EVEREST

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Im folgenden Interview geht es um eine junge deutsche Band, die dem Emo-Genre zuzuordnen ist. Aufgrund dieses Jungseins werden also keine profunden Fragen an das Musikbusiness, geschweige denn an die weltpolitische Lage gestellt. Nein, es geht um kleine, bisweilen nicht mal wichtige Dinge. Dies vorab, es soll ja niemand gezwungen werden, sich einen Text über eine Band durchzulesen, deren Aussagen ihn wohlmöglich nicht interessieren. Alle anderen sollen jetzt weiterlesen, es geht schließlich um EVEREST aus Darmstadt. Die Fünf – Christian Bretz (21, Gitarre und Gesang), Erik Laser (22, Gitarre), Christoph Hassel (21, Keyboard), Kristof Laser (20, Bass) und Christopher Kohl (20, Schlagzeug) – sind im Vorprogramm der großartigen THE STEREO unterwegs und machen gerade Station im Kölner Underground.

Wie verlief die Tour mit THE STEREO?


Christian: Großartig ist’s. Wir hatten leider zwei Zwangspausen, eine, weil THE STEREO in England mit LESS THAN JAKE unterwegs waren.

Was habt ihr da so alleine gemacht?

Christian: Wir saßen zu Hause und haben geweint.

Ansonsten keine Panne gehabt, wie es auf Tour doch üblich ist?

Christian: Wir haben extra für die Tour einen Van gekauft. Der wurde uns in Prag aufgebrochen und das halbe Merchandise ge-klaut. Die Gitarren zum Glück nicht, weil wir die mit ins Bett ge-nommen haben und in Hamburg ist die Lichtmaschine kaputt gegangen.
Christoph: Viele Grüße hierbei an den Jan von Antikörper, der uns zu sämtlichen Schrottplätzen gefahren hat, bis wir eine Drei-viertelstunde außerhalb von Hamburg fündig geworden sind. Dann hat er uns das Gerät auch noch eingebaut und wollte dafür gerade mal 10 Euro haben. Wir haben ihm natürlich mehr gegeben, da er allein wer weiß wie viel Sprit verfahren hat. Ansonsten verläuft für uns als kleine Band alles gut, nur für THE STEREO und Green Hell aufgrund der oft spärlichen Besucherzahlen wohl weniger.

Ich soll euch von Joachim fragen, wieso ihr alle weiße Socken tragt, ihm wäre das aufgefallen und so was würde nicht gehen!

Alle: Das stimmt gar nicht, das ist eine Lüge! Verleumdung! Wir tragen keine weißen Socken. (HA! In D-dorf im Coffy hab ich’s doch selber gesehen! HOCHGEZOGENE weiße Socken und Shorts! joachim)

Stimmt, ihr tragt schwarze oder graue Socken, ein Pluspunkt dafür! Da dieser Punkt abgehakt wäre, würde ich gerne wissen, was vor eurem aktuellen Album „The Road Less Traveled“ kam.

Christian: Aus den ersten sechs Stücke, die wir je geschrieben haben, haben wir eine EP namens ‘Heartbeat Frequency’ gebastelt. Die ist auf dem Label Mount Moustache erschienen, das Steffen und Martin aus Fulda gehört. Und Steffen hat dann so lange bei Green Hell genervt, bis wir auf die Tour mit THE STEREO aufspringen durften.

Nun habt ihr aber das Label gewechselt und seid beim Münchner Hardcore-Label Join The Team Player unter Vertrag. Wie kam‘s dazu?

Christian: Wir haben in München mit PALE gespielt und Labelchef Marco Walzel war vor Ort. Scheinbar haben wir ihm gefallen und er hat uns gesignt.

Was sagt ihr denn zu eurer Labelverwandschaft? Mit MY HERO DIED TODAY, THE HOPE CONSPIRACY oder DARKEST HOUR sind ja ganz schön derbe Klamotten im Programm vertreten. Oder fühlt ihr euch auch von derartigen Sachen beeinflusst?

Christian: Ach, wir sind eigentlich von allen Musikrichtungen beeinflusst. Egal, ob Hardcore, Punk oder Pop. Auf J.T.T.P. fühlen
wir uns aber sehr wohl und freuen uns schon, die ganzen Bands auf den Showcases, die demnächst stattfinden sollen, kennen zu lernen. Das wird bestimmt interessant, auch wenn es rein musikalisch dann doch relativ weit auseinandergeht.

Ihr habt ein käsiges Keyboard im Gepäck, da scheint der 80er-Einfluß nicht weit.

Christoph: Wie schrieb die VISIONS so schön, unser Song ‘The Taste Of Time’ würde mit dem geschmacklosesten Synthie-Riff seit ‘The Final Countdown’ beginnen. Das macht uns stolz, denn das war meine Intention und der Schreiber hat’s kapiert. Wir arrangieren unsere Songs auch genau so. Da steht immer ein Kassettenrekorder im Proberaum, mit dem wir alte EUROPE-Songs anhören um uns zu inspirieren.
Erik: Aber auch MEAT LOAF ist sehr wichtig. Wir wollten demnächst auch mal die ganze ‘Bat Out Of Hell II’ covern.

Okay, auf ans Eingemachte. Ich kenne da ein paar Leute, die finden deinen Gesang, Christian, ziemlich grausig. Und ich muss zugeben, live ist’s okay, aber auf der Platte ziemlich mies.

Christian: Also, ich muss sagen, den Gesang von der EP kann ich mir selbst auch nicht anhören, aber auf der Platte finde ich’s okay. Zwar gibt’s auch da noch ein paar Stellen, die besser sein könnten, aber na ja, was soll ich dazu schon sagen. Vielleicht macht’s ja auch irgendwie den Charme aus?

Okay, ich will da jetzt auch nicht länger rumbohren. Was habt ihr denn gemacht, bevor es EVEREST gab? Habt ihr in anderen Bands gespielt?

Erik: Ich habe mal bei SPYHOLE gespielt, falls dir das was sagt? Oder NAFI. Und Schlagzeuger Chris spielt bei GIRLSCUT, SELFISH, RATZEPIMMEL oder PILLERARMBÄR...

Und wie sieht es sonst so mit der Darmstädter Musikszene aus?

Erik: Die Bands dort kommen alle nicht raus aus ihrem Loch. Es ist eine fürchterliche Inzest-Szene. Das sind so ungefähr 50 Leute, die Musik machen, alle drei Wochen eine neue Band gründen, dann damit zweimal spielen und dann wieder eine neue Band gründen. Das ist nicht gelogen, ich habe schon immer in Darmstadt ge-wohnt und veranstalte dort seit etwa 96/97 Konzerte, da kommt einfach nix bei rum. Diese Bands geben sich einfach viel zu schnell zufrieden. Wenn die vor 30, 40 Leuten gespielt haben, dann denken die, das war’s, jetzt können wir in Ruhe sterben. Die bekannteste Band aus Darmstadt dürften die Metaller DISBELIEF sein. Die veröffentlichen sogar auf Nuclear Blast und touren mit BENEDICTION.