FINE PRINT

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The owls are not what they seem

Es scheint so, als würde es seit geraumer Zeit so eine Art Hassliebe zwischen den Bands aus Regensburg und ihrer Stadt zu geben: Man klagt hier und da über das Fehlen passender Veranstaltungsorte, darüber, dass die meisten Leute keines von den Konzerten besuchen, die von ihren persönlichen musikalischen Vorlieben abweichen, und dass infolgedessen bei den Shows von Seiten der Veranstalter auch öfter draufgezahlt werden muss. „This town is old and we are sick“, sangen die Punkrocker THE FINE PRINT deshalb wohl nicht ohne Grund auf ihrer Demo-CD 2006. Die Band besteht aus Moritz (Gitarre), Stefan (Bass), Andi (Drums) und Kötti (Vocals, Gitarre). Mit Letzterem habe ich mich über seine Band und ihre neue EP „Exercising Exorcism“ unterhalten, darüber, was sich in Regensburg geändert hat und wer hier derzeit was auf die Beine stellt.

Die meisten Leser außerhalb Bayerns werden euch noch nicht kennen. Ich bitte um eine Einführung.


Wir sind THE FINE PRINT aus Regensburg und wir spielen seit 2003 Punkrock. Neben ganz frühen Aufnahmen haben wir bisher eine Demo-CD, eine Split-7“ mit EMPTY TRASHCAN BEING KICKED und eine EP herausgebracht. Die Musik hast du in deinem Review ja schön als „zwischen den Stühlen von Fatwreck und No Idea“ beschrieben. Kann man so stehen lassen, denke ich. Ist halt meist schneller, rauher und eingängiger Punkrock.

Ende 2004 erschien im Ox ein Interview mit LÀ PAR FORCE/Dancing In The Dark Records und dem Eldorado-Plattenladen. Überschrift: „Drehscheibe Regensburg“. Was hat sich in den letzten vier Jahren in eurer Stadt getan?

Zunächst mal gibt es seit April 2008 Eldorado Records leider nicht mehr, was schade ist, weil so ein Laden ja auch immer Treffpunkt und Anlaufstelle ist. Ansonsten ist es zwar überschaubar, aber nett hier. Es werden regelmäßig Konzerte im Punkrock-Bereich gemacht, mal besser, mal schlechter besucht. Alles in allem kann man schon sagen, dass die Leute, die in den 90ern und Anfang dieses Jahrzehnts sehr aktiv waren, sich eher zurückgezogen haben. Ist aber auch normal, denke ich. LÀ PAR FORCE sind nicht mehr hier ansässig und deren Ex-Basser Oise spielt jetzt bei RED TAPE PARADE, deren Mitglieder aber nur zum Teil aus Regensburg kommen. Ansonsten gibt es neben uns an überregional aktiven Bands beispielsweise noch EMPTY TRASHCAN BEING KICKED und ZWEI TAGE: OHNE SCHNUPFTABAK. Eine richtige „punkbezogene“ Location für Konzerte haben wir leider nicht, aber erwähnenswert wäre sicher die so genannte „Danz“, ein WG-Haus, in dem sich seit über 40 Jahren eher alternatives Volk tummelt und wo man glücklicherweise auch die Möglichkeit hat, ab und zu Bands spielen zu lassen!

Du bist Teil einer kleinen Veranstaltungsgruppe namens Extreme Life Wasting. Was macht ihr genau?

Also, zunächst machen wir halt einfach Konzerte auf D.I.Y.-Basis, was im Endeffekt heißt, dass wir ständig draufzahlen, haha! Das geht los bei Proberaum- oder Kellershows, über Juzes und auch Clubshows, je nach Band. Als Band kommt man ja doch bisschen rum und lernt immer gute und nette Bands kennen, denen wir dann hier in Regensburg aushelfen. Auch etwas größere Bands sind gerne zu Gast, so haben wir GASLIGHT ANTHEM auf deren erster Eurotour gemacht, vor ein paar Jahren AGAINST ME!, WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY kommen immer wieder, zuletzt YOUNG LIVERS und überhaupt eigentlich alles, was die netten Leute von Gunner Records oder YoYo Records so anbieten. Darüber hinaus fungiert der Name noch als Label für unsere eigenen Bands und das Fanzine Punk is Dad gehört auch noch dazu, sowie die „Spotcheck“-Skatevideos.

Die Veröffentlichung der neuen EP hat eine halbe Ewigkeit gedauert. Womit gab’s denn Probleme?

Ach, das waren verschiedene Sachen. Wir haben im Januar aufgenommen und eigentlich sollte das Ding rechtzeitig zu einem Kurztrip nach Österreich und Italien im März fertig sein, aber wie so oft hat’s halt nicht geklappt. Wir haben die Aufnahmen nach Kalifornien zu OurDrums zum Abmischen geschickt – unter anderem RED TAPE PARADE, TANGLED LINES –, das hat dann gedauert und zudem hatte ich einen schweren Krankheitsfall in der Familie, so dass wir als Band insgesamt erst im September wieder aktiv wurden und Shows gebucht haben. Ab da ging’s dann eigentlich wieder recht flott.

Der Titel eurer EP ist eine direkte Referenz an THE LAWRENCE ARMS, entliehen deren großartigem Song „Drunk mouth kitchen smile“ ...

Genau, Chris singt da in einer Zeile „exercise your exorcism“ und wir haben dann „Exercising Exorcism“ draus gemacht. Die Band ist einer meiner absoluten Favoriten. Wir hatten das Glück, vor ein paar Jahren mal mit denen spielen zu dürfen. Ist immer schön, wenn sich Leute aus Lieblingsbands dann auch als nette Zeitgenossen entpuppen. Sänger Brendan hat übrigens auch einen sehr lesenswerten Blog unter badsandwichchronicles.blogspot.com.

Statt längeren Touren durch Deutschland spielt ihr kleine Shows mit wirklich guten und hoffnungsvollen Bands in Österreich, Deutschland und Italien. Zu welchen Bands habt ihr zuletzt freundschaftliche Kontakte knüpfen können, welche kannst du als Geheimtips empfehlen und was habt ihr zukünftig geplant?

Es ist ja nicht so, dass wir nicht gerne länger touren würden, haha. Bis jetzt hat’s aber nie länger als drei bis vier Tage am Stück geklappt. Ja, neue Leute kennen lernen ist ja einer der besten Aspekte am Rumfahren mit einer Punkband. ARGETTI aus Italien sind super und auch bald hier unterwegs, mit ANTILLECTUAL aus Holland haben wir uns auf Anhieb gut verstanden und pflegen regen Kontakt und erst im Herbst haben wir einige nette Bands/Leute vom Neustadtpunk-Network aus Wiener Neustadt kennen gelernt, wie ASTPAI, RENTOKILL oder SOEY. 2009 stehen wieder viele Wochenendshows an, Kurztrips ins benachbarte Ausland und außerdem werden wir, wie’s aussieht, die LONELY KINGS aus Sacramento auf ihrer Deutschlandtour im Sommer begleiten. Ach ja, wir planen auch, endlich mal ein Album aufzunehmen.

Ich finde die Idee mit der Eule als Shirt- und CD-Motiv ganz witzig, denn „kauzig“ seid ihr schon irgendwie.

Nachdem jede Furzband Totenköpfe und den ausgelutschten Seefahrerstern als Motiv hat, wollten wir halt was anderes machen. Eulen sind die Nerds des Waldes, sehen super aus, sind schlau und stehen immer ganz entspannt über den Dingen.

Da ein wenig von diesem Sound bei euch übrig geblieben ist: welche sind deine liebsten Melodycore-Platten?

NO USE FOR A NAME „The Daily Grind“, BAD RELIGION „Generator“, MILLENCOLIN „Life On A Plate“, DAG NASTY „Can I Say“, NOFX „White Trash, Two Heebs And A Bean“.