DUBTARI

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Drei Sprachen in einem Song

Kennt noch jemand den schielenden Löwen Clarence und die Schimpansin Judy, den Tierarzt Dr. Marsh Tracy mit seiner Tochter Paula oder den immer mürrisch wirkenden Wildhüter Hedley aus der US-Fernsehserie „Daktari“? Die Namensvettern DUBTARI aus Hamburg sind seit über zehn Jahren in Sachen „Intercontinentaloffbeat“ unterwegs. So jedenfalls bezeichnen Quiandra (Gesang), Marcophone (Gesang), Szigalle (Keyborads), Ivo (Gitarre), Sören Balzer (Saxophon), Schü (Trompete), Bolze (Bass) und Robs (Schlagzeug) ihre Musik. Das aktuelle, dritte Album „Subkultur“ nahm ich zum Anlass, um mich einmal mit dem Sänger Marco zu unterhalten.

Der Bandname DUBTARI verleitet dazu, euch erst einmal unter Dub abzulegen.

Ursprünglich haben wir als Reggae-Band begonnen und Dub ist so ein bisschen dazugekommen, vor allem im Proberaum. Beim Jammen ist das dann sehr sphärisch und sehr dubbig. Irgendwann kam das dann so mit dem Namen und dem Wortspiel. Die eine oder der andere bei uns ist auch etwas älter und mit der Fernsehserie fanden wir das alle witzig. Viele kennen ja „Daktari“ gar nicht mehr. Die denken dann, Dub und Tari von Atari. Aus dieser Richtung kommt dann auch oft so eine Herleitung, gemeint ist aber die Fernsehsendung.

Wann seid ihr mehr in die Ska-Richtung gegangen?

Das war schon immer ein Thema. Bereits auf der allerersten Demoscheibe hatten wir „Too Much Pressure“ drauf, ein Cover von THE SELECTER. Das ist auch so ein bisschen mein Einfluss, ich habe immer Bock gehabt auf Ska. Ich habe auch früher schon immer gerne Ska gehört. Die alten britischen Sachen finde ich sehr geil, aber natürlich auch SKATALITES und so etwas. Am Anfang konnten die anderen damit nicht so richtig etwas anfangen, das hat sich mit der Zeit entwickelt. Wenn man sich chronologisch die Alben anhört, merkt man das. Beim ersten sind so zwei, drei Nummern drauf, beim vorletzten, „Gebongt,“ ist es schon häufiger mal Crossover, also mal Reggae, mal Ska, und bei dem neuen Album würden fünf, sechs Stücke unter dem Namen Ska durchgehen.

Eure Albumpräsentation in der Fabrik war fast ausverkauft, ich war überrascht, als ich die lange Schlange vor der Tür sah, denn das habe ich bei einer Hamburger Band selten erlebt.

Wenn wir da spielen, hatten wir schon immer ein volles Haus. Das ist natürlich auch für uns toll. Ich meine, wenn man ein Album macht, das kostet dann natürlich auch Geld und wir haben echt keinen Bock mehr auf Plattenfirmen. Gut, man muss irgendwie einen Deal machen, aber es ist nicht so, dass wir auf Teufel komm raus die Musikindustrie befriedigen und uns da eingliedern. Wenn man da so eine Möglichkeit wie die Fabrik hat, dann hat man schon fast die Platte raus. Da haben wir viel Glück. Das ist natürlich für jeden Musiker, der mal in der Fabrik vor vollem Haus daddelt, geil.

Das hat man auch gemerkt. Wie kamt ihr dazu, ein Label zu gründen?

Wir hatten ja vorher mit verschiedenen Plattenfirmen irgendwie Deals gemacht und das ist schon ein Ratrace. Man muss man schon sehr suchen, bis man musikerfreundliche Labels findet und Plattenfirmen hat, die einen nicht über den Tisch ziehen. Man muss gucken, dass es für beide Seiten fair ist. Das Glück hatten wir bisher nicht, und das war dann auch der Grund, warum wir gesagt haben „Das machen wir jetzt selber“ – und: wir bereuen nichts, hehe. Man muss dazu sagen, dass Chris von Soulfire uns unter die Arme greift und Promo für uns macht. Aber diese Grundidee, alles selbst zu machen, das kann ich letztendlich jeder jungen Band nur raten, bevor sie bei irgendwelchen Plattenfirmen irgendeinen Blödsinn unterschreiben. Letztendlich kommt es natürlich darauf an, was man will. Auf der einen Seite sind wir natürlich deswegen auch ziemlich bekannt geworden. Das gab ja diesen Rap-Reggae-Hype mit SEEED und wir waren gerade bei dem Label, die vorher SEEED gemacht hatten und waren da die Nachfolgeband. Da hieß es denn immer: „DUBTARI, das sind SEEED aus Hamburg.“ Das ging auf einmal richtig ab mit Summerjam und Anfragen hier und da, ohne Ende durch Deutschland getourt, in Österreich Touren gespielt und so weiter. Das hatte natürlich Vorteile. Auf der anderen Seite ist das eine ganz andere Geschichte, wenn da Universal im Spiel ist. Das ist dann Business und wenn man da keine Ahnung hat – und wir hatten keine Ahnung –, kann man damit ziemlich auf die Fresse fallen.

Arbeitet ihr alle nebenbei, macht ihr Musik als Hobby?

Da kann ich nur für mich sprechen. Es ist so, dass vier, fünf von uns von der Musik leben, natürlich nicht von DUBTARI alleine, sondern die machen das, was man als Musiker so macht: in irgendwelchen Bands anheuern und viel unterrichten. Was ich ganz geil finde, ist, dass es einen super Support in der Reggae- und Ska-Szene gibt und dann auch mal ein Gitarrist oder Schlagzeuger aushilft. Der Robs von uns spielt jetzt bei NO LIFE LOST und hilft da aus. Im Gegenzug kann man mal anfragen, wenn wir einen Auftritt haben und unser Gitarrist weg ist. Da tauscht man sich dann aus. Ivo spielt zum Beispiel auch bei SAM RAGGA, das ist die Band, die hinter den ganzen Reggae-Geschichten von Jan Delay steht.

Ich stelle mir vor, dass es nicht immer einfach ist, alles unter einen Hut zu kriegen. Konzerte am Wochenende, Arbeit, Privatleben – und das bei neun Leuten.

Na ja, achteinhalb. Javama, also Syafril, ist jetzt nach Berlin gezogen. Er war auch eine ganze Zeit in Indonesien, wo er herkommt. Aber bei den größeren Sachen ist er dabei – und natürlich, wenn wir in Berlin spielen. Gut, man muss schon gucken, aber wir sind nun mal eine Hobbyband und das bedeutet natürlich, dass da andere Dinge vorgehen. Wenn mal etwas Wichtiges bei einem ist, gibt es Leute, die aushelfen. Wenn ich jetzt mal ausfallen würde, wäre es natürlich schwierig. Wir spielen nicht in halber Besetzung. Wir müssen es halt auch nicht. Das ist der Vorteil im Gegensatz zu früher, wo uns jemand im Nacken saß und sagte, ihr müsst jetzt aber spielen. Das ist jetzt alles lockerer. Wir suchen uns die Sachen aus, wie zum Beispiel das Schanzenfest oder Antifa-Supports, auf die wir Bock haben. Das machen wir und es ist egal, ob wir da richtig viel Cash kriegen, da geht es um die Sache. Nach zehn Jahren haben wir es geschafft, das in Einklang zu bringen.

Zum Schluss noch einmal zur Musik. Sehr markant ist bei euch der Wechselgesang. Auf dem neuen Album „Subkultur“ singt ihr auf Deutsch, Englisch und Spanisch.

Eigentlich kommt da sogar noch Indonesisch dazu. Es war schon immer die Grundidee, dieses Dreisprachige fanden wir echt und interessant. Der Nachteil ist natürlich, dass es nicht jeder versteht und bei drei Sprachen in einem Song zeigt einem die Musikindustrie auch einen Vogel, aber was soll’s, wir haben da Bock drauf.