EMPLOYED TO SERVE

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Mehr ist nicht mehr

EMPLOYED TO SERVE lassen für ihr viertes Album das musikalische Chaos hinter sich und steuern mit „Conquering“ schnurstracks auf straighten Metal zu. Frontfrau Justine Jones brennt für dieses Genre wie am ersten Tag und weiß auch über positive Entwicklungen aus der Szene zu berichten – an denen sie selbst nicht ganz unbeteiligt ist.

Wir klingen jetzt deutlich gewaltiger“, stellt Jones fest. „Bisher waren wir eine Band, die Metal und Hardcore gemixt hat, jetzt ist es geradeheraus Metal. In unserer Jugend mochten wir SLIPKNOT, MACHINE HEAD, FEAR FACTORY – diese Art von Bands. Bei der neuen Platte wollten wir uns noch mehr in diese Richtung entwickeln.“ EMPLOYED TO SERVE genießen es hörbar, den Idolen ihrer Jugend ein Stück näher gekommen zu sein, aber auch die Gegenwart ist für die Band wichtig. Jones saugt alles auf, was ihr an Neuheiten in die Finger kommt. „Für mich ist es sehr wichtig, mich als Teil einer Metalband mit diesem Genre auseinanderzusetzen, denn es inspiriert und hilft dabei, die eigene Messlatte noch ein Stück höher zu legen. Wenn man sich abschottet, kann man leicht den Anschluss verlieren. Es ist ein Vorteil, wirklich in eine Sache vertieft zu sein, anstatt sie nur aus der Distanz heraus zu betrachten.“

Der Ausschlag für die musikalische Richtungskorrektur kam bei EMPLOYED TO SERVE dann aber doch von der Band selbst. „Wir haben festgestellt, dass die Songs auf unseren vergangenen Platten, die mehr in Richtung Metal gehen, für uns im Nachhinein spannender waren – sie haben auch live mehr Spaß gemacht. Außerdem hatten wir einen bestimmten Sound über zwei Alben gemacht und wollten nun etwas, das sich davon absetzt.“ Zudem liegt „Conquering“ eine grundlegende Erkenntnis zugrunde: „Früher haben wir eine ‚Je mehr desto besser‘-Attitüde gelebt. Alles sollte möglichst eigenartig klingen, mit abwegigen Timings und möglichst vielen Riffs in einem Song. Das hat auf jeden Fall Spaß gemacht, mittlerweile wissen wir aber, dass mehr eben nicht besser ist“, so Jones.

Während EMPLOYED TO SERVE sich in der Szene umsehen oder an ihren Vorbildern orientieren, wie oft passiert es andererseits ihrer Frontfrau, dass sie als Vorbild für junge Musikerinnen dient? „Sehr häufig. Sie fragen mich nach Tipps, wie man seine erste Band gründet, und solche Sachen. Mich macht es sehr glücklich, dass ich für sie da sein kann, denn als ich gestartet bin, gab es nicht so viele Frauen in der Szene. Mittlerweile sieht man sehr viel häufiger, dass Frauen involviert sind, mit dem Ergebnis, dass so etwas wie eine Normalisierung stattgefunden hat. Und so denken junge Frauen gar nicht mehr so viel darüber nach, ob sie das auch können.“ Vielleicht entsteht auch weniger oft der Eindruck, dass Frauen sich auf eine gewisse Weise stylen und kleiden müssen, um in der Metal-Szene eine Chance zu haben. „Genau richtig“, bestätigt Jones. „Ihnen wird nicht mehr das Gefühl vermittelt, dass sie ihre Körper verkaufen oder einem bestimmten Look entsprechen müssen – es geht nur um Talent.“