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Laut gegen Nazis

Lüneburg? Punkrock? Da fällt mir auf Anhieb nichts ein. Aber siehe da, EXAT halten in der norddeutschen Provinz die Stellung und haben mit „Jetzt erst recht!“ gerade ein neues Album raus. Clemens beantwortete unsere Fragen.

Bitte macht mal den „elevator pitch“ für die Ox-Leserschaft. Tief Luft holen und dann in 30 Sekunden runterrattern, wer und was EXAT ist und was ihr so macht.
EXAT spielen den besten Punkrock seit Beethoven, stehen für eine offene und bunte Gesellschaft und zeigen klare Kante gegen rechts! 2003 in Lüneburg gegründet, haben wir in den letzten zwanzig Jahren knapp 200 Konzerte gespielt und insgesamt drei Alben und vier EPs veröffentlicht. Wir lieben kleine Club-Konzerte, bei denen wir zusammen mit dem Publikum einen feucht-fröhlichen Abend verbringen können.

Ihr nennt das „Kamikaze-Punkrock“. Was ist der Hintergrund?
Unser Maskottchen ist ein alter versoffener Bruchpilot, der den Namen Capt’n Kamikaze trägt. Der Capt’n wird in diversen Liedern besungen und steht für das Brachiale, für Anarchie und Chaos. Für Rebellion und Revolution. Passend dazu spielen wir ziemlich brachialen Punkrock mit diversen Einflüssen aus Metal, Ska und Rock’n’Roll. Kamikaze-Punkrock bündelt diese diversen Einflüsse und passt hervorragend zu unserer Musik. Bisher hat uns noch niemand angesprochen, für den der Begriff nicht mehr okay ist. Außerdem wollen wir auch gerne ein wenig provozieren und ab und an mal über die Stränge schlagen. Immerhin machen wir Punkrock und keinen Schlager.

Fußball ist null mein Ding. Nun ist aber der Lüneburger SK nicht wegzudenken aus eurer Historie, speziell nach dem Erfolg von „Hansestadt Rock’n’Roll“. Wie ging diese Geschichte?
Wir haben 2016 für die Single „Hansestadt Rock’n’Roll“ von unserem Debütalbum „Hauptsache es knallt“ ein Musikvideo auf dem Lüneburger Wasserturm gedreht, in dem auch eine Passage dem Lüneburger SK gewidmet ist. Der Verein hat das Musikvideo auf seine Homepage gestellt, wo die ARD-„Sportschau“ darauf aufmerksam wurde. Da der Lüneburger SK wenig später im DFB-Pokal gegen Mainz 05 spielte, wurde das Video kurzerhand für die Berichterstattung rund um die Partie verwendet und wir bekamen VIP-Tickets für das Spiel. Endlich konnten wir sagen: „Hallo Mama, guck mal. Wir sind im Fernsehen.“ Wir haben dann allerdings 1:3 verloren.

Ihr beschreibt euch selbst mit den Worten: „EXAT stehen seit zwanzig Jahren für Integration, Gleichberechtigung, eine bunte Gesellschaft und den konsequenten Kampf gegen rechts!“ Eigentlich alles selbstverständlich. Schlimm, dass man es aber bei 20+% für die AfD doch betonen muss.
Ich fürchte leider, dass diese Werte niemals wirklich selbstverständlich sein werden. Wenn ich mir Hasskommentare im Netz durchlese oder die vielen unzufriedenen Leute wahrnehme, die sich immer nur darüber beschweren, wie schlecht wir es doch haben, sehe ich uns von unseren Werten noch weit entfernt. 2021 haben wir zusammen mit dem Laut gegen Nazis e.V. ein Crowdfunding für unser Album „Ein Herz für Punkrock“ durchgeführt. Aus der Zusammenarbeit entstand die Single „Laut gegen Nazis“ von unserem aktuellen Jubiläumsalbum „Jetzt erst recht!“. Wir haben die Single im August 2023 veröffentlicht und bekamen im Zuge dessen den Hass und die Wut aus dem rechten Lager zu spüren. Die diversen Beleidigungen haben uns auf jeden Fall darin bestätigt, dass eine Positionierung in der heutigen Zeit sehr sehr wichtig ist. Wir dürfen nicht nur immer predigen, dass wir mehr sind. Wir müssen es auch beweisen.

Was geht in Lüneburg? Wo geht man da hin, wo wird gefeiert, wo gibt es Punkrock?
Leider ist Punkrock in Lüneburg ziemlich tot! In der Gründungszeit von EXAT vor zwanzig Jahre gab es in Lüneburg noch zehn oder zwanzig aktive Punkrock-Bands. Da konnten wir hier fast jedes Wochenende auf ein geiles Punkrock-Konzert gehen. Doch nach und nach wurden diverse Proberäume und Konzertlocations geschlossen. Neben EXAT sind jetzt vielleicht noch ein oder zwei weitere Lüneburger Punkrock-Bands übrig, die aber nicht mehr so häufig Veranstaltungen aufziehen. Um hier guten Punkrock zu hören, kann ich auf jeden Fall das EXAT-Heimspiel im November empfehlen. Das ist immer eine richtig geile Party mit einer großen Meute von EXAT-Ultras. Für uns ein absolutes Highlight.