EUROPEAN TRANSLATION OF

Foto

Sprechen ihre eigene Sprache

Aus dem tiefsten Bayern kommt diese junge und viel versprechende Band, mit ihrem Debüt „Lights We Stole To Let Stars Sparkle“ (Proosh und Millipede Records) unter dem Arm, noch sonnengebräunt vom sagenhaften Auftritt bei Spaniens Festivalinstitution in Sant Feliu. Und wenn es noch so was wie Gerechtigkeit gibt, dann wird das Quintett demnächst in ganz Deutschland, ja Europa, ihre Version von originellem, schrägen Indierock verbreiten. Bassist Ralf und Sänger Tobi standen mir Rede und Antwort.

Für euer Debüt habt ihr gleich zwei Labels an Land gezogen. Wie kam das?

Tobi:
Beide Labels sind aus Nürnberg, und als wir zum Endzeitfestival 2002 eingeladen wurden, haben wir im Vorfeld einfach an alle Nürnberger Labels ein Demo geschickt, da wir jemand suchten, der unsere Platte veröffentlicht, und wir der Meinung waren, dass es günstig wäre, wenn uns die Leute dann auch gleich live sehen können. Millipede waren mein persönlicher Favorit, Proosh nahmen auf der anderen Seite schon recht früh von sich aus Kontakt mit uns auf. Die Kontakte wurden schnell immer enger, und als wir schließlich auf dem Festival spielten, war eigentlich schon klar, dass Millipede und Proosh uns zusammen rausbringen.

Ihr wart eine Zeitlang wie wild hinter einer Split-Veröffentlichung her. Wieso dies, und wen hat es erwischt?

Tobi:
Die ursprüngliche Idee war, unsere Helden NORTH OF AMERICA zu fragen. Bachelor Records aus Berlin waren auch an der Veröffentlichung interessiert, also schien alles geritzt. NOA hätten das auch gemacht, leider haben sie sich vorher aufgelöst, so dass wir uns nach jemand anderem umschauen mussten. Wir haben eine Menge Anfragen rausgehauen, bis es THE NATIONALE BLUE aus Boston ‚erwischt‘ hat, die gerade auf Iodine ihr Debüt veröffentlich haben. Sie sind aber auf keinen Fall zweite Wahl, da wir ihr Album auch sehr mögen.

Mit 2ftr habt ihr mittlerweile sogar eine Booking-Agentur hinter euch. Ist das nun der große Schritt hin zum Rockstartum?

Tobi:
Die Split kommt ja bei Bachelor aus Berlin raus, und 2ftr zog im Sommer von München nach Berlin um. Dabei ergab es sich dann, dass Matthias von Bachelor bei 2ftr einstieg und uns gleich mitnahm. Wir haben nun einfach bessere Möglichkeiten an Shows zu kommen und müssen uns selbst um weniger kümmern. Wir sind schon recht froh, dass das geklappt hat.

Wie werdet ihr hierzulande wahrgenommen?

Tobi:
Es ist momentan eher so, dass uns niemand kennt und wir die Leute von uns überzeugen müssen. Ganz selten kennt jemand schon vorher das Album, manchmal hat man zumindest schon von uns gehört. In Bayern ist es ein bisschen besser, aber ansonsten stehen wir noch am Anfang und müssen noch einiges tun.
Ralf: Ich habe das Gefühl, wir sind eine Band, die ein wenig polarisiert, die Reaktionen auf uns sind entweder sehr positiv oder sehr negativ. Wahrscheinlich, weil wir versuchen, musikalisch möglichst unkonventionell zu Werke zu gehen und in keine Szene wirklich reinpassen. Wir hatten das Glück, schnell an die richtigen Leute zu geraten, sonst wäre es wohl nahezu unmöglich gewesen, die Dinge ins Rollen zu bringen. In Deutschland ist die Wahrnehmung von Bands wie uns ist aber auch generell ein bisschen merkwürdig. Manchmal glaube ich, man muss bei so einem Sound schon mindestens aus Schweden kommen, um vom Publikum wirklich akzeptiert zu werden. Manche Veranstalter scheuen sich deshalb, sogar Bands zu buchen, die nicht aus Übersee sind, was ziemlich schade ist. Manchmal werden wir ein wenig belächelt, weil der Großteil von uns aus der tiefsten bayerischen Provinz stammt, womit gerne gewisse Stereotype verbunden werden, von denen nicht mal alle völlig aus der Luft gegriffen sind. Diese Dinge machen es manchmal etwas schwerer, die Leute zu überzeugen, aber viele positive, ermutigende Erfahrungen bestärken uns im Glauben an das, was wir machen.

Immerhin habt ihr euch schon über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht?

Tobi:
St. Feliu war wirklich eine Ausnahmeerfahrung. Für uns als recht kleine Band war es Wahnsinn, da spielen zu können. Die Spanier allerdings dachten, wenn wir schon dort spielen, müssten wir zumindest in Deutschland eine große Nummer sein, und begegneten uns von daher mit großem Interesse und großer Aufmerksamkeit. Ich glaube, dass wir da ein gutes Konzert gespielt haben und die Reaktionen waren allesamt sehr positiv.
Ralf: Zugegeben, wir sind da mehr durch Zufall reingeraten und das hat nichts damit zu tun, dass wir uns einen ‚internationalen Ruf‘ erspielt hätten. Ich glaube, die Leute da unten interessieren sich einfach mehr für Musik, und die Resonanz auf uns war besser, als ich je erwartet hätte, so weit weg von Zuhause. Ich hab so was bis dato nicht gekannt, dass fast alle Anwesenden schon bei der ersten Band des Tages so mitgehen.

Wie geht es 2004 weiter? Was erhofft ihr euch?

Tobi:
Erst mal soll die Split rauskommen, dann werden wir spielen, spielen, spielen, um dann für zwei bis drei Monate eine Pause zu machen, in der das neue Album entstehen soll, das im Herbst 2004 kommen soll.“
Ralf: „Wir hoffen in erster Linie, uns musikalisch weiterzuentwickeln und unseren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden – und natürlich so viele Leute wie möglich mit unserer Musik zu erreichen. Also, dass die positive Resonanz nicht abreißt und die Band nicht auf der Stelle tritt.