EPOXIES

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Riot sounds from riot people?

Man kann von einem Hype sprechen und “Alles schon mal dagewesen...” maulen oder einfach nur Spaß haben an Bands wie INTERPOL, THE FAINT, SUBTONIX oder eben den EPOXIES, die zwar alle ganz unterschiedliche Musik machen, die aber doch auf Vorbilder aus den frühen Achtzigern zurückgreift, als eben JOY DIVISION und NEW ORDER, O.M.D. und Kim Wilde, X-RAY SPEX und BLONDIE ausgehend von harschen Punk-Klängen Richtung Pop aufgebrochen waren. Die EPOXIES jedenfalls sind großartig, haben mit ihrem Album sowie den beiden Singles auf Dirtnap (kürzlich zusammen auf einer CD-EP veröffentlicht) alle im Ox-Büro auf Anhieb begeistert, und so habe ich mit Keyboarder Jesse via eMail dieses Interview geführt.

Jesse, wie heißt du eigentlich? Jesse, Moxie Static oder FM Static?

Für euch Deutsche heiße ich Fritz M. Static.

Du bist es auch, der sich bei euch um Booking und sonstige Bandbelange kümmert. Absicht, von wegen DIY?

Seit einem halben Jahr haben wir jemanden, der uns beim Booking hilft. Bis dahin hatte ich unsere drei US-Touren und die sonstigen Shows alleine gebucht, aber das wurde einfach zu viel. Unsere Bookerin macht diesen Job einfach viel besser als ich, da fällt es mir leicht, die Verantwortung abzugeben. Wir haben derzeit noch keinen Manager, das mache ich immer noch alles selbst, aber wenn wir da jemand passendes finden, hätte ich auch da kein Problem, das abzugeben. Warum? Es macht einfach mehr Spaß, sich als Musiker um seine Musik kümmern zu können, anstatt sich vor allem mit der Business-Seite beschäftigen zu müssen. DIY, schön und gut, ich glaube ja auch an dieses Prinzip, aber das bedeutet doch auch, sich damit beschäftigen zu können, wonach einem der Sinn steht. DIY heißt eben nicht, dass man alles selber machen muss.

Ihr seid Labelmates der BRIEFS, die sich gerade wachsender Beliebtheit erfreuen – zu Recht. Ist da bei euch auch was im Busch?

Also, wir hoffen natürlich, dass wir an den Erfolg der BRIEFS anknüpfen können. Die Jungs arbeiten hart und sind uns auf jeden Fall ein Vorbild – auch in der Hinsicht, demnächst mal in Europa auf Tour gehen zu können.

Ihr verwendet auf eurer Website ziemlich unvoreingenommen den Begriff New Wave, doch damals, Ende der Siebziger und zu Beginn der Achtziger, waren sich Anhänger von Punk und New Wave nicht unbedingt wohlgesonnen...

Also ich bin 17, und ich war damals logischerweise nicht dabei. Aber so wie ich das mitbekommen habe, war es auch so, dass der Begriff New Wave damals von den Plattenfirmen erfunden wurde, als Codewort für Punk, um die Eltern nicht zu erschrecken, wenn ihre Kindern mit solchen Platten ankommen. Insofern war New Wave ein sehr allgemeiner Begriff, so wie Alternative in den Neunzigern – eine wirklich genau definierte Bedeutung hatte das nicht. Die Bands machten ja auch ganz verschiedene Musik, die sich eigentlich nicht unter einen Hut bringen lässt: Power-Pop, Punk, Ska, Avantgarde, Elektronik, und so weiter. Unserem eigenen Empfinden nach sind wir eine Punkband, aber heute ist die Punk-Definition vieler Leute schon so eng, dass sie Bands, die da nicht reinpassen, nur schwer akzeptieren. Und so gesehen würden viele der klassischen Punkbands heute auch nicht mehr dieser Definition entsprechen.

Würdet ihr sagen, dass derzeit so was wie ein Achtziger/New Wave-Revival stattfindet? Ich meine, Bands wie THE FAINT, INTERPOL, SUBTONIX, BRIEFS, LOST SOUNDS und eben ihr berufen sich ja offensichtlich auf die Klassiker des New Wave.

Nun, scheinbar ist derzeit jeder dieser Meinung. Aber ich will bei dieser Gelegenheit mal was zum Thema Achtziger-Band sagen. Erstens sind unsere Einflüsse vor allem aus den Jahren ’76 bis ’82. Wir haben einfach viel, viel mehr gemeinsam mit X-RAY SPEX, BLONDIE und ADAM & THE ANTS, als mit den lahmen Synthie-Pop-Bands Mitte und Ende der Achtziger wie WHAM! oder A-HA. Zweitens denke ich, dass die Musik, die wir und die von dir eben erwähnten Bands spielen, eine absolut legitime Stilrichtung ist und es eine Schande ist, wenn man das als reines Retro-Phänomen abtut. Klar, ich kann nachvollziehen, warum die Leute so denken, aber ich denke schon, dass wir mehr tun, als nur altmodische Stile nachäffen.

Euer Name macht ja irgendwie Sinn, klingt er doch nach Plastik, nach der Zeit, aus der eure Vorbilder stammen und die für mich einer gewissen Sterilität und eben dieser Neon- und Plastik-Ästhetik verbunden ist.

Na ja, unser ursprünglicher Name war THE ADHESIVES. Wir haben unter diesem Namen ein paar Konzerte gespielt, aber dann gemerkt, dass es in unserer Gegend schon eine andere Band gab, die so hieß. Zu der Zeit hatte sich Roxy schon das Pseudonym Roxy Epoxy zugelegt, und da machte THE EPOXIES einfach Sinn. Wir hatten ja zuerst an THE POLYMERS gedacht, aber EPOXIES hat eben das X in der Mitte, und das ist cool. Das ist die ganze Geschichte.

Wie sieht’s mit eurer Technik aus: Benutzt ihr altes Equipment? In einem Konzertbericht habe ich von diesem schrecklichen Umhänge-Keyboard namens “Key-Tar” gelesen...

Wenn du es genau wissen willst: Wir arbeiten mit Roland Juno-106, Roland SH-101 und Korg Poly-61, das sind alles Analog-Synthies aus den frühen Achtzigern. Ich bin zwar kein Purist und habe auch schon neueres Equipment ausprobiert, finde aber, dass das im Vergleich alles etwas dünn klingt. Dieser SH-101 ist in der Tat so ein ‚Key-Tar’-Dingens, und da wir mit dieser Band von Anfang an alles daran gesetzt haben, um jede Form von Coolness zu verhindern – scheinbar geht es vielen in der Punkszene ja nur darum, möglichst cool zu sein – war das eine logische Entscheidung, denn nichts ist uncooler als ein Umhänge-Keyboard.

Noch mal: Wie ging das denn los mit den EPOXIES?

Ende der Siebziger begann die Sowjetunion unter dem Eindruck einer wachsenden Kluft auf dem Gebiet der kulturellen Kriegsführung mit einem Crash-Programm zur Schaffung eines Elitekaders von Super-Rockstars. Unter Einsatz modernster Eugenik-Techniken und elektrischer Impulse wurden so die EPOXIES als ‚Underground’-Phänomen geschaffen. Während unsere Mainstream-Kontrahenten LEV HEART AND THE RED STARS die Moskauer Radioshows dominierten, bemühten wir uns um all die Nachzügler mit unserem quirky und doch auch dogmatischen New Wave-Styling. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das Programm dann leider eingemottet und wir mussten uns fortan als Rock-Söldner in Ost-Europa und Südost-Asien verdingen. Wir machten uns damit aber mit der Zeit zu viele Feinde und mussten uns daraufhin in die USA zurückziehen, wo ahnungs- und skrupellose Kapitalisten sich bereitwillig abzocken lassen.

Bei ein paar eurer Songs wie “Need more time” und “Molded plastic” ist der Gesang teilweise ganz schön jodelig, bei späteren Aufnahmen dann nicht mehr.

Stimmt, wir haben keine Angst vor dem ‚Yodel’, und wer weiß, vielleicht taucht er in der Zukunft auch wieder auf.

Ehrlich gesagt erinnert mich ja “Need more time” nicht unerheblich an “Kids in America” von Kim Wilde. Oder stecken da ganz andere Einflüsse drin?

Ich persönlich mag ja Kim Wilde, und jetzt, wo du es erwähnst: Stimmt schon, die Keyboard-Klänge klauen schon recht stark bei diesem Song. Was andere Einflüsse anbelangt, so könnte ich davon eine ganze Menge aufzählen, die dich nur wenig überraschen dürften, eben die in Sachen Punk und New Wave. Die weniger offensichtlichen sind frühe Garage-Sachen wie die MONKS – die amerikanischen –, Sixties- und Seventies-Pop, etwa ABBA, und Girlgroups wie die CRYSTALS und Ronnie Spector.

Was habt ihr für dieses Jahr für Pläne?

Wir wollen unbedingt nach Europa kommen, und dann arbeiten wir fleißig an neuen Songs, damit wir unser neues Album in Angriff nehmen können.