DYING WISH

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Nicht mehrunsichtbar

DYING WISH aus Portland wurden schon mit reichlich Vorschusslorbeeren überschüttet, nun steht das Debüt „Fragments Of A Bitter Memory“ an. Sängerin Emma Boster gibt uns Auskunft.

Ihr kommt aus Portland, wie haben die „Black Lives Matter“-Proteste von 2020 das Album, die Band und dich persönlich beeinflusst?

Die Bewegungen, die hier in Portland existieren, haben uns definitiv dazu inspiriert, uns weiter zu radikalisieren, aber wir sind uns bewusst, dass dieses Leiden auf unserem Boden schon seit der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika stattfindet. Und die Zukunft ist absolut entmutigend, wenn wir nicht weiter für Veränderungen kämpfen, ich glaube, die meisten von uns sind sich der Schwere dessen, womit wir es zu tun haben, nicht bewusst. Das übergreifende Thema des Albums ist Leiden und Unsicherheit, und jedes Stück auf dem Album hat aufgrund unseres derzeitigen sozioökonomischen und politischen Klimas mit Gewalt zu tun. Für mich ist es kathartisch, über diese Abgründe zu schreiben, auch wenn ich immer noch Angst vor der Ungewissheit der Zukunft habe.

In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass Hardcore und Metal immer vielfältiger geworden sind – es gibt viel mehr Frauen und BIPoC in der Szene und in Bands. Hast du auch diesen Eindruck von der Szene? Gibt es eine Veränderung? Und wo müssen wir härter arbeiten, um die Szene besser zu machen?
Es gab schon immer BIPoC und Frauen/Queers in der Hardcore-Szene. Aber seit ein paar Jahren scheint es, als ob wir endlich sichtbar geworden sind. Der Beitrag, den die Randgruppen im Laufe der Jahre zu unserer Subkultur geleistet haben, wurde häufig übersehen, unterdrückt oder ausgelöscht. Ich denke, jede lokale Szene hat ihre eigene Dynamik und ihre eigenen Probleme, die entsprechend angegangen werden müssen. Vor ein paar Jahren hat die Szene in Portland zum Beispiel auf die öffentliche Thematisierung missbräuchlichen Verhaltens reagiert, indem ein Club für Frauen und Queers gegründet wurde, damit sie sich bei den Shows mehr einbezogen fühlen. Wir veranstalteten Workshops zum Thema „Einwilligung“, gaben Zines heraus und waren auf den Veranstaltungen mit Infotischen präsent, um einen Raum für diejenigen zu schaffen, die sich zuvor unsicher gefühlt hatten. Der Club löste sich nach nur etwa einem Jahr auf, aber die Nachwirkungen dieser Aufklärungsarbeit sind hier bis heute zu spüren. Ich sage nicht, dass jede Szene so ein systematisches Vorgehen braucht, aber ich glaube, dass solche Fortschritte durch mehr gemeinschaftliches Handeln möglich sind.