FERRIS

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Meine legacy

Sascha Reimann aka Ferris ist für vieles bekannt. Sei es für Hits wie „Reimemonster“ mit Afrob, seine spektakulären Konzerte mit DEICHKIND oder seine Auftritte als Schauspieler. Mit „Alle hassen Ferris“ bringt die Rap-Ikone ihr neuntes Soloalbum raus. Gleichzeitig ist es auch die dritte Platte, die komplett dem Genre Crossover zuzuordnen ist. Warum der Wechsel für ihn ein ganz natürlicher Prozess war, erzählt er uns im Interview.

Auch wenn du schon viele Platten veröffentlicht hast, bringst du jetzt dein drittes Rock-Album raus. In meiner Wahrnehmung ist das dritte Album immer besonders wichtig, weil das zweite noch ein wenig im Schatten des ersten steht und das dritte dann die Richtung bestimmt. Wie ist das für dich?

Du hast es selbst schon richtig gesagt. Es ist an sich mein neuntes Album. Und mein 13., wenn man DEICHKIND dazuzählt. Das ist schwierig zu beantworten, da muss ich mal ganz zu meinem ersten Album zurückgehen. Das hatte einen Hype generiert, an den das zweite anknüpfen musste. Das ist total danebengegangen. Mit „Glück ohne Scherben“ habe ich versucht, ein sehr erwachsenes Album zu machen, was den Fans überhaupt nicht gefallen hat. Die wollten den „alten Ferris“ zurück. Das hab ich mit „Asilant“ probiert, das hat sich als ultra eklig herausgestellt. Das Album hatte überhaupt nichts mit mir zu tun. Ich habe die Promo-Phase abgebrochen und bin zu MADSEN gefahren, mit denen ich das erste reine Rock-Album „Wahrscheinlich nie wieder vielleicht“ aufgenommen habe. Als ich dann zu dem Label Missglückte Welt von SWISS + DIE ANDEREN und Shocky kam, hatte ich das Gefühl, ich habe mich endlich gefunden. Mit der Platte „Missglückte Asimetrie“ habe ich das fortgeführt und alles, was ich früher war, mit dem heutigen Ich verbunden. Bei „Alle hassen Ferris“ habe ich das für mich persönlich gesehen perfektioniert. Aber was passieren wird, weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, wie mein Standing ist.

Du hast solo wie auch mit DEICHKIND riesige Erfolge hinter dir, sowohl was Plattenverkäufe als auch Shows angeht. Wie gehst du damit um, dass es nur sehr schwer sein wird, das noch mal zu toppen?
Joa, wie ist das für mich ...? Man macht sich einfach Gedanken. Manchmal fragt man sich, warum man sich nach dreißig Jahren Legacy überhaupt noch damit abkämpft. Ich bin eben ein Stehaufmännchen. Es ist aber schwierig zu sehen, wie andere mit ein bis zwei EPs nur die Lorbeeren einheimsen, und ich ackere mir einen ab und trotzdem kann ich mir meiner nicht sicher sein. Es ist nervig, denn wenn diese Gedanken da sind, kostet das Energie und Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Diese Zeit würde ich eigentlich lieber anders investieren. Ich bin schon so oft abgestürzt, ich kenne das jetzt. Hoch und runter und wieder hoch. Damals war das auch meinem Lifestyle geschuldet, jetzt bin ich mir da klarer und habe auch eine Verantwortung meiner Familie gegenüber. Früher ging es nur um mich, mir war alles scheißegal. Heute ist mir nicht so vieles scheißegal.