Ob bei Mutter Beimer in der Küche, in den Abendnachrichten oder bei Diskussionen im persönlichen Umfeld - Fleischkonsum ist dank Rinderwahnsinn und Kälbermastskandalen immer wieder ein Thema. Wir glauben, daß es mal an der Zeit ist, euch zu erzählen, warum im Ox überhaupt vegetarische/vegane Rezepte abgedruckt sind - die Frauenquote sollen sie jedenfalls nicht in die Höhe treiben.
Für uns, das heißt für Joachim und mich persönlich, sind es hauptsächlich ethische und politische Gründe, warum wir keine Leichenteile mehr verspeisen. Daß Tiere für unsere Nahrung sterben sollen, ist absoluter Schwachsinn, denn es gibt keinerlei plausible Gründe für diese üble Tierausbeutung. Daß eine vegetarische/vegane Ernährungsweise per se Mangelerscheinungen zur Folge hat, was Fleischfresser gerne als "Totschlagargument" anführen, ist völliger Bullshit. Langjährige Studien haben längst zweifelsfrei das Gegenteil ergeben, und außerdem treten bei fleischfreier Ernährung die sogenannten Zivilisationskrankheiten weitaus weniger auf. Und die Mähr vom Menschen als physisch bedingtem Fleischfresser, Zähne und Magen und so, glaubt eh schon keiner mehr.
Wir sind natürlich nicht als VegetarierInnen vom Himmel gefallen, waren auch nicht von Anfang "perfekt", sprich: wir haben nicht von einer Minute auf die andere komplett auf Nahrungsmittel vom toten Tier verzichtet, nach dem Motto "der Geist war willig, aber das Fleisch war schwach"... Aber mit der Zeit gab es für uns eigentlich keine andere Konsequenz mehr als völlig vegetarisch zu leben, denn für uns gehört Vegetarismus auf alle Fälle zu unserer persönlichen "HC-Philosophie" dazu. Eine Frau aus dem Antifa-Umfeld hat mir zu diesem Thema mal erzählt, daß man/frau nicht gegen Unterdrückung von Menschen kämpfen kann, ohne dabei vegan zu leben. Für sie gehöre das untrennbar zusammen, um glaubwürdig zu sein. Ja, ich denke, sie hat verdammt nochmal recht. Wieso sind also wir noch keine VeganerInnen? Hmm. Konsequent zu sein ist manchmal so schwer, aber wir arbeiten dran...
Um euch mal ein bißchen zum Nachdenken und Handeln anzuregen, wollen wir jetzt zumindest ansatzweise aufzeigen, wie gnadenlos Menschen mit anderen Lebewesen umgehen. Dazu gehört z. B. der massive Medikamenteneinsatz bei der "Fleischproduktion".
Durch die Züchtung widernatürlicher Fleischberge, denen die moderne Haltungsform die letzte Möglichkeit nahm, Abwehrkräfte zu entwickeln, wurden die Tiere hochanfällig und erkranken heute schon beim geringsten Anlaß. Außerdem werden so viele Tiere wie möglich in einer Box gehalten. Unter den eingepferchten Tieren breitet sich natürlich jede Infektion in kürzester Zeit aus, was einen erheblichen Verlust für den Mäster bedeutet. Deshalb wurde die Intensiv- und Massentierhaltung erst durch den Einsatz von Medikamenten wirtschaftlich, die den Ausbruch von Krankheiten von vornherein verhindern. Als geeignet erwiesen sich Antibiotika. Sie hemmen aber nicht nur Bakterien, sie fördern zugleich das Wachstum von Hühnchen, Kälbern und Schweinen.
Mit dieser Entdeckung begann der massive Einsatz von Antibiotika zu Fütterungszwecken. Heute wird schätzungsweise die Hälfte der gesamten Weltproduktion an Antibiotika für Tiere verwendet. Noch ein weiterer Vorteil für den Mäster: Krankheitserreger wie z.B. Salmonellen werden nach dem Schlachten im Fleisch so weit in ihrer Vermehrungsfähigkeit eingeschränkt, daß sie bei der Untersuchung übersehen werden.
Weitere Nebenwirkung: Die Wirksamkeit dieser nützlichen und oft lebensrettenden Medikamente beim Menschen ist gefährdet, denn Antibiotika haben die Eigenschaft, langfristig zur Resistenz der Bakterien zu führen. Schöne Aussichten, oder?
Gewöhnlich werden den Tieren auch Sexualhormone ins Kraftfutter gemischt, gespritzt oder als Depotkapseln eingepflanzt. Ein Ochse z.B. bekommt dabei auf einmal bis zu 220 mg Wirkstoff verpasst, immerhin genausoviel wie in ca. 1500 Antibabypillen enthalten ist. Bei Kälbern und Jungbullen läßt sich dabei bis zu 30% mehr Fleischanteil erzielen.
Der Mäster besorgt sich diese Hormone entweder auf dem preisgünstigen Schwarzmarkt oder über den Tierarzt "seines Vertrauens". Ein besonders wirksamer Vertreter ist das synthetische DES (Diäthylstilböstrol).
Nebenbei bemerkt wurde DES auch in der Humanmedizin verwendet, und hier überwiegend zur Erhaltung der Schwangerschaft bei drohendem Abort. Anfang der siebziger Jahre wurde DES zum ersten Mal als eine Ursache für Gebärmutterkrebs beim Menschen verantwortlich gemacht. Mißbildungen von Scheide, Gebärmutter und Penis wurden bei Kindern der nächsten Generation beobachtet, Fehl-, Tot- und Frühgeburten treten zwei- bis dreimal so häufig auf. Nachdem 1981 DES in der Tiermedizin generell verboten worden war (hahaha...), wurden ziemlich schnell zwei chemisch sehr ähnliche Stoffe gefunden: Dienöstrol und Hexöstrol.
1987 findet eine andere Gruppe von Hormonen, die sogenannten Beta-Agonisten, reißenden Absatz. Das Asthmamittel Clenbuterol (und später Salbutamol) bildet besonders mageres Fleisch - so wie vom Markt gewünscht. Betroffen sind hiervon Schweine und Kälber. Thyreostatika (Schilddrüsenhemmer) sind, obwohl verboten, vor allem in der Rindermast rentabel, denn mit 5 Gramm pro Tier und Tag lassen sich Gewichtszunahmen zwischen 30 und 100% erzielen.
Immer wieder gern genommen wird auch Cortison. Cortison befähigt den Organismus, starke Belastungen zu ertragen. Deshalb wird das Medikament beim Transport der Schweine zum Schlachthof eingesetzt, um den gefürchteten Stresstod der Tiere zu verhindern. Dabei läßt sich noch eine weitere Wirkung dieses Hormons ausnutzen: Bei bestimmten Infektionen ist eine Verschleierung möglich, so daß bei der Schlachttierbeschau kranke Tiere unter Umständen nicht mehr erkannt und ausgesondert werden können.
Aber auch die Vorteile einer langfristigen Cortison-Behandlung des Mastviehs liegen aufgrund der aufschwemmenden Wirkung auf der Hand. Ist diese in der Humanmedizin eine unerwünschte Begleiterscheinung, so ist sie beim Mästen ebenso interessant wie eine andere bekannte Nebenwirkung, das Cushing-Syndrom. Das bedeutet letztendlich eine Fettsucht an Rumpf und Kopf.
Bekannte Nebenwirkungen: Verzögerte Wundheilung und Wachstumsstörungen bei Kindern, Aktivierung von Magengeschwüren, Abbau der Knochengrundsubstanz und eine Schwächung der Infektabwehr.
Die Psychopharmaka sind neben den Antibiotika und den Hormonen die dritte große Gruppe von Medikamenten, die gerne bei der Fleischproduktion eingesetzt werden. Beruhigungsmittel und Tranquilizer werden vor allem bei Schlachtschweinen und Jungbullen für eine Verbesserung der Mastleistung (Heißhunger mit entsprechender Gewichtszunahme), zum Ruhigstellen der Tiere während der Mast und zur Verminderung der Streßanfälligkeit eingesetzt.
Alles, was im wirtschaftlichen Sinne am Schwein als wertlos gilt, wurde über Jahrzehnte konsequent züchterisch vernachlässigt. So verkleinerte man beispielsweise den Herzmuskel der Schweine durch züchterische Manipulationen um zwei Drittel. Aber extremer Fleischreichtum, Schnellwüchsigkeit und ein schwacher Kreislauf sind unmittelbar mit einer erhöhten Stressempfindlichkeit gekoppelt, so daß selbst minimale Belastungen (z.B. der Transport zum Schlächter) zwangsläufig zu einer blassen, weichen, wässrigen Beschaffenheit des Fleisches führen müssen. Diese miserable Fleischqualität gelangt - oftmals als Sonderangebot - direkt an den/die EndverbraucherIn. Nette Begleiterscheinungen der Psychopharmaka sind hier die ausgeprägte Wirkung auf die Psyche eines Menschen und die Gefahr von Mißbildungen wie der Gaumenspalte. Allerdings werden nur in Ausnahmesituationen die Folgen so deutlich sichtbar; in den meisten Fällen bleiben sie auf einer kaum nachweisbaren Ebene. Den wirtschaftlichen Druck zum Einsatz von Psychopharmaka.unterstreicht die Tatsache, daß jedes Jahr in der BRD ca. 400.000 Schweine auf dem Weg zum Schlachthof krepieren. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf etwa 75 Millionen DM. Auch deshalb faßte in den letzten Jahren eine neue Gruppe von Medikamenten auf dem Tierarzneimittelmarkt Fuß: die Beta-Rezeptoren-Blocker, bewährt bei Bluthochdruck und Angina pectoris. Ihre entlastende Wirkung auf das Schweineherz bei körperlichem und psychischem Streß machte sie als Transporthilfe interessant.
Aber nicht nur das, was die Tiere an Medikamenten aufgebrummt bekommen, läßt einem die Haare zu Berge stehen. Mit dem verabreichten Futter sieht es auch nicht schlecht aus... oder hättet ihr gewußt, daß das Rind, das ihr eventuell auf dem Teller liegen habt, unter anderem mit Pisse und Halbverdautem "gefüttert" worden ist?
Als Eiweißersatz hat sich Harnstoff, neben Wasser der Hauptbestandteil des Urins, bestens bewährt. Die Pansenflora der Wiederkäuer wandelt die Chemikalien nämlich in Protein um, und damit läßt sich bis zu 25% wertvolles Eiweißfutter sparen. Bedauerlicherweise ist Harnstoff giftig. Es kann nur soviel gefüttert werden, wie die Bakterien im Pansen der Tiere verarbeiten können, sonst wird Ammoniak freigesetzt, und der greift die Verdauungsorgane der Rinder an. Aber auch der bei der Schlachtung von Rindern anfallende Mageninhalt ist als Futtermittel verwendbar, denn er ist bezahlt, aber noch nicht voll ausgenutzt. Lecker!
Tiermehl als Futtermittel ist auch ganz große Klasse. Tierkörperbeseitigungsanstalten produzieren aus Schweinen, Rindern, Wild, Hunden und Katzen, gemischt mit Knochen und Schlachtabfällen, jede Menge Tiermehl und Fett. Das Tiermehl wandert ins Futter der Nutztiere, das Fett teilweise in das Futter der Menschen (oder was glaubt ihr, was das ist, wenn auf euren geliebten Keksen bei den Inhaltsstoffen "tierische Fette" aufgeführt sind?). Es dürfte mittlerweile bekannt sein, daß die Verfütterung nicht ausreichend sterilisiertem, also hocherhitztem Tiermehl wahrscheinlich die Ursache für BSE ist.
Noch ein Futtermittel verdient Beachtung, und zwar aus ernährungspolitischen Gründen: Getreide.
Getreide ist nicht nur das wichtigste Grundnahrungsmittel des Menschen; es wird auch in großem Maß an Tiere verfüttert. An sich spricht nichts dagegen - wenn nicht gleichzeitig Millionen von Menschen hungern müßten.
Ein Tier bildet aus 3 bis 5 Kilogramm Getreide nur 1 Kilogramm Fleisch. Zur Befriedigung der hohen Fleischnachfrage wurde die BRD sogar zu einem Getreide-Import-Land. Im Wirtschaftsjahr 1985/86 mußten etwa 17 Millionen Tonnen (!) verfüttert werden. Das sind 2/3 unserer eigenen Ernte. Die deutschen Einkäufe auf dem Getreide-Weltmarkt für die Fleischproduktion zählen sicherlich mit zu den wirkungsvollsten Beiträgen zum Welthungerproblem.
Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist, und so müssen nicht nur Rinder und Schweine für uns Menschen leiden - Hühnern geht´s auch ganz schön an den Kragen...
In vollautomatischen Haltungseinheiten (sogenannten Batterien) mit bis zu 1 Million Legehennen werden heute 3/4 aller Eier produziert. Um die Kaufbereitschaft der Kunden zu erhöhen, signalisiert die Verpackung gerne ein ländliches Idyll. So stimmen wenigsten die Illusionen... "Bodenhaltung" heißt übrigens im allgemeinen, daß die Tiere nicht mehr durch Gitter getrennt sind. Sie hausen allesamt zu Abertausenden auf dem Stallboden. Auslauf gibt es keinen. Bodenhaltung ist typisch für die Hähnchenmast und nur durch ständige Medikamentengaben möglich.
Weil die Anfälligkeit der Hühner die Rentabilität gefährdet, ist das prophylaktische Verabreichen von Medikamenten auch hier das A und O.
Besonders angesagt ist Chloramphenicol. Es ist "wirksam und preiswert"; so wirksam, daß nach Berechnungen die Rückstände in Eiern ausreichen können, um die Gesundheit des Menschen zu gefährden.
Chloramphenicol ist eines der wichtigsten "Reserve-Antibiotika" in der Humanmedizin. Wird es in der Tierproduktion verheizt, ist die Wirkungslosigkeit beim Menschen durch Resistenzbildung nur noch eine Frage der Zeit.
Kokzidiose, eine Darmerkrankung, unter der Massengeflügel zu leiden hat, wird mit speziellen Medikamenten behandelt. Der "Erfolg" vieler dieser Kokzidiostatika beruht auch auf ihrer "eingebauten" Nachfragesicherung: Sie verhindern die Entwicklung natürlicher Immunität und müssen deshalb ständig weitergefüttert werden. Sehr trickreich und vor allem heilsam für den Gewinn der Pharmakonzerne.
Was passiert eigentlich mit den Millionen Ausschuß-Eiern aus den Brütereien? In den Brutschränken jener Unternehmen, die unsere Hähnchen-Mästereien und Legebatterien termingerecht mit "Gebrauchsküken" beliefern, werden etwa 15% aller Eier ohne Erfolg bebrütet. Übrig bleiben teils unbefruchtete Eier, teils solche mit abgestorbenen Embryonen. Aber wohin damit? Die Ausschußeier werden nach etwa 18 Tagen (laut Gesetz dürfen Eier aber nur 6 Tage im Brutschrank liegen... ähm...) eingesammelt, unterschiedslos maschinell zerkleinert, mit Schalen, anhaftendem Dreck (Scheiße) und toten Embryonen verrührt und dann - nach dem Wäscheschleuder-Prinzip - zentrifugiert. Dieses absolut unhygienische und in der Regel salmonellenhaltige Schleuder-Ei wird schließlich pasteurisiert, wobei sich der verräterische Geruch nach faulem Ei verflüchtigt. Vor allem eine holländische Firma machte damit Riesenumsatz. Jährlich bis zu 6.000 Tonnen "für Nahrungszwecke nicht geeignetes Vollei" wurden allein von deutschen Firmen gekauft und vorwiegend für Mayonnaise, Eier-Nudeln, Speise-Eis und Kuchen verwendet, aber auch für Kindernahrung oder Eierlikör. (Erinnert ihr euch noch an den Birkel-Skandal? Aber wie sooft wurde wieder mal alles anders hingedreht...)
Weshalb Eier aber generell abzulehnen sind, liegt an der Tatsache, daß ein Großteil der männlichen Küken vergast oder anderweitig getötet wird, weil unbrauchbar für die Eierproduktion.
Zum Schluß noch ´ne Lebensmittelvergiftung gefällig? Salmonellen kamen ja aufgrund einiger Todesfälle in letzter Zeit ziemlich in die Schlagzeilen, und gerade die Sommermonate sind da ´ne heiße Phase. Laborergebnisse haben ergeben, daß man heutzutage bei 70% der "Geflügelschlachtkörper" mit Salmonellen rechnen muß. Die durchrationalisierte Intensivtierhaltung garantiert den Salmonellen optimale Verbreitungsbedingungen: 25 Hähnchen auf einem Quadratmeter, insgesamt 100.000 bis 250.000 Tiere in einer Halle. Und danach die unhygienische Massenschlachtung mit Kühlung der ausgenommenen Hähnchen im gemeinsamen Tauchbad: Die Übertragung von einigen infizierten Tieren auf zahlreiche andere "Schlachtkörper" ist unvermeidlich. Das Bundesgesundheitsamt bemerkt treffend: "Offensichtlich wird die Zunahme der Salmonellosen durch die modernen Technologien geradezu gefördert."
Gesund wie ein Fisch im Wasser - dieses alte Sprichwort ist in der heutigen Zeit leider etwas überholt. Wieso überhaupt einige VegetarierInnen Fisch essen, ist mir schleierhaft. Es ergibt absolut keinen Sinn, denn was ist am Fischverzehr bitte noch korrekt?
Fisch aus küstennahen Gewässern weist bedenkliche Rückstände an Arsen, Quecksilber und Cadmium vor. Bei Mittelmeerfisch ist vor allem vor Thun zu warnen, der durchschnittlich doppelt soviel Quecksilber enthält wie tragbar. Außerdem ist Thunfisch kaufen wirklich das Allerletzte - oder seid ihr etwa mit den üblen Fangmethoden einverstanden? In den Treibnetzen verenden grausam Delphine, die sich aus den Netzen nicht mehr befreien können (übrigens: Das "Delphinfreundlich"-Siegel ist auch ziemliche Verarsche, denn was heißt das schon?!).
Außerdem schon mal was von Leerfischung der Meere gehört? Mit superkleinmaschigen Treibnetzen wird alles aus dem Meer geholt, was sich irgendwie bewegt, sei es auch noch so klein und/oder wertlos für den menschlichen Verzehr. Den Fischen jedenfalls geht so ihre Nahrung flöten. Aber ein totes Meer hat ja auch was für sich, oder?
Was Süßwasserfische betrifft , so geht (schwimmt?) die Massentierhaltung auch an Fischen nicht vorbei. Im Rahmen der "biologischen Abwasseraufbereitung" nutzt man vielfach den großen Nährstoffgehalt des Abwassers zur besonders wirtschaftlichen Produktion von Speisefischen. Unter günstigen Bedingungen erübrigt sich dabei sogar der Einsatz von Futtermitteln (lecker, oder?). Ist kein Abwasser zur Hand, kann man sich aber auch mit Jauche und Schwemmist aus der Massentierhaltung behelfen. Darin ist natürlich auch all das enthalten, was der Schweine- oder Kälbermäster seinen Tieren angedeihen ließ, z.B. Medikamente.
Steht kein Mist zur Verfügung, so ist dies noch kein Grund zur Trauer. Dem klugen Karpfenteichwirt wird dann der Einsatz von Kunstdünger angeraten. Auch Kraftfuttermittel werden dem modernen Fisch nicht erspart. Fein aromatisiert und auf seine spezielle Geschmacksrichtung eingestellt, erhält er als cremige Paste oder knackig gepreßt Geflügelschlachtabfälle, Fleischknochenmehl, Molkenpulver, Schlachttierinnereien, Klärschlamm, Getreide, Vitamine, Mineralstoffe, Preßhilfstoffe und selbstverständlich Fischmehl.
Ein großes Problem bei der Fischmassenhaltung sind die anfallenden Fäkalien. Ein Netzgehege mit einer Tonne Forellen Inhalt ist bezüglich der "Abwasserfracht" mit einem Mietshaus für 56 Mieter zu vergleichen; d.h., eine Batterie von 10 solchen Netzgehegen verschmutzt einen See in gleichem Maße wie etwas ein Campingplatz mit 560 Urlaubern, wenn deren Abwässer ungeklärt in den See gelangen." Dadurch können besonders kleine Seen recht schnell "ersticken".
Ohne Medikamente geht´s natürlich auch bei den Fischen nicht. Mit Sexualhormonen und Thyreostatika lassen sich geradezu märchenhafte Gewichtszunahmen bis zu 50% erzielen. Ca. 95% der Teichwirte setzen Medikamente und/oder Chemikalien ein...
"Fleisch ist ein Stück Lebenskraft" - wer diesem erst unlängst wieder allenthalben plakatierten Werbeslogan der CMA immer noch Glauben schenkt, ist selber schuld. Vor allem Fleisch wird wegen seines Ballaststoffmangels für Dickdarmkrebs verantwortlich gemacht und wegen seines hohen Puringehaltes für Gicht. Ein anderer Zusammenhang ist auch zwischen hohem Fleischverzehr, Herzkreislauferkrankungen und Bluthochdruck herzustellen, denn ein Zuviel an tierischem Eiweiß kann der Körper bei gleichzeitiger kalorischer Überernährung nicht mehr "verbrennen".
Herzkreislauferkrankungen stehen heute in der BRD an der Spitze der Todesursachen: 47% aller Todesfälle gehen auf ihr Konto - das heißt also beinahe jeder zweite. Es wäre zu vereinfachend anzunehmen, dies sei der einzige Entstehungsmechanismus - gewöhnlich wirken mehrere Faktoren zusammen (Stress, Fehlernährung...). Sicher aber trägt der Fleischverzehr einen entscheidenden Anteil zu diesen Krankheiten bei. Doch immerhin scheint zumindest ein Teil der Bevölkerung "Lebenskraft"-Märchen keinen Glauben mehr zu schenken, denn der Fleischverzehr pro Kopf ist seit 1988 von 69,7 kg auf 60,5 kg im Jahr 1994 erstmalig gesunken. Das ist ein Rückgang von über 10% in nur 6 Jahren! Nur weiter so.
Noch ´ne Anmerkung zum Schluß: Es ist völlig klar, daß in diesem Artikel nur einige Aspekte der "Fleischproblematik" aufgegriffen wurden, und er erhebt schon gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit, was bei der Komplexität dieses Themas auch ziemlich schwierig ist. Wir wollten eigentlich nur mal wieder zum Nachdenken anregen. Vielleicht erinnert ihr euch ja an diesen Artikel, wenn ihr euch den näxten Hamburger holt (McDonalds streitet übrigens ab, an der Zerstörung des Regenwalds beteiligt zu sein. Aber wo kommt bitte das ganze Fleisch aus Brasilien her? Wahrscheinlich wächst es auf den Bäumen. Doch das ist ein ganz anderes Thema...). Diskussionsbeiträge oder weiterführende Artikel zu diesem Thema sind uns natürlich auch willkommen. Also, Arsch hoch!
In diesem Sinne
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #24 III 1996 und Uschi Herzer