Neil, Sänger der russischen Black-Metal-Band, erzählt uns ein wenig über seine Heimat, die Nähe zu Finnland und warum seine Band das Album „Immemorial Existence“ auch auf Kassette veröffentlicht hat.
Ihr kommt aus St. Petersburg. Ich muss zugeben, russische Bands finden selten den Weg in unser Heft. Wie ist die Szene bei euch? Oder besser: die Metal-Szene?
Wir haben einige spannende Orte in Russland, in denen harte Musik gespielt wird. In den letzten fünf Jahren kamen ei paar tolle Black-, Death- und Heavy-Metal-Alben aus Russland. Mit Konzerten sieht es, natürlich, gerade wegen des Corona-Virus eher mau aus, aber das gilt wohl für überall.
St. Petersburg ist nicht so weit von Finnland entfernt. Denkst du, die skandinavische Musikszene hat großen Einfluss auf euch?
Ja! Finnland ist wunderschön und sehr nah, wann immer es möglich ist, fahren wir als Fans rüber, um Festivals zu besuchen. Wir haben ja selber noch keine Konzerte gespielt. Und natürlich ist der Einfluss, den Skandinavien auf uns hat, enorm. Daher stammt überhaupt unser Verlangen, Musik zu komponieren und EDOMA zu gründen.
Euer Album wurde bereits auf Kassette veröffentlicht. Das klingt irgendwie komisch, wo sich doch heute alles um Streams und Playlisten dreht. Ist die Kassette in Russland noch mehr ein Ding? Oder ist es eher wie hier, dass das mehr ein Sammlerobjekt ist.
Wir haben zusammen mit dem englischen Label Analög Ragnarök eine kleine Edition von Kassetten produziert, und die Dinger sehen super aus! Und ja, die Kassette lebt durchaus noch und es scheint mir, als wüchse die Nachfrage danach. Natürlich hören viele Leute Musik nur noch als Stream, aber ich gehöre zum Beispiel nicht dazu. Ich bevorzuge das physische Medium. Es ist ein ganz anderes Ritual, Musik zu hören, der ganze Vorgang macht mir Spaß. Es versammelt die gesamte Arbeit von vielen Menschen, dem Musiker, Songwriter, Tontechniker bis hin zu Freunden, die vielleicht einen Rat gegeben haben oder auf der selben musikalischen Wellenlänge sind. Und natürlich wird es immer Menschen geben, die Kassetten sammeln. Ich mag Kassetten, vor allem wenn sie so schön designt sind und klingen wie Bombe.
Wie landet man als russische Band auf einem niederländischen Label?
Wir bekamen im August das Angebot von Petrichor, sie boten uns einen Vertrag an und wollten „Immemorial Existence“ auf Vinyl, CD und Kassette veröffentlichen. Das hatten wir wirklich nicht erwartet und waren sehr glücklich über so ein Angebot und haben natürlich zugesagt. Wir erhoffen uns davon, dass das Album mehr Menschen erreicht, was wiederum für uns eine große Motivation bedeutet, an neuem Material zu arbeiten.
Was plant ihr für 2021?
Wir wollen auf jeden Fall unser erstes Konzert spielen. Wir bereiten uns gerade darauf vor, arbeiten an unseren Fähigkeiten. Außerdem basteln wir an neuen Songs, was sich langsam zu einem Album entwickelt. Ich denke, es wird bald eine Single mit den neuen Sachen geben. Wir werden sehen. Es war ein hartes Jahr für alle.
© by Fuze - Ausgabe #86 Februar/März 2021 und Dennis Müller