DOFLAME

Foto© by Elissa Gallant

Brampton Hardcore represent

Mateo Naranjo ist DOFLAME. Ein Hardcore-One-Man-Projekt, das aber doch auch Teil einer aufblühenden kanadischen Szene ist. Mateo erklärt uns, wie sein Album „Bent“ entstanden ist.

Mit welcher Musik bist du aufgewachsen?

Mein Vater stand schon immer auf Dance-Musik und House und so, und er hat Musik im Auto laufen lassen, und wir haben einfach im Auto gerockt, und das war immer super. Aber er war auch ein großer Mixtape- und 1980er-Jahre-Typ. Er lebte in Miami in den 1990ern und war immer irgendwie in den Clubs unterwegs. Und so hörte er eine gute Mischung aus Rap und House. Und dann meine Mutter, sie war Punk gewesen, als sie jünger war, das war einfach großartig, und ich denke, das erklärt irgendwie jetzt auch meine Musik. Sie meinte: „Klar solltest dir die Haare färben“. Das ist cool, sie ist toll. Sie ist immer noch großartig und sehr hilfsbereit und sehr ... Ich weiß nicht, sie hat mich auf viele Sachen gebracht, in diesem Sinne ist sie sehr einflussreich. Ich bin also in vielerlei Hinsicht sehr dankbar für sie beide.

War das deine erste Verbindung zu Hardcore?
Die Mutter von meinem besten Freund als Kind war auch Punkerin. Ich habe ihn kennen gelernt, als ich drei Jahre alt war, wir haben in der gleichen Gegend gewohnt und wir waren einfach unzertrennlich. Sein Vater arbeitete als Roadie für die RAMONES und war einfach super drauf. Er ist mit Bands auf Tour gegangen und hat sein Ding gemacht. Er war wirklich cool, er hatte Tattoos und ich bewunderte ihn sehr. Und seine Mutter war auch so ähnlich. Sie war ein bisschen älter als meine Eltern. Sie war in den 1970er Jahren in Toronto unterwegs gewesen und auf Konzerte gegangen. Und so trug sie immer Original-T-Shirts von THE CRAMPS oder SEX PISTOLS. Es war einfach so, dass ich mit meinem Freund aufgewachsen bin und Skateboard gefahren bin und bei ihm Platten angehört und Geschichten über die 1970er Jahre und die Punk-Kultur von Toronto gehört habe.

Bei Hardcore denkt man oft an New York oder San Francisco, die Bay Area und so. Ich weiß also nicht viel über die aktuelle Szene in Toronto oder Kanada. Klar, es gibt ein paar große Namen wie COMEBACK KID oder so. Das sind große Hardcore-Bands. Gibt es denn noch eine große Szene in Toronto?
Was die lokale Szene und so angeht, vor Corona gab es eine lebendige Szene in Toronto. FRICTION sind eine großartige Band, die man erwähnen sollte. Und Hardcore war gerade so richtig im Kommen, genau wie Skateboarding, diese Dinge sind so großartig und passen so gut zusammen. Und es gab einen wirklich großen Zustrom von Hardcore-Bands nach Toronto und eine Menge Kids, die neue Projekte starteten und mit Leidenschaft dabei waren, was wirklich aufregend war und den Weg für DOFLAME und einige Projekte meiner Freunde geebnet hat. Und hier kommt nun Brampton ins Spiel, das ist ein Vorort von Toronto. Weil Toronto damals sozusagen stillgelegt wurde, haben viele Kids in den Vororten angefangen, Projekte außerhalb von Toronto zu machen. Und jetzt gibt es diese verrückte Szene in Brampton, die sich irgendwie durchgesetzt hat. Es ist nur eine 30-minütige Autofahrt entfernt von Toronto, es ist ziemlich verrückt. Ich denke, das scheint der Ort zu sein, von dem aus die größten Shows in Toronto gebucht werden, es sind sicher immer ein paar Bands aus Brampton dabei.

Das muss toll sein, Teil einer Szene zu sein, die gerade aufblüht und wächst, mit so vielen Bands. Hast du das Gefühl, dass es dich auch bei deiner Arbeit beeinflusst hat?
Auf jeden Fall, ja. Auf meiner Platte geht es viel um die Gemeinschaft, die wir haben, und um die Bedeutung von Leuten, die einfach die Leidenschaft teilen und etwas für unsere Kultur tun wollen. Und ich denke, das spiegelt viel wider von unserer Szene und Brampton. Also ganz bestimmt, ja. Diese Szene trägt wirklich dazu bei, dass Musik entsteht. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, das will ich damit sagen, glaube ich. Die Umstände und alle Leute um einen herum beeinflussen einen, es ist schwer, wenn man es ganz alleine versucht. Und das ist es, was Hardcore im Grunde immer für mich bedeutet hat, etwas mit Freunden gemeinsam zu tun. Wenn du siehst, dass jemand hinfällt, hebst du ihn auf oder ein anderer Freund tut es, richtig? Es ist so gemeinschaftsorientiert. Ohne einander bleibt wirklich nicht viel.

Dabei steckst du ja alleine hinter DOFLAME, es ist keine Band.
Ich mag es wirklich, dabei auch unabhängig zu sein. Ich glaube nicht, dass ich mir jemals, zumindest für DOFLAME oder für ein bestimmtes Projekt, eine Art von Zusammenarbeit zu zweit oder zu dritt vorstellen könnte. Ich bin ein sehr visueller Typ, und ich habe einen sehr spezifischen Look und eine bestimmte Art, Dinge anzugehen, die ich erreichen will. Und manchmal finde ich, dass es das DOFLAME-Image auch ausmacht, und ich denke, so ist es perfekt für das, was es ist. Es ist so viel von Community in den Videos von DOFLAME zu sehen. Wenn ich mit Leuten spreche, sagen sie oft, es ist wirklich lustig, weil ich mich so sehr um die Hardcore-Gemeinschaft kümmere, aber ich bin nur ein Typ. Und ich sage dann, es ist eine Art sich zu positionieren. Meine Band sind alle so enge Freunde und wir spielen auch alle in den Bands der anderen, machen sozusagen das Gleiche. Ich spiele in der Band meines Bassisten, wo auch nur er alleine das Sagen hat, und auch mein Gitarrist hat sein eigenes neues Metal-Projekt. Und er ist auch mein Produzent. Und ich habe die alte Platte auch mit meinem Bassisten gemacht. Es ist also so, dass wir alle die Songs kennen, wir sind alle aus dem selben Ort, wir kennen uns schon so lange, dass es sich anfühlt, als wären wir irgendwie alle eine Band. Es fühlt sich immer noch sehr wie eine Band an, nur dass ich zum Glück mein eigenes visuelles Zeug machen kann, ich kann in dieser Hinsicht das Sagen haben.