen Inhalten.

„Ja, absolut, diese Einflüsse sind definitiv da.“

Dieses psychedelische Element war auch bei den BS immer sehr stark vorhanden. Ihr wart in der damaligen frühen amerikanischen Hardcore-Szene die Ersten, die einen solchen Einfluss eingearbeitet haben.

„Auf alle Fälle. Ich bin 1957 geboren und mit all diesem Classic-Rock groß geworden. Meine ersten Konzerte waren die ALLMAN BROTHERS, John McLaughlin, MAHAVISHNU ORCHESTRA und DR. JOHN. Ich habe damals in einer großen Konzerthalle in Austin, Texas gearbeitet, als eine Art Türsteher. Das Gute daran war, dass man nur während der Vorband darauf achten musste, welche Leute dort auftauchten. Wenn die Hauptband dann spielte, konnte man sich die Show ansehen und sogar, weil man zum Laden gehörte, direkt vor die Bühne. Ich hatte deswegen die Möglichkeit, alles zu sehen, was damals spielte. JETHRO TULL, den frühen Elton John, THE TUBES, LED ZEPPELIN und PINK FLOYD, all that weird shit. Leider habe ich Hendrix um ein Jahr verpasst, schade. Das war also damals meine Musik. In den 70ern, als bei allen diese Disco-Sache anfing, bin ich nicht wirklich von Classic Rock abgekommen, allerdings wurde der Rock’n’Roll in den späten 70ern lahmarschig und fürchterlich, und dann kamen die SEX PISTOLS und die RAMONES. Danach ging es dann mit der Hardcore-Szene los. BLACK FLAG, CIRCLE JERKS, DEAD KENNEDYS und MINOR THREAT. Das war dieser Wechsel von musikalischem Talent zu frischen Ideen. Bei uns war das etwas anders. Nun, wir haben damals eine Menge Acid genommen, hahaha, von daher war bei uns dieses psychedelische Element viel ausgeprägter, unser Einfluss war einfach ein anderer. Durch Punk wurde vieles möglich. Allerdings hatten wir ja auch keinen Hardcore gemacht, auch wenn sich unser erstes Album eventuell ein wenig so anhört. Wir benutzten Gibson-Gitarren oder die Fender Stratocaster, während alle diese HC-Bands auf Les Paul und Marshall spielten. Das Publikum war aber durch Punk wesentlich offener für neue und andere Sachen geworden.”

Ihr habt euch trotzdem Mühe gegeben, euer Publikum zu verschrecken, sei es mit ziemlich üblen Filmen im Hintergrund, bei denen einigen sogar schlecht wurde, oder du hast während einer Tour ein Gewehr dabei gehabt, mit dem du über die Köpfe der Leute geschossen haben sollst.

„Yeah, hahaha. Nun, das mit den Filmen haben wir von Anfang an gemacht. Ich hielt es dann später für eine gute Idee, ein 12-Schuss-Gewehr zu benutzen, allerdings mit Platzpatronen. Das war während unserer ersten Loolapalooza-Tour, als wir schon zehn Jahre zusammen gespielt hatten. Wir sind dort tagsüber aufgetreten, und da war es für unsere Filme noch zu hell. Ich dachte wirklich, es sei eine gute Idee, mit diesem Gewehr rumzuballern, but it freaks a lot of people out, hahaha. Das lag wohl vor allem daran, dass dieses Höllengerät einen wahnsinnigen Krach machte, und bei mehr als fünf Metern Entfernung sah es alles sehr echt aus. Die erste Reihe war aber sechs Meter entfernt, hahaha. Also dachten die meisten, es wäre ein echtes Gewehr und tatsächlich geladen. Es gab diesen Punkrock-Künstler, der später aufhörte zu malen, um nur noch Schach zu spielen. Fuck, ich komme nicht auf den Namen. Der sagte auf jeden Fall, es gäbe nichts surrealistischeres als mit einem Gewehr voller Platzpatronen in eine Menschenmenge zu schießen. Ich kannte diese Aussage vorher nicht, habe aber gemerkt, wie surrealistisch das gewesen ist. Hahaha. Total verrückt.“

Es hört sich so an, als wären diese verrückten Zeiten vorbei. Was machst du mittlerweile?

„Ich lebe in New York mit meiner Freundin, die Anwältin ist. Ansonsten mache ich sehr gerne Computermusik. Ihr habt diese Software-Firma in Deutschland, ‚Native Instruments‘. Eines von deren Programmen, ‚Reactor‘, liebe ich. Damit arbeite ich jeden Tag, macht eine Menge Spaß.“

Elektronische Musik hat bei dir schon immer eine Rolle gespielt. Zusammen mit Jeff Pinkus, dem BS-Bassisten, hattest du eine Band namens THE JACKOFFICERS, wo ihr ausschließlich so gearbeitet habt.

„Nun, es war zunächst größtenteils mein Ding, aber Jeff hat später dann auch was dazu beigesteuert, außerdem hat Paul Leary später noch den Mix übernommen. Also doch fast wieder die ganze Band. Das war 1989, als dieser Song ‚Pump up the volume‘ rausgekommen ist. Der Summer Of Love in England, als Ecstasy groß rauskam und überall diese gigantischen Raves stattfanden. Die Geburtsstunde der Rave-Bewegung. Zu der Zeit waren wir im Mute Records-Studio und hatten dort Zugriff auf ein Gerät von DEPECHE MODE, wo all deren Loops und Samples drauf waren. Wir machten eine Version von Donna Summers ‚I Feel Love‘, den Giorgio Moroder produziert hatte. Diamanda Galas hatte den Gesang übernommen, allerdings bekam sie dann mit, dass Donna Summer diese Bemerkungen gegen Schwule und HIV-Kranke machte, deswegen hatte sie dann der Veröffentlichung des Songs widersprochen, weil sie den Song mittlerweile hasste. Schade. Wir hatten trotzdem viel Spaß bei Mute. Selbst Daniel Miller, der Chef des Labels, kam einmal vorbei und musste über das, was wir dort machten, viel lachen.“

Der elektronische Einfluss hat später auch die BS erfasst. Euer letztes Album „Weird Revolution“ enthielt im Prinzip die gleichen Songs wie das zuvor aufgenommene „After The Astronaut“. Wieso ist dieses Album nie erschienen?

„Das war diese Geschichte mit Capitol Records. Wir hatten auf ‚Electric Larryland‘ unseren ersten kommerziellen Hit mit ‚Pepper‘. Was genau passiert ist, kann ich gar nicht richtig sagen. Auf alle Fälle ist unser damaliger Manager wahrscheinlich wegen dieses Hits abgedreht und hat uns gegen Capitol aufgebracht, und aus irgendeinem bescheuerten Grund entschieden, wir müssten das Label wechseln. Er hätte eigentlich wissen müssen, dass so etwas zu einem solchen Zeitpunkt vollkommener Schwachsinn ist, und dass Capitol alles daran setzen würde, ihm und uns Steine in den Weg zu legen. Wir gerieten also mit ihm in einen Riesenstreit und am Ende standen wir ohne Label und ohne Manager da, mit einer fertigen Platte, die wir für Capitol aufgenommen hatten, und die diese natürlich nicht mehr rausrückten. Wir mussten zuerst einen neuen Manager finden, der sich um alle Angelegenheiten kümmert, ein neues Label und all dieser Scheiß. Hinzu kam, dass es ein Label sein musste, dem die Platte gefiel. Die mussten schließlich die Aufnahmen bei Capitol frei kaufen, und erst dann konnten wir die Platte fertig stellen. Das hat alles so verdammt lange gedauert. That was like the big death of the BUTTHOLE SURFERS, nearly.“

Habt ihr die Songs danach komplett neu aufgenommen? Die Versionen von „After The Astronaut“ hören sich ja schon anders an.

„Eigentlich nicht, aber weil dazwischen eine so lange Zeit lag, haben wir die Aufnahmen komplett neu bearbeitet und abgemischt. Einige neue Songs kamen hinzu und wir haben ein paar kleinere Parts neu eingespielt. Die alten Aufnahmen habe ich gar nicht mehr gehört seitdem. Findest du, dass sie besser waren?“

Ja, eigentlich schon. Ich mag „Weird Revolution“, aber es ist im Gegensatz zu „After The Astronaut“ ein wenig überproduziert ... Du weißt ja sicherlich, dass in einigen Musik-Tauschbörsen das Album zu finden ist, weil es von Capitol damals schon eine Pressepromo gab. Was hältst du persönlich von Filesharing?

„Oh, das ist gut, ich freue mich, dass du das ansprichst. Ich finde eine Sache daran aber wirklich Besorgnis erregend. In Amerika entzweit Downloading die Musiker immer stärker von den Fans und umgekehrt. Ich muss dazu sagen, für mich ist es kein Problem, wenn die Leute Musik runterladen. Aber diese Entwicklung geht eigene Wege und sie trennt zwei Dinge, die zusammen gehören. Viele Fans geben als Grund für Downloading an, die Bands würden schon mit ihren Liveshows soviel Geld verdienen. That sucks, because most of the bands lose their fuckin‘ asses playin‘ live. Nur die wirklich großen Konzerte bringen Geld ein. Sachen wie Britney Spears oder U2 – diese Bands verdienen wirklich an Livekonzerten.”

Ich stimme dir da zu. Vor allem werden durch diese Entwicklung auch die kleinen Konzerte immer teurer, um zurückgehende Verkaufszahlen aufzufangen.

„Ganz genau. Der Preisanstieg für Live-Konzerte ist in den letzten fünf Jahren wirklich dramatisch geworden. Trotzdem denke ich, dass auch vollkommen übertrieben reagiert wird. Ich will keine Fürsprache für Filesharing halten, aber ich meine, die Leute können doch auch im Radio die großen Hits aufnehmen, und um die geht es doch eigentlich nur. So haben wir das früher alle gemacht. Ich habe hunderte Kassetten aufgenommen und getauscht, das läuft doch seit den 60ern. So, what‘s the fuckin‘ difference? Ich glaube außerdem, dass es für viele Bands wirklich gute Werbung sein kann. Das Internet bietet gerade in diesem Punkt so viele Möglichkeiten.”

Wir haben den gleichen Standpunkt. Ohne Filesharing hätte ich und einige andere Fans zum Beispiel nie die Möglichkeit gehabt, „After The Astronaut“ zu hören.

„Genau, ein weiterer interessanter Punkt. Auch so etwas wäre eine Möglichkeit, das Prinzip zu nutzen, anstatt es zu bekämpfen. Die Bands könnten zwei Versionen einer Platte rausbringen. Eine unkommerzielle für das Internet und eine komplett produzierte für die Veröffentlichung. Es gäbe so viele Wege, Filesharing zu nutzen. Otherwise it ends all like fuckin‘ METALLICA to everybody.“

Vor einigen Jahren hattest du zusammen mit Johnny Depp die Band P, von der leider nur eine Platte erschienen ist. Wie hast du Johnny kennen gelernt?

„Wir trafen uns auf einer Halloween-Party in Austin, Texas. Johnny war gerade in der Stadt, wegen der Dreharbeiten zu ‚Gilbert Grape‘. Er kam zu mir und sagte: Hey, du bist der Kerl, der auf ‚Jesus Built My Hotrod‘ von MINISTRY gesungen hat. Wir unterhielten uns und merkten, dass unser beider Hauptinteresse Musik war und so kam es, dass wir uns öfter trafen und anfingen, gemeinsam Musik zu machen. Er hatte diesen Club, ‚The Viper Room‘, und dort traten wir regelmäßig auf. Nach und nach entstanden dabei die Songs für das Album. Die Sache wurde dann später schwierig, weil das Plattenlabel aus der Tatsache Gewinn schlagen wollte, dass Johnny Depp in der Band spielt. Die wollten das groß aufziehen, um damit Kohle zu machen. Johnny wollte aber nur seinen Spaß haben und hatte kein Interesse an einer Musikkarriere, vor allem, weil gerade seine Filmkarriere richtig los ging. Nun, das Label wollte ein Video machen und gewann Spike Jonze dafür. Spike und ich unterhielten uns darüber und ich fand seine Ideen klasse, aber mir war vollkommen klar, dass Johnny niemals mitmachen würde, so wie Spike sich das vorstellte, und der wollte sein Konzept auch auf keinen Fall verändern, also ist die Sache geplatzt. Scheiße, wir hätten ein Spike Jonze-Video haben können. Sein Konzept sah vor, das Video in Johnnys Club zu drehen, und es sollte um Hollywood-Typen gehen, wie die sich benehmen, und das Ganze durch den Kakao ziehen. Wir haben Johnny das gar nicht erst vorgelegt. Wenn du einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hast, wollen alle ein Stück aus dir herausreißen, jeder will seinen Teil haben, und wenn du da nachgibst, dann saugen sie dich aus. Davor wollte sich Johnny schützen, das ist verständlich. Aber wir hatten eine Menge Spaß zusammen.“

Wir sprachen zu Beginn schon mal über Drogen. Den BS wurde immer nachgesagt, soviel illegale Substanzen zu sich zu nehmen wie möglich. Was ist dran an der Drogensache?

„Hahaha. Nun ja, wir haben es schon wirklich wild getrieben, aber trotzdem war es nie die Hauptsache. Es ging immer um Musik. Allerdings haben wir neben Acid früher auch Unmengen an Pott geraucht, von daher nahm eigentlich Marihuana den größten Einfluss auf unsere Musik, neben Acid und Pilzen.“

Was war dein abgedrehtestes Drogenerlebnis?

„Oh ... there have been so many.“

Eins genügt.

„Da war diese Geschichte mit dem glatzköpfigen Mädchen, das eine Perücke trug. Sie erzählte allen, sie sei 18, aber jeder wusste, sie ist 16, und in Wirklichkeit war sie 14. Hahaha. Oh je, ich krieg das nicht mehr zusammen. Das ist die Sache mit den Drogenerlebnissen. Man kann sich so schwer an sie erinnern ... Ich glaube aber, das wirklich verrückteste Erlebnis war, als wir das erste Mal in das Gebäude von Capitol Records rein marschiert sind. Meine Güte, das ist so ein klassisches Gebäude in Hollywood, überall waren Rohre und solche Sachen. Ein unglaubliches Bauwerk. Das war so surrealistisch. Da wo wir herkamen, war so was unvorstellbar, und plötzlich sollte diese Firma etwas mit uns und dem, was wir machten, zu tun haben. Das war wirklich unheimlich.“

Ist es wahr, dass du mit Kurt Cobain ein Zimmer in einer Klinik für Drogenabhängige geteilt hast?

„Nein, kein Zimmer, wir waren nur zur gleichen Zeit dort. Das war eine Woche, bevor er sich umgebracht hat ... Ich war eine ganze Woche da, Kurt nur für drei Tage. Ich hatte nicht wirklich viel mit Kurt zu tun, wir haben uns, glaube ich, nur einmal unterhalten. Wir saßen zusammen bei einem Meeting im Außenbereich der Reha, der von einer Mauer umgeben ist. Ich erzählte Kurt von einen Freund, der aus dieser Reha ausgebrochen ist, indem er über diese Mauer gesprungen ist. Nun, man kann dort einfach zur Türe rausgehen, wenn man nicht mehr will, deswegen war es so verrückt, dass jemand ausbricht, indem er über die Mauer springt. Jeder kann kommen und gehen, wann er will. Eine halbe Stunde nach dem Meeting ist Kurt dann über die Mauer gesprungen und abgehauen, hahaha. Er muss wohl auch gedacht haben, man müsse dort ausbrechen, um rauszukommen.“

Bist du mittlerweile weg von den Drogen?

„Von Zeit zu Zeit trinke ich ganz gern mal ein Bier. Hin und wieder rauche ich etwas Gras. Aber ich mag es nicht mehr, so viel wie früher zu rauchen. Lieber selten. Die wirklich harte Droge ist Alkohol. Alles andere fasse ich gar nicht mehr an. Nichts mehr von diesem ganzen Scheiß. Kein Coke, kein Heroin, kein LSD. Oh Jesus, Acid, that would freak me out.“

Du sprachst zu Beginn an, dass es schwierig sei, mit den BS auf Tour zu gehen. Ihr seid sowieso nur sehr selten in Deutschland gewesen. Werden wir dafür in den Genuss kommen, HIS PROBLEM live zu sehen?

„Wir planen definitiv, auf Europatour zu gehen und dann auch in Deutschland zu spielen. Ich freue mich schon auf euer deutsches Bier, haha.“

Noch mal zurück zu deinen Anfängen mit BS. Ihr hattet vorher bereits viele andere Bandnamen, wie kam dieser ja doch recht prägnante Bandname zustande?

„Wir waren eine von diesen Bands, die es cool fanden, sich zu jedem neuen Gig umzubenennen. Wir waren ED ASNER‘S GAY, 9 FT. WORM MAKES OWN FOOD, (THE ALIANATE) RIGHT TO EAT FRED ASTAIRE‘S ASSHOLE, THE ASHTRAY BABY HEADS ... Oh Mann, so viele Bandnamen, ich kann mich gar nicht an alle erinnern. Wir hatten auf jeden Fall einen Song, an dem wir probten und jemand sagte, das höre sich an wie schräge Surfmusik. Unser Drummer meinte, ‚Yes, Butthole-Surf Music‘. Der Song hieß dann auch ‚Butthole Surfer‘, und damit wurde es unser Bandname. Eigentlich wollte niemand das Wort Butthole im Namen tragen. In Amerika hast du es mit so einem Namen schwer, und im Radio wirst du schon gar nicht gespielt. Der Name gefiel uns jedoch am besten.“


Ihr seid trotzdem relativ erfolgreich geworden. Ich glaube, mit THE RIGHT TO EAT FRED ASTAIRE‘S ASSHOLE wärt ihr weniger erfolgreich geworden.

„Haha. Ja, da hast du wahrscheinlich Recht, hahaha.“